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Neuhaus an der Donau


Wie bei den meisten Burgen ist auch bei Neuhaus das Entstehungsjahr nicht bekannt. Eine Untergrenze dürfte aber das Jahr 1168 darstellen, da damals die Hochfreien von Schönhering-Blankenberg dem Passauer Bistum das Land zwischen Donau und Großer Mühl schenkten. Danach diente diese Gegend den Bischöfen als Jagdgebiet. Die Namen Falkenbach und Falkenberg deuten heute noch auf die Ausübung der Falkenjagd hin. Ein festes Haus als Stützpunkt kann durchaus vermutet werden. 1282 übertrugen Herzog Albrecht IV von Österreich (als Landesherr) und Bischof Wichard von Passau (als Grundherr) den Schutz des Verkehrs auf der Donau zwischen Passau und Eferding den Schaunbergern, die bereits in Aschach eine Maut unterhielten. Damit war bald auch in Neuhaus die Einhebung einer Maut verbunden. Urkundlich erwähnt wird Neuhaus erst 1319, als die Schaunberger die Burg Herzog Friedrich von Österreich im Kampf gegen den Bayrischen Herzog zur Verfügung stellte. Um 1370 verschlechterte sich jedoch das Verhältnis der Landesfürsten zu den Schaunbergern, da sich Beschwerden der Kaufleute über willkürlich eingehobene Mautgebühren häuften und die Grafen versuchten, ihre Besitzungen zu einem eigenen, vom Herzogtum Österreich unabhängigen Land zu machen. Neuhaus wurde rechtzeitig massiv ausgebaut. Es kam zu zwei Fehden der Schaunberger gegen die Habsburger. 1381 wurde die Belagerung der Burg durch landesfürstliche Truppen noch mit einem Vergleich beendet. 1383 wurde die Mauteinhebung in Neuhaus verboten. 1389 unterlagen die Schaunberger aber endgültig. Zwar konnte auch diesmal Neuhaus nicht erobert werden, doch musste Graf Heinrich die Oberhoheit der Habsburger anerkennen und Neuhaus als Lehen von Herzog Albrecht akzeptieren. Zwei Jahre später besetzten Passauer Söldner die Burg, mussten sie aber auf Befehl des Kaisers wieder räumen. 1478 überrumpelte Herzog Georg von Bayern die Besatzung von Neuhaus und nahm Graf Wolfgang von Schaunberg gefangen. Dieser war gezwungen, die Burg an den bayrischen Herzog abzutreten, der 1485 vom Bischof nachträglich mit ihr belehnt wurde.

1506 erhielt Kaiser Maximilian I Neuhaus als Dank für seine militärische Unterstützung vom Herzog von Bayern, doch verpfändete er es bereits 1516 an Dionys von Königseck. Während der Türkenkriege wurde die ausgedehnte Burganlage als Fluchtburg für die umliegende Bevölkerung bestimmt. Die Familie Sprinzenstein erhielt Neuhaus 1536 zuerst als Pfand und dann 1591 als freies Eigen. 1583 entstand ein Brand, der großen Schaden anrichtete. Beim Ausbruch des Bauernkrieges von 1626 wurde die Burg belagert, erobert und geplündert. Der Schlossherr, Johann Florian von Sprinzenstein, wurde in seinem eigenen Burgverlies festgehalten und als Geisel benutzt. Nach 1650 erhielten die Sprinzenstein auf Neuhaus die hohe Gerichtsbarkeit zuerkannt. In der Zeit danach setzte der große Umbau der Burg zum Schloss ein, der nur durch die erneute Türkengefahr und die damit verbundenen erhöhten Steuern unterbrochen wurde. Mit der feierlichen Einweihung der Schlosskapelle fanden die Bauarbeiten 1720 ihren Abschluss. 1729 fiel die Herrschaft durch die Heirat der letzten Sprinzensteinerin auf Neuhaus an die Grafen von Thurn und Taxis. In den Franzosenkriegen wurde Neuhaus 1805 und 1809 von französischen Truppen besetzt. 1868 erwarb es Eduard Planck von Planckburg. Seit 1920 ist Neuhaus im Besitz der Familie Plappart von Leenheer. 1945 wurde es von amerikanischen und russischen Soldaten besetzt.

