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Prankh


Das heutige Schloss dürfte bereits im 11. Jahrhundert entstanden sein. Damals bestand es allerdings nur aus einem Turm, der von einem Wassergraben umgeben war. Die hier sitzenden Gefolgsleute der Hochfreien von Traisen-Feistritz nannten sich „de Branka“ bzw. „von Prankh“. Nachdem ihre Dienstherren ausgestorben waren, wurden sie Ministeriale des Landesherrn. Die Familie Prankh gehört zu den ältesten Adelsgeschlechtern Österreichs. Sie besitzt heute noch u. a. die Schlösser Pux und Hautzenbichl in der Steiermark. 1135 wird ein Wolfgar de Branka urkundlich erwähnt. Unter den Prankhern erfolgte zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein Ausbau der Wehranlagen, indem unmittelbar neben dem Turm ein weiterer Bau errichtet wurde. Dieser dürfte relativ selbständig gewesen sein, da im Mittelalter immer von den beiden Schlössern Prankh die Rede ist. Lediglich der Wassergraben und die darüber führende Zugbrücke waren gemeinsamer Besitz. Vermutlich lebten hier zumindest zeitweise zwei verschiedene Linien der Familie. Nachdem 1425 die Prankher die mit ihnen verwandten Puxer beerbt hatten, bevorzugten sie ihre neuen Besitzungen im oberen Murtal. Ein Zweig bewohnte aber weiterhin Schloss Prankh. Dieses dürfte recht gut bewehrt gewesen sein, denn als 1480 türkische Streifscharen die Umgebung verheerten und zahlreiche Bauern massakrierten, wagten sie es nicht, Prankh anzugreifen. Nach 1551 erbte der eingeheiratete Ludwig Stürgkh von Plankenwart die Herrschaft. 1562 wurden die einzelnen Bauten in ein einheitliches Renaissanceschloss zusammengefasst. Stürgkhs Söhne verkauften ihren Anteil 1578 an Conrad von Hohenburg, der ebenfalls Erbansprüche gestellt hatte.

Er konnte 1584 auch die restlichen Anteile an der Herrschaft erwerben. 1611 erbten die Freiherren Jakob, Christof und Ferdinand von Concin den Besitz. Dieser wurde zuerst 1614 an Hans Christof Prem, den Verwalter der Herrschaft Greifenburg, verpachtet und dann 1619 verkauft. Andree Eusebius Freiherr von Hojos erhob dagegen Einspruch und erreichte, dass Prankh ihm übergeben wurde. Ein Rechtsstreit wurde 1622 zu seinen Gunsten entschieden. Er war jedoch am Schloss gar nicht interessiert und übergab es noch im gleichen Jahr dem Stift Seckau. Dieses investierte nicht viel in den bereits heruntergekommenen Bau, so dass dieser 1782, als das Stift aufgehoben wurde, bereits fast verfallen war. Auch der steirische Religionsfonds, der die Stiftsgüter übernommen hatte, trug nichts zu einer Verbesserung der Situation bei. 1823 ersteigerte die Vordernberger Radmeister-Communität die Herrschaft, verkaufte sie aber schon drei Jahre später an die Gewerken-Familie Weinmeister auf Wasserleith. 1875 kam es zu einer neuerlichen Versteigerung. Erst Franz Meixner, der das Schloss schließlich kaufte, ließ es 1879 durch den Baumeister Carl Pissel aus Knittelfeld restaurieren. Der damit verbundene Umbau erfolgte aber wenig einfühlsam. Weitere Bauarbeiten, die zur Verschönerung des Gebäudes aber leider ebenfalls nichts beitrugen, folgten in den Jahren 1900/01 durch den neuen Besitzer Alexander Ritter von Leuzendorf. Nach dem Tod seiner Witwe ging es 1934 an deren Adoptivsohn Baron Camillo von Thalhammer über. Sein heutiges gepflegtes Aussehen erhielt Schloss Prankh nachdem es der Industrielle Alfred Hamker 1963 übernommen hatte. Derzeit gehört es seinem Sohn Michael Hamker.

Das einstige Wasserschloss liegt am Ostrand des gleichnamigen Dörfchens, das heute zu St. Marein gehört. Es war einst von einem breiten Wassergraben umgeben, von dem sich aber nur mehr Reste erhalten haben. Durch die in ihm betriebene Fischzucht trug er früher zu den Erträgen der Herrschaft bei. Das zwei- bis dreigeschossige Renaissanceschloss besteht aus zwei parallel verlaufenden schmalen Längstrakten, die durch zwei kurze Querbauten miteinander verbunden sind. Zentrales Gebäude ist ein Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert, der vermutlich aus dem ursprünglichen Wehrturm hervorgegangen ist. Der kleine Innenhof zeigt in den beiden unteren Geschossen der ihn umgebenden Bauten seit 1582 fünf Renaissance-Arkaden, doch kommen diese durch die historistischen Ausbauten der Jahre 1879 und 1901, die wie das damals errichtete Treppenhaus den Hof wesentlich verengt hatten, nur mehr eingeschränkt zur Geltung. An der Rückseite springt ein Flügelbau halbkreisförmig vor. Die Fenster in den glatten Fassaden sind modern. Der Zugang zum Schloss liegt im Westen, wo sich ein Torgebäude mit einem kleinen Turm befindet. Die Innenräume sind gepflegt eingerichtet und mit Familienporträts ausgestattet. In der Ecke eines Salons hat sich ein schöner farbiger Kachelofen erhalten. Der Schlossweg ist mit großen barocken Sandsteinvasen geschmückt. Etwa 70 m neben dem Schloss liegt ein großer Meierhof.

Lage: Steiermark/Murboden - ca. 10 km nordöstlich von Knittelfeld

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


22.02.2010