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Treffen - Schloss Grottenegg


Die Herrschaft Treffen war vom 14. bis zum 16. Jahrhundert im Besitz der Liechtenstein. Das Schloss dürfte im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts unter Rudolf von Liechtenstein erbaut worden sein, als diesem die Burg Alt-Treffen zu unbequem geworden war. Es wurde damals Schneegkh genannt. Manche Historiker vermuten auch Georg von Seenuß als Bauherrn. Christoph von Liechtenstein war einer der sechs Ehemänner der reichen Anna Neumann von Wasserleonburg. Als diese 1624 starb, erbte die Herrschaft Treffen ihr Urgroßneffe Christian Proy von Burgwalden, der sich aber nicht lange seines Erbes freuen konnte, da er bereits im nächsten Jahr während eines Grenzstreites von Bauern erschlagen wurde. Sein Sohn Georg Philipp war mit Walburga Freiin von Grotta verheiratet. 1645 wurde der Gewerke Anton Grotta Freiherr von Grottenegg Herrschaftsinhaber. Die Bezeichnung Schneeg wurde noch 1681 von Johann Weichard Valvasor verwendet, als dieser das Schloss zeichnete. 1690 fand in Kärnten ein schweres Erdbeben statt, das nicht nur die alte Burg am Berg vollends zur Ruine machte, sondern auch das Renaissanceschloss zerstörte. Bei dieser Gelegenheit wurde die Mutter des damaligen Schlossherrn, Eva Rosina Freifrau von Grotta, verschüttet und kam ums Leben.

1691 ließ ihr Sohn Adam Seyfried Graf von Grottenegg das Gebäude im Stil der norditalienischen Landschlösser erneuern und gab ihm seinen Namen. Noch brauchbare Teile wurden wiederverwendet. Adam Seyfried hatte die Katastrophe nur überlebt, weil ihm das merkwürdige Verhalten seines Hundes in eine Fensternische treten ließ, die dem Einsturz des Gebäudes stand hielt. Franz Karl Theodor Graf Christalnigg ersteigerte 1763 die Herrschaft aus der Konkursmasse des mittlerweile herabgewirtschafteten Besitzes. Diese ging 1781 an seine Tochter, Maria Anna Gräfin von Goess, über. 1807 kaufte der Ferlacher Gewerke Josef Sebastian von Pobeheim das Schloss. Aus finanziellen Gründen musste er es 1818 an Peter Graf Goess veräußern, bei dessen Familie es nun bis 1885 verblieb, als es Graf Teodor la Tour en Voivre au Triest erwarb. Nach dem Tod seiner Frau wurde der Besitz 1916 zwischen der De La Tour Stiftung und seinem Neffen Rudolf Ritter von Gall geteilt. Leider musste unter seiner Tochter Ilse Edle von Sallmann und deren Gatten Ing. August von Sallmann ein Großteil der Einrichtung verkauft werden. Das leerstehende Gebäude diente als Bretterlager und verfiel. Schließlich erwarb es der Fleischindustrielle Rudolf Frierss. Da er seine Ausbaupläne als Firmensitz nicht verwirklichen konnte, verkaufte er es 1998 an Frau Dr. Monika Weber, die mit den bereits dringlichen Renovierungsarbeiten begann. Der Park verblieb aber größtenteils beim Vorbesitzer.

Das palaisartige Schloss Grottenegg liegt auf einer Terrasse des Afritzerbaches knapp südwestlich von Treffen. Es ist ein dreigeschossiger kubischer Bau unter einem flachen Walmdach, der an jeder Seite sieben Fensterachsen aufweist. Seine Schauseite ist nach Nordosten gerichtet, wo sich auch die Zufahrt befindet. Die Mitte der Hauptfront wird durch ein rundbogiges rustiziertes Steinportal hervorgehoben, das ein gerades Gesims aufweist. Die Fenster zeigen Steinrahmungen mit geraden Verdachungen. Die drei mittleren Achsen sind in beiden Obergeschossen mit Stuckdekor aus der Mitte des 18. Jahrhunderts geschmückt. Zentrum des Erdgeschosses ist eine große Halle mit Gratgewölben. Steinportale mit reich profiliertem Gebälk führen in die Nebenräume. Über der Halle befinden sich in beiden Obergeschossen durch das ganze Haus verlaufende Säle mit prächtigen barocken Stuckdecken. Deren zum Teil figuraler Schmuck stammt vorwiegend aus der Zeit zwischen 1700 und 1720, jener im Vorhaus des zweiten Stocks aus dem letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. In der Mitte der südwestseitigen Gartenfront verbindet ein Stiegenhaus die einzelnen Stockwerke. Bemerkenswert sind die gerahmten Türen (um 1700) und die Kachelöfen (um 1780). Die bewegliche Einrichtung mit der Gemäldesammlung ist längst verkauft. Einige Möbel sowie das Epitaph der Anna Neumann von 1593 befinden sich heute im Villacher Stadtmuseum. Das Schloss war von einem großen Garten umgeben, der nur mehr zum Teil erhalten ist.

Lage: Kärnten/Villach-Land – ca. 5 km nördlich von Villach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


01.02.2010