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Thurnhof (Maria-Thurn)


Der Thurnhof könnte einst ein Wehrbau gewesen sein, der dem Schutz der Grünburg gedient hatte. Daneben hatte er wohl auch eine Funktion zur Kontrolle der daneben vorbeiführenden Gitschtalstraße. Mit Henricus der Turri wird er 1342 erstmals urkundlich erwähnt. Im späteren 14. Jahrhundert gibt es weitere Nennungen. Angeblich war der Thurnhof für Kaiser Maximilian I ein beliebter Stützpunkt für seine Jagdausflüge in der Umgebung. In einem Urbar der Pfarre Hermagor von 1533 scheint ein Wastl von Thurn auf. 1616 belehnte Erzherzog Ferdinand den Hermagorer Bürger Gregor Roßbacher mit dem Hof. Christoph Roßbacher verkaufte ihn dem Abt Konstantin des Klosters Arnoldstein. 1702 veräußerte Abt Amandus den Thurnhof an Jakob Adam Grössing, der als Steuereinnehmer in Lessach tätig war. Die Familie Grössing stellte mehrere Pfleger der benachbarten Grünburg. 1708 wurde sie geadelt. Die Herren von Grössing dürften bereits 1570 im Besitz des Thurnhofes gewesen sein. Ihr auf Holz gemaltes Wappen mit dieser Jahreszahl hat sich über dem Hochaltar der benachbarten kleinen Wallfahrtskirche erhalten. 1786 verkaufte Leopold Anton von Grössing den Thurnhof an den Baumeister Johann Seebacher. Zu den Besitzern des 19. Jahrhunderts zählte auch Maximilian Lackner, dem die Brauerei Hermagor gehörte. 1870 ging der Bau in bäuerliche Hände über. Derzeit gehört er der Familie Lampersberger.

Der Thurnhof besteht aus dem eigentlichen Turm und einem an seiner Westfront angebauten zweigeschossigen Wohnhaus. In seiner heutigen Form scheint er in der Renaissancezeit ein befestigter bäuerlicher Wohnbau gewesen zu sein. Auf einem Tram der gut erhaltenen Holzbalkendecke einer Stube des Wohnbaues ist die Jahreszahl 1593 eingeschnitten. Aus dem späten 16. Jahrhundert stammen auch die Reste einer Sgraffitoumrahmung eines vermauerten Fensters der Südfront. Der viergeschossige Viereckturm ist jedoch deutlich älter. Er stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts. Dieser ursprüngliche Wehrturm hat eine Seitenlänge von 6 x 7 m. Trotz seiner geringen Ausmaße ist er in seinen beiden unteren Geschossen bis heute bewohnt. Seine unverputzten Mauern sind, wie jene des Wohnhauses, aus Bruchsteinen errichtet. Die Kanten sind gequadert. Die wenigen kleinen Fenster dienten als Schießfenster zugleich der Verteidigung. An der Westseite ist im dritten Geschoß eine vermauerte Schlitzscharte zu erkennen. Im obersten Stockwerk dürfte sich ein Wehrgang befunden haben. Balkenreste an der Nord- und der Westseite lassen darauf schließen. An der Ostseite des Turmes befand sich eine große segmentbogige Öffnung, die später vermauert wurde. Die Anlage besaß weder einen Graben noch eine Ringmauer. In nächster Nachbarschaft des Thurnhofes liegt die Filialkirche Maria-Heimsuchung, die bis 1859 als Hauskapelle des Ansitzes diente. Sie wird bereits 1261 erwähnt, so dass die Möglichkeit besteht, dass der Thurnhof einen Vorgängerbau aus dieser Zeit hatte.

Lage: Kärnten/Gailtal – ca. 1 km nordwestlich von Hermagor

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.03.2010