ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Stockerau - Belvedereschlössl


Das sog. Belvedereschlössl ist ein typisches Lustschloss, wie es in der Barockzeit üblich war. Zwar weisen im Keller aufgefundene Reste von Bruchsteinmauern auf einen Vorgängerbau hin, doch ist über diesen nichts bekannt. Das Schlösschen gehörte zum Rittergut Freysegg, das im 16. und 17. Jahrhundert im Besitz der Grafen Volkra war. Sitz der Herrschaft war der Volkrahof bzw. das Stefkyhaus in Stockerau. 1672 ging sie an Anton Graf Palffy über. Dieser verkaufte 1688 an die Familie Albrecht von Albrechtsberg. Ein Mitglied dieser Familie wird als Erbauer des Belvedereschlössls vermutet. Manche Lokalhistoriker sehen aber auch den Grafen Palffy als Bauherrn. Das Gelände um das kleine Gebäude war damals noch völlig unverbaut, so dass es als barocker Garten gestaltet werden konnte, der seine Dominante durch das Belvedereschlössl erhielt. Dieses war ein reines Gartenbauwerk und nicht als Wohnsitz geplant. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde es durch einen Umbau erstmals verändert. 1780 ging es durch Kauf an die damalige Marktgemeinde Stockerau über. 1882 wurde im längst zerstörten Garten die Maschinenfabrik Weipert errichtet, die 1933 wieder abgerissen wurde. Danach wurde das Areal parzelliert und weitgehend verbaut. 1983 beschloss die Stadtgemeinde, ihr barockes Kleinod nicht weiter verfallen zu lassen und es zu restaurieren. Der noch verbliebene Rest des Gartens wurde wieder barockisiert. Heute ist das Belvedereschlössl das bedeutendste Kulturzentrum der Stadt, in dem jährlich etwa 60 Veranstaltungen stattfinden. Im Keller ist das Bezirksmuseum untergebracht. Der Dachboden wurde zur Galerie umgebaut.

Der Bau hat einen annähernd quadratischen Grundriss. Seine Schauseite ist nach Süden gerichtet. Sie ist fünfachsig und heute dreigeschossig. Die Gebäudeecken sind turmartig gestaltet. Wie die Außenfenster der dreigeschossigen Türme im obersten Stock zeigen, war das Schlössl ursprünglich lediglich zweigeschossig. Es wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgestockt. Damals wurde auch das Flachdach durch das heutige gestufte Mansardendach ersetzt. Der Umbau hatte aber die Proportionen des kleinen Schlösschens ungünstig verändert. Das Erdgeschoß ist zwischen den Türmen als elegante Loggia gestaltet. Drei Rundbögen stützen sich auf toskanische Säulen. In der Mitte der kleinen Vorhalle führt ein steingerahmtes Rechteckportal ins Innere. An der barocken Holztür haben sich die originalen Beschläge mit dem Türklopfer erhalten. Über dem Eingang zeigt eine große bemalte Stuckkartusche vom Ende des 17. Jahrhunderts ein mit Früchten gefüllten Hörnern geschmücktes Wappen. Die Brüstung des darüber befindlichen Balkons war 1983 bereits zerstört, wurde aber rekonstruiert. Die Fenster des ersten Stocks weisen segmentbogige Verdachungen und rechteckige Parapetfelder auf. Jene des obersten Geschosses sind wesentlich kleiner, quadratisch und schmucklos. Die anderen Fassaden sind ähnlich gestaltet. An der Nordfront haben sich die barocken schmiedeeisernen Fenstergitter erhalten. Durch das Portal gelangt man in die tonnengewölbte Sala Terrena, deren Decke schweren barocken Stuck aufweist. Die übrigen Räume sind flach gedeckt. Im Ostturm ist eine Wendeltreppe eingebaut, die zu den Obergeschossen führt. Die dortigen Zimmer sind mit floralen Jugendstilmalereien geschmückt. In einem Raum des ersten Stocks wurden 1983 Reste von Architekturmalereien aus der Zeit vor 1700 freigelegt.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – 2000 Stockerau, Belvederegasse 3

Besichtigung: das Bezirksmuseum ist an Sonn- und Feiertagen von 09.00 bis 11.00 geöffnet


Weitere Literatur:


02.03.2010