Neuhaus ist eine langgezogene Abschnittsburg, die in mehreren Bauabschnitten errichtet wurde. Die Lage der Burg, auf einem zur Donau hin steil abfallenden Höhenrücken, ist gut gewählt, da man von hier aus das Donautal von Aschach bis zur Donauschleife bei Öxlan überblicken konnte. Die Gesamtfläche der Burg beträgt mehr als 11.000 m², ihre Länge ca. 250 m. Ältester Teil ist die am äußersten Rand des Sporns liegende Altburg. Sie wurde um 1282 errichtet, doch haben sich von ihr keine Bauteile erhalten, da sie zu Beginn des 16. Jh. gänzlich umgestaltet wurde. Der ruinöse, viergeschossige, spätgotische Wohnbau weist gewölbte Erdgeschoßräume, einen Saal mit zwei gemauerten Pfeilern und Kreuzgratgewölbe sowie eine gedeckte Stiege mit einem schön gearbeiteten Tor auf. Eine 4 m starke und 5 m hohe Quermauer schließt die Hauptburg nach Osten hin ab. Anstelle des alten Wehrganges befindet sich auf dieser Mauer seit der Barockzeit ein Sommergebäude mit Festräumen und Säulengang. Der davor liegende Graben ist längst zugeschüttet, doch weisen die Zugbrückenrollen über dem Tor auf ihn hin. Die zweite Bauperiode war um die Mitte des 14. Jh. In dieser Zeit entstand der mächtige fünfeckige Turm mit der davor gelegten, hohen Schildmauer, die land- und donauseitig als Ringmauer die Verbindung mit dem Altbau herstellte und einen großen Hof umschloss. Der ca. 40 m hohe Turm schützte den ursprünglich nördlich davon gelegenen Zugang zur Burg. Er hat im Erdgeschoß 4 m dicke Mauern und besteht aus Keller-, Erd- und drei Obergeschoßen. Diese sind mit schmalen Schartenfenstern ausgestattet, die zum Teil Sitzbänke in den Nischen aufweisen. Das oberste Wehrgeschoß kragt leicht über einem Blendmaßwerkfries vor. Es ist mit einem Zeltdach gedeckt. An den Ecken des Frieses befinden sich fünf figurale Wasserspeier. Was die Schaunberger von den Habsburgern hielten, kann man an jenem Wasserspeier erkennen, der nach Osten, also nach Wien gerichtet ist. Er ist als menschliches Hinterteil ausgebildet, während die übrigen Speier Menschen- oder Tierköpfe darstellen. Das heutige Schloss wurde in den Jahren 1554 bis 1564 nach Abbruch der Gebäude der ersten Vorburg auf Grund eines Modells von Domenico dell’Allio und Bartholomäus von Bellemy in die Schildmauer bzw. die donauseitige Ringmauer eingebaut. Der Zugang erfolgt durch einen langen Reitgang. In der zweiten Hälfte des 17. Jh. kam es zu Umbauarbeiten, wobei man auch die Fassade erneuerte. Auch die dem hl. Kreuz geweihte, reich stuckierte Schlosskapelle stammt aus dieser Zeit. Mit der Anlage der spätgotischen zweiten Vorburg wurde auf die inzwischen aufgekommene Artillerie reagiert. Vorgelegte Basteien und zwei Batterietürme sollten Distanz zum Hauptbau schaffen. Zwischen der ersten und der zweiten Vorburg wurde der breite Burggraben angelegt. Zwischen 1646 und 1729 wurden die südlichen und östlichen Wehranlagen wieder abgetragen und der Schlosscharakter verstärkt. In der südlichen Ringmauer befindet sich der Zugang zu dem nahe der Donau gelegenen Ketten- oder Räuberturm. Er diente der Einhebung der Donaumaut.

Lage: Oberösterreich/Oberes Donautal – die Burg gehört zur Gemeinde St. Martin im Mühlkreis, liegt aber abseits von ihr, auf einem schmalen Bergrücken, hoch über dem linken Donauufer

Besichtigung: Die Burg ist bewohnt und kann daher nur von außen besichtigt werden.


Weitere Literatur:


18.10.2002