Groppenstein gehört zu jenen relativ wenigen Burgen, die im Lauf ihrer langen Geschichte immer bewohnt und nie dem Verfall preisgegeben oder abgebrannt waren. Daher gehört es zu den besterhaltenen Wehrbauten des Landes. Bereits 1254 wird hier ein turris de Cropensteine genannt. Damals belehnte der Salzburger Erzbischof Philipp der Erwählte, seinen Bogenschützen Heinrich Swärhaupt mit einigen Grundstücken bei Groppenstein. Unter den Zeugen dieser Amtshandlung befindet sich auch ein Pabo de Cropensteine. Dieser war ein Ministeriale der Grafen von Ortenburg. Der Wohn- und Wehrturm könnte aber deutlich älter sein. Sein Name lässt sich vom althochdeutschen Personennamen Groppo ableiten. Als Einzelbauwerk war er wohl von einem Mauerring umgeben, der die Geländesituation ausnützte. Aufgabe des Turmes dürfte die Sicherung eines wichtigen Saumweges gewesen sein, der hier aus dem Mölltal abzweigte und über die Tauern ins Gasteinertal führte. Die Groppensteiner werden bis in das 15. Jahrhundert hinein mehrfach als Lehensnehmer der Salzburger Erzbischöfe bezeichnet. Um die Wende des 13. zum 14. Jahrhundert dürfte die Lehenshoheit über Groppenstein jedoch an die Görzer Grafen gekommen sein, da Graf Albrecht von Görz-Tirol 1324 Friedrich von Groppenstein als seinen Hofschreiber bezeichnete. 1342 scheint Konrad der Gröppler als Pfleger auf. Sein Sohn Jörg nannte sich auch von Groppenstein. Groppenstein war jahrhundertelang eine Turmburg, doch wird es bereits 1342 als Feste bezeichnet, was auf einen gewissen Ausbau hindeutet. Die Herren von Groppenstein waren im 14. und 15. Jahrhundert vorwiegend höhere Beamte, wie Notare und Hofschreiber, aber auch Mautner und Burggrafen. Obzwar mit der Burg selbst keine hohe Gerichtsbarkeit verbunden war, stellten sie auch mehrere Richter, allerdings im Pustertal und in Schöneck. Das für Groppenstein zuständige Landgericht befand sich in Falkenstein.
In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts begann der wirtschaftliche und machtpolitische Abstieg der Groppensteiner. Erasmus von Groppenstein musste bereits häufig Grundverkäufe durchführen. Die Görzer Grafen mussten im Frieden von Pusarnitz ihre Mölltaler Güter Kaiser Friedrich III überlassen. Damit wurde auch Groppenstein ein Lehen der Habsburger. Als 1464 Conrad III von Groppenstein starb, hatte er keine männlichen Erben. Seine Tochter Veronika war die letzte ihres Geschlechtes. Sie vermählte sich mit Wilhelm Graf von Schernperg. Mit ihrem Tod fiel die Herrschaft 1486 an ihre drei Söhne. Weitere Erbteilungen führten nach dem Ableben von Wilhelm Graf zu einer weitgehenden Zersplitterung des großen Grafschen Besitzes. Der 1506 von Kaiser Maximilian I mit Groppenstein belehnte Christoph Graf zeichnete sich als Verteidiger von Radstadt gegen aufständische Bauern aus. Der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang übertrug ihm hierauf die Pflegschaft von Goldegg im Pongau. Um 1588 waren Bartholomäus Khevenhüller und Friedrich von Hollenegg, die in die Familie Graf von Schernperg eingeheiratet hatten, gemeinsam im Besitz der Anlage. Allerdings befand sich Groppenstein vermutlich bereits ab 1595 im Alleinbesitz der Khevenhüller. Sie verkauften es 1612 an Adam Jakob von Lind. Nach Christoph Meyer, dem Sohn des Stadtschreibers von Villach und Christof Unger (1667), folgte schließlich 1693 Freiherr Anton Wenzel von Sternbach, dessen Familie mit Kupferbergwerken in Tirol vermögend geworden war, als Schlossherr. 1693 hatte Sternbach auch Oberfalkenstein erworben. Er ließ beide Burgen von Oberfalkenstein aus verwalten, was die Bedeutung von Groppenstein natürlich schmälerte. Bei seiner Familie blieb Groppenstein bis 1872.
