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Weildegg (Waldegg)


Um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebte in Villach die angesehene Bürgerfamilie Weiland. Hans Weiland d. Ä. war Handelsherr und an den Bleiburger Bergwerken beteiligt. Seinen Reichtum stellte er zum Teil dem durch die Türkenkriege finanziell geschwächten Erzherzog Karl von Innerösterreich in Form von Krediten zur Verfügung. Dies erwies sich als geschickte Investition, da sie ihm die Erhebung in den Adelsstand bescherte. 1569 baute er seinen Gutshof zum Schloss um und nannte es nach seiner Familie Weylandegg oder Weildegg. Seine Enkelin Cordula verkaufte den Ansitz 1618 an David von Neuhaus zu Ehrenhausen und Greifenfels. Zu den weiteren Eigentümern des 17. Jahrhunderts gehörten Maximilian von Jabornig, Andreas Kulmer zu Rosenpichl (1648) und dann Erasmus Lang, der Weildegg von 1659 bis 1669 besaß. Er war mit Maria von Fromiller verheiratet. David von Fromiller kaufte ihr 1670 die Herrschaft ab. Von 1673 bis 1700 gehörte Weildegg dem Franz Freiherrn von Aschau und dessen Sohn Franz-Andreas. Als nächster Schlossherr trat 1773 Johann-Anton Gängl von Ehrenwert in Erscheinung. Er war Steuereinnehmer im Gailtal. Aus finanziellen Gründen musste dieser 1793 das Schloss an Gottfried von Findenigg verkaufen. Auch diesem wurde die Schuldenlast zu hoch und Weildegg wurde 1806 an den Marktrichter von Mauthen, Josef Hanser, veräußert. 1818 gelangte der Besitz an den Würmlacher Wirt Philipp Turner. Durch Heirat und Adoption kam er an die Familie Pichler, die das Schloss bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts behielt und hier wie ihre Vorgänger eine Landwirtschaft betrieb. Derzeit gehört es der Familie Aichwalder. Einige Räume werden im Sommer als Ferienwohnung vermietet. Gelegentlich steht das Gebäude für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.

Das Renaissanceschloss liegt neben der Pfarrkirche von Würmlach. Es ist ein typischer Kärntner Ansitz des 16. Jahrhunderts. Der zweieinhalbgeschossige kubische Bau wird an seinen vier Ecken von deutlich vorspringenden Rundtürmen eingefasst. Diese haben die gleiche Höhe wie der Hauptbau. Ihre kegelförmigen Dächer sind mit Blech gedeckt, während das Walmdach des Hauses eine Ziegelbedeckung aufweist. Früher war es mit Holzschindeln gedeckt. Das Gebäude besteht aus verputztem Bruchsteinmauerwerk. Die Schauseite ist nach Osten gerichtet. Das Attikageschoß dürfte als Speicher gedient und möglicherweise noch eine Wehrfunktion gehabt haben, worauf vereinzelte Schlüsselscharten an den Türmen hinweisen. Auch die kleinen Fenster des Wohngebäudes im Attikageschoß dürften einmal Schießfenster gewesen sein, aber bei einer Renovierung im 18. oder 19. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen erhalten haben. Optisch werden die beiden oberen Stockwerke vom Erdgeschoß durch ein wulstartiges Gesims getrennt, das auch die Türme einbezieht. Über dem westlichen und dem östlichen segmentbogigen Portal sind große rundbogige Doppelfenster zu sehen, die eine toskanische Mittelsäule aufweisen und von Pilastern eingefasst sind. Die übrigen Fenster sind wesentlich kleiner und nahezu quadratisch. Alle Fenster und Türen sind von grauen sgraffitoartigen Bändern umgeben, die eine Steineinfassung imitieren. An der Hauptfront befindet sich über den Mittelfenstern eine gut erhaltene dreiseitige Pechnase, die drei schöne Schlüsselscharten zeigt und auf schmalen Konsolen vorkragt. Das Obergeschoß enthält zwischen den beiden Doppelfenstern einen gewölbten „Rittersaal“, der mit den gemalten Wappen der Familien Kulmer und Gängel-Ehrenwert geschmückt ist. Sie sind mit 1648 bezeichnet.

Lage: Kärnten/Gailtal – ca. 2 km südöstlich von Kötschach-Mauthen

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.weildegg.com


Weitere Literatur:


24.02.2010