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Unken - Oberrain


Oberrain war nie Adelssitz und ist daher im strengen Sinn kein Schloss. Auf Grund seines Aussehens und seiner Lage wird es aber allgemein zu den Salzburger Schlössern gezählt. Es wurde im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Damals war es ein Bauernhof, der später Seidlgut genannt wurde. Er war mit einer Wirtshauskonzession ausgestattet, die um 1400 auf eine neu errichtete Taverne übertragen wurde. Noch 1830 führte die von Bayern kommende Landstraße zwischen dem heute nicht mehr existierenden Hof und der Taverne nach Süden. Grundherr war bis 1848 das Fürsterzbistum Salzburg. Seit Beginn des 15. Jahrhunderts sind die bäuerlichen Besitzer namentlich bekannt. Die Familie Seydl saß hier bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Unter Georg Entgruber wurden Hof und Taverne 1575 an verschiedene Personen verkauft. Konrad Leyrer, ein Wirt aus Unken, konnte wenige Jahre später beide Objekte wieder in seiner Hand vereinen. Das Seidlgut blieb nun ca. 200 Jahre lang bei der Familie seines Schwiegersohnes Matheus Metzger, bevor es 1819 durch Heirat an Nikolaus Rainer überging. 1890 erwarben Josef Mayergschwentner und Johann Stainer den Besitz, der sich mittlerweile in ein viel besuchtes Heilbad verwandelt hatte. Noch im gleichen Jahr kaufte ihn der deutsche Kunstdüngerfabrikant Hermann Schmidtmann. Ihm gehörte bereits der Grubhof bei Lofer. Er gab der ehemaligen Taverne ihr heutiges herrschaftliches Aussehen. Seine Tochter Florence von Poser, die das nunmehr Oberrain genannte Gut 1923 übernommen hatte, musste es 1940 an die NS-Volkswohlfahrt Berlin abtreten, die die Gebäude zu einem Müttererholungsheim ausbaute. Nach Kriegsende erhielt Frau von Poser das Gut wieder zurück, verkaufte es aber 1956 der Salzburger Landesregierung. Diese renovierte den Bau und vergrößerte ihn. Er diente zuerst als Kinderheim und –ferienlager. Heute ist Oberrain ein Ausbildungszentrum für Jugendliche.

Das schlossartige Gebäude liegt oberhalb der Bundesstraße 1, die von Lofer über das kleine Deutsche Eck nach Salzburg führt, auf einem markanten Geländerücken im Südteil von Unken. Das dreigeschossige Hauptgebäude trägt ein hohes Walmdach. Die ins Tal gerichtete Südfassade weist etwas außerhalb der Mitte einen zweiachsigen turmartigen Vorbau auf, der mit einem spitzen Zeltdach gedeckt ist. Sein oberstes Geschoß ist als Loggia ausgebildet. Ein doppelter Rundbogen wird durch eine Mittelsäule getrennt, wodurch ein arkadenartiger Eindruck entsteht. Die Fenster sind mit Stuckornamenten verziert. Ihre grünen Holzläden bilden einen hübschen Kontrast zur ansonsten recht einfach gehaltenen, weiß gefärbelten Fassade. Die einzelnen Stockwerke werden durch einfache Stuckbänder optisch getrennt. Die Nordfassade des Haupttraktes ist sechsachsig. Das rundbogige Eingangstor liegt in einem kleinen Vorbau. Sein Flachdach bildet eine Terrasse, die von einer Balustrade abgeschlossen wird. Unter der Dachtraufe ist neben der Jahreszahl 1796 ein Sinnspruch angebracht, der das Gebäude von allen Unglücksfällen beschützen soll. An der linken Seite des Haupttraktes schließt ein zweigeschossiger Erweiterungsbau an, aus dem ein Rundturm mit Zeltdach vorspringt. Die Fassaden wurden Ende des 19. Jahrhunderts neu gestaltet. Das Innere wurde durch mehrfache Umbauten völlig verändert und dem neuen Verwendungszweck angepasst.

Lage: Salzburg/Pinzgau – ca. 8 km nordöstlich von Lofer

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.02.2010