Die Burg war aber bereits um 1835 in einem schlechten Zustand. Die Winterstürme hatten schon große Schäden angerichtet und ein Teil der Nordfront hatte sein altes gotisches Walmdach verloren. Es musste durch ein wesentlich flacheres ersetzt werden. Unter den Freiherren von Sternbach wurde aus finanziellen Gründen der meiste Grundbesitz rund um die Burg verkauft. Der nächste Eigentümer war der Klagenfurter Architekt und Denkmalpfleger Adolf Stipperger, der eine romanisierende Gesamtrestaurierung der bereits stark vernachlässigten Burg vornahm. Er ließ auch das Innere im damaligen Zeitgeschmack neu einrichten. Außerdem versucht er die einst zur Burg gehörenden Grundstücke wieder zurückzukaufen. In seinem Bestreben, der Burg ihr altes Gepräge zurückzugeben, beschäftigte er sogar einen Verwandten der Familie Sternbach als Burgwart und richtete ihm eine Verwalterwohnung ein. 1873 ließ er den Dachstuhl des Palas erneuern und mit Steinplatten decken, die händisch gespalten wurden. Stipperger legte im zweiten Stock einen neuen „Rittersaal“ an, den er mit einem Kamin aus rotem Marmor ausstattete. Die bemalten Fensterverglasungen wurden bei der Wiener Firma Geyling in Auftrag gegeben. Die Glasmalereien, die die Wappen der Vorbesitzer zeigten, sind leider nicht mehr erhalten. Die bereits teilweise eingefallenen Ringmauern wurden saniert bzw. rekonstruiert. Die Renovierung von Groppenstein hatten Stippergers Finanzen arg strapaziert, so dass er es bereits 1884 veräußerte. Auf ihn folgte ein Reichsfreiherr von Craigher sowie dessen Tochter Karla Unterrichter. Der Wiener Arzt und Universitätsprofessor Dr. Franz Chvostek, dem die Burg ab 1929 gehörte, überließ sie vorübergehend seiner Wiener Burschenschaft Olympia als Ferienheim. Chvostek kümmerte sich bis zu seinem Tod 1944 um die Erhaltung der Burg. Seit 1968 finden laufend Restaurierungsarbeiten statt. Unter anderem wurde das Dach des Bergfrieds mit Schieferplatten neu gedeckt. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erwarb Dr. Robert Schöbel die Anlage. Sie gehört nach wie vor seiner Familie.
Groppenstein liegt oberhalb der Einmündung des Mallnitzbaches in die Möll auf einem nach drei Seiten abfallenden Felsen. Es ist nur von Westen her zugänglich. Nur hier musste ein doppelter Halsgraben angelegt werden, um die Annäherung von unerwünschten Besuchern zu erschweren. Der äußere Graben wurde mittlerweile zwecks Anlegung eines Weges bereits zugeschüttet. Der innere ist erhalten. Im Wesentlichen ist die dreigeschossige Burg ein Bau des 15. Jahrhunderts. Wie viele im 19. Jh. restaurierte Burgen ist sie aber auch ein Gemisch aus historisch Gewachsenem und romantisch Ergänztem. Aus der Zeit ihrer Erbauung ist noch der mächtige, fünfgeschossige, romanische Bergfried erhalten. Mit einem Grundriss von 10,5 x 10,8 m ist er praktisch quadratisch. Seine Stockwerke waren mittels hölzerner Innentreppen verbunden. Der 23 m hohe Turm weist an seiner Angriffsseite im Norden kaum Öffnungen auf. Die meisten Fenster liegen an der sturmfreien Südseite. Der Turm war im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts schadhaft geworden und musste instand gesetzt werden. Leider wurden dabei die schmalen Lichtschlitze in den drei Meter starken Mauern weitgehend durch breitere Fenster ersetzt. In der Südwestecke des zweiten Stocks hat sich ein romanischer Eckkamin erhalten, was beweist, dass der Turm ursprünglich auch Wohnzwecken diente. Darauf deuten auch die gemauerten Sitzbänke in den Fensternischen des dritten Obergeschosses sowie ein Aborterker hin. Im dritten Stock dürfte sich auch eine Wandvertäfelung befunden haben. Im darüber liegenden Stockwerk führten zwei gegenüber befindliche rundbogige Ausgänge auf einen längst verschwundenen hölzernen Wehrgang hinaus. Der fünfte Stock ist zugleich das Dachgeschoß. In den Jahren 1825 bis 1830 wurde der zinnengeschmückte Mauerkranz erneuert und ihm ein neuer Dachstuhl aufgesetzt.
