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Krems/Stein - Göttweiger Hof


Die Benediktinerabtei Göttweig erhielt bereits im Jahr 1083 ein Lehen in Stein, am gegenüber liegenden Ufer der Donau. Die Verwaltung der zahlreichen eigenen Weingärten in der Wachau und die Einhebung des Wein-Zehentes von den Untertanen wurden zu Beginn des 13. Jahrhunderts hier konzentriert. 1286 wird erstmals ein wehrhafter Wirtschaftshof urkundlich erwähnt. Er lag damals noch außerhalb der Stadtmauer, wurde aber später in diese einbezogen. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gab es eine Kapelle, die später vergrößert und ausgebaut wurde. Ende des 15. Jahrhunderts verpfändete Göttweig seinen Hof in Stein als Sicherstellung an den Mautner Weinhard Karlinger. Im 17. Jahrhundert wurde der Göttweigerhof umfassend umgebaut. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts verlor der Hof weitgehend seine wirtschaftliche Bedeutung, da er nur mehr das Gebiet um Krems zu betreuen hatte. Die Wirtschaftsgebäude wurden nach und nach in Wohnungen umgewandelt. Das Stift trennt sich erst 1839 von seinem Hof, der bald in den Besitz der Gemeinde Stein bzw. der heutigen Stadt Krems-Stein überging. 1927 konnten in der Kapelle sowie im Vorraum und dem anschließenden Oratorium Fresken aufgedeckt werden, die bis 1949 vollständig freigelegt wurden. In den Jahren von 1978 bis 1983 wurde der gesamte Baukomplex saniert und revitalisiert.

Der Göttweigerhof liegt im äußersten Nordosten von Stein. Der Zugang erfolgt entweder von Süden her durch die kurze Göttweigerhofgasse oder von der Stadtmauer an der Nordseite aus. Die Anlage besteht aus drei zweigeschossigen Trakten, die einen weiten unregelmäßigen Innenhof umgeben. Der Osttrakt grenzt unmittelbar an die Stadtmauer bzw. den alten Zwinger. Im Kern sind die Bauten noch mittelalterlich. Eine an den Südtrakt angebaute Freitreppe führt in eine kleine quadratische gewölbte Torhalle im ersten Stock. Der Nordtrakt weist einen weit vorspringenden Mittelrisalit auf, an den ein von zwei Flachbogen getragener offener Gang stößt. Bei der letzten großen Restaurierung konnte im Erdgeschoß ein großer romanischer Saal aufgedeckt werden. Sein Stichkappentonnengewölbe hat er erst im 18. Jahrhundert erhalten. Ursprünglich diente er als Granarium, also zur Lagerung von Getreide und Wein. Die Restaurierungsarbeiten brachten je ein frühgotisches Fenster an der Ost- und der Westseite zum Vorschein. Die Gebäude waren mit Schindeldächern versehen, die heute weitgehend durch Ziegelwalmdächer ersetzt sind. Sie ragen teilweise weit über die Fassaden vor. Im Westen grenzt der Hof an den Garten des ehemaligen Minoritenklosters. Das dorthin führende Gartentor wird von zwei Pfeilern flankiert, die einen geschwungenen Torsturz tragen.

Ein großer Teil des Südtraktes wird von der Marien-Kapelle im ersten Stock und dem zu ihr führenden Gang eingenommen. Unter ihr liegt die zur Hauptstraße führende spitzbogige Durchfahrt. Sie ist zur Hälfte flach gedeckt. An ihrer rechten Seite ist eine Segmentbogennische ausgespart. An der linken Seite führt eine rechteckige Tür mit Segmentbogen ins Innere. Das neben der Durchfahrt befindliche, ebenfalls spitzbogige Kapellenportal ist steingerahmt. Die Ostseite der Kapelle ist ganz, die Südseite teilweise verbaut. Auch die Westseite ist bis auf eine nur wenig in Erscheinung tretende Giebelwand verbaut. An der Nordseite erkennt man über der Durchfahrt zwei spitzbogige Fensterschlitze. Etwas weiter östlich sind weitere zwei schmale Spitzbogenfenster mit abgeschrägten Gewänden zu sehen. Die Kapelle wird von einem achtseitigen Dachreiter überragt. Das einfache Zeltdach mit dem Wetterhahn wurde erst im 19. Jahrhundert aufgesetzt. Darunter durchbrechen acht Spitzbogenfenster die Turmwand. Der Turmaufsatz ist mit türmchenartigen Eckverstärkungen ausgestattet. Im Inneren besteht die Kapelle aus einem länglichen Raum, der von einem Kreuzrippengewölbe überspannt wird. Die fünfseitige Apsis weist ein Sterngewölbe auf. Seine teils birnenförmigen, teils reicher profilierten Rippen ruhen meist auf Würfelkapitälen, die auf Wandkonsolen sitzen. Zum Teil verlaufen sie auf Wanddiensten bis zum Boden. Die vier Schlusssteine sind mit Blattmustern verziert. Das Langhaus wird im Süden durch zwei spitzbogige Fenster mit abgeschrägten Sohlbänken beleuchtet. Unter dem westlichen befindet sich eine doppelte Spitzbogennische. Die Wand- und Gewölbeflächen der Kapelle sind vollständig mit Fresken bedeckt, die zu den bedeutendsten frühgotischen Wandmalereien Österreichs zählen. Sie stammen aus der Zeit um 1305/1310. Gut erhalten sind aber nur die roten Vorzeichnungen der Konturen sowie die blauen Hintergründe, während die al secco aufgetragenen Farben weitgehend abgefallen sind. Unter dem östlichen Fenster ist eine tiefe rechteckige Nische mit abgeschrägten oberen Ecken ausgespart. Im Norden befindet sich eine spitzbogige Nische, in der eine Spitzbogentür liegt. Der Chorraum ist um einige Stufen erhöht, daher liegen auch die hier befindlichen zwei Fenster höher als jene des Langhauses. Im Norden führt ein Gang zur Kapelle, dessen westlicher Teil mit zwei Gratgewölben gedeckt ist, während der um vier Stufen niedrigere Ostteil zwei Kreuzrippengewölbe zeigt. Vom neben der Kapelle liegenden Oratorium aus konnte durch einen schmalen Wandschlitz das Geschehen am Altar verfolgt werden.

Ort/Adresse: 3504 Krems-Stein, Göttweigerhofgasse3 7

Besichtigung: meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.02.2010