Seit 1873 ist der Turm mit dem gotischen Palas in der Höhe des zweiten Stockwerks durch eine hölzerne Brücke verbunden. Auch dieses dreigeschossige kubische Wohngebäude aus den Jahren zwischen 1470 und 1480 wurde nach 1870 historistisch behübscht. Die neuzeitlichen Schornsteine, die ungünstigen Dachaufbauten sowie die großen Fenster haben sein ursprüngliches Aussehen stark verändert. Auch die beiden kleinen Stufengiebel, die das Walmdach im Norden und Süden unterbrechen, sind Zutaten aus dieser Zeit. Die Außenmauern des 26 x 7,5 m großen Baues fußen direkt auf dem Felsen. An der Hofseite des Palas ist ein großes Wappen der Familie Graf von Schernperg aus der Mitte des 16. Jh. angebracht. Im Inneren ist der Palas in allen Geschossen in jeweils drei Räume unterteilt, wobei der größte Raum in der Mitte durch eine Treppe an der Nordseite zugänglich ist. Das Erdgeschoß ist gratgewölbt. Südlich der Eingangshalle lag die Waffenkammer, nördlich die alte Küche. Beide Räume sind von der mit einem Fächergewölbe versehenen Halle aus durch spitzbogige Steinportale zugänglich. Ihre eisenbeschlagenen Türen sowie deren Schlösser stammen noch aus der Bauzeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Türgewänden der Burg, die Stipperger neugotisch erneuern ließ, sind jene im Erdgeschoß des Palas original. Von den beiden vertäfelten Stuben hat sich nur jene im ersten Stock erhalten. Die Rankenmalereien des Rittersaales aus dem 15. Jh. wurden im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stark restauriert. Einige Fenster weisen sowohl alte als auch neuere Glasmalereien auf, die zum Teil Wappen, zum Teil aber auch figurale Darstellungen zeigen. Ein kleines Glasgemälde aus dem 16. Jahrhundert im Rittersaal stellt Conrad von Groppenstein dar. Die Neuschöpfungen stammen von Univ. Prof. Dr. Franz Chvostek.
Das sog. Gesindehaus – ein viergeschossiges Wirtschaftsgebäude – grenzt im Norden an den Palas. Es besitzt im Keller einen Einstützenraum mit einem gratigen Fächergewölbe. Die oberen Geschosse ruhen auf hölzernen Zwischendecken. Der Burghof wird vom freistehenden Bergfried, dem Palas und von der zinnengekrönten Ringmauer begrenzt. Letztere war einst mit einem hölzernen Wehrgang ausgestattet. Diese Wehrmauer mit den zwei kleinen Türmen an der Südost- und Nordwestecke wurde im 19. Jahrhundert ebenfalls stark erneuert. Das gleiche gilt für den dreigeschossigen Torturm, dessen Zugbrücke über den im Westen vorgelagerten Halsgraben führt. Er ist mit Schlüsselscharten versehen und im Inneren wappengeschmückt. Statt einer Zugbrücke ermöglicht heute eine Betonbrücke den Zugang. Der viergeschossige Fischerturm in der Südwestecke der Burg wurde im 19. Jahrhundert über einem bestehenden Fundament neu errichtet. Älteres Mauerwerk findet man lediglich im Erdgeschoß bzw. bis zur Höhe der Ringmauer. Alle Bauteile sind verputzt. Die Türme haben Zeltdächer, der Palas ist mit einem Walmdach gedeckt. Hinter letzterem liegt auf zwei Terrassen ein Zwingergärtchen. Die im Süden außerhalb der Burgmauern frei stehende Kapelle ist der Hl. Katharina geweiht. Sie wird 1337 erstmals urkundlich erfasst, ist im Grundriss jedoch romanisch und dürfte auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurückgehen. Das gotische dreijochige Langhaus weist ein Sternrippengewölbe aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf. Die drei Schlusssteine zeigen die Hl. Katharina mit dem Rad sowie die Wappen der Groppensteiner und der Thun. (Erasmus von Groppenstein war mit Agnes von Thun verheiratet.) Ein spitzbogiger Triumphbogen führt zur romanischen Apsis. Der Raum zwischen und über deren Rundbogenfenstern ist mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert bemalt. Sie sind jedoch übertüncht und harren noch der Freilegung. Es handelt sich dabei um eine Christusdarstellung, eine Kreuzigungsgruppe und einige Heilige. Vom ursprünglichen Hauptaltar aus der Zeit um 1520 ist nur die Predella erhalten. Auf ihr sind zwei Engel dargestellt, die das Schweißtuch der Veronika halten.
Lage: Kärnten/Mölltal - ca. 25 km nordwestlich von Spittal
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
30.01.2010