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Klingenstein (Vasoldsberg)


Das heutige Schloss entstand aus einem Bauernhof, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einem Ulrich Chlingsteiner gehörte. Seine Frau stand im Dienste der Anna von Ratmannsdorf. Andree Klingsteiner, der 1605 hier saß, war Amtmann über die Prantnerschen Güter zu Hausmannstätten. 1626 gehörte der Hof der Regina Globitzerin geb. von Greissenegg, die ihn zu einem Edelsitz ausbauen ließ. Als sie als Protestantin emigrieren musste, verkaufte sie den Ansitz 1629 an Maria Rosalia Freiin von Herberstein. Ihr Gatte Hans Albrecht veräußerte ihn gemeinsam mit seiner Herrschaft Vasoldsberg an das Stift Stainz. 1635 erhielt Christof Moritz Freiherr von Herberstein Klingenstein und Vasoldsberg wieder zurück, da er den seinerzeitigen Gütertausch rückgängig machen konnte. Noch im gleichen Jahr übergab er Klingenstein seinem Stiefsohn Johann Gabriel Freiherrn von Maschwander, der ihn 1637 seiner Mutter Maximiliana Freiin von Herberstein verkaufte. Da die Globitzer bis 1644 den Verkaufspreis noch immer nicht erhalten hatten, ließ Peter Globitzer die Herrschaft einklagen und pfänden. Zu diesem Zeitpunkt war das Schloss bereits sehr baufällig. 1645 erfolgte ein Vergleich, so dass Maximiliana Freiin von Herberstein Klingenstein behalten durfte. Nach einer neuerlichen Verpfändung und Rücklösung erwarb 1676 Johann Friedrich von Sartori den Ansitz, den er ausbauen ließ. Auf ihn folgten 1720 Dr. Jeremias Hauslab und Franz Anton Graf Schrottenbach als Schlossherren. Danach wechselten die Eigentümer recht rasch. Erst als 1809 Friedrich Graf Bellegarde das Schlösschen erwarb, trat etwas Ruhe ein. Es blieb im 19. Jahrhundert bei seinen Nachkommen. Seit 1959 gehört Klingenstein Frau Anna Carli bzw. ihrer Familie, die das während der Besatzungszeit nach 1945 arg verwüstete Gebäude glanzvoll restaurierten. 1964 wurden sämtliche Dächer erneuert.

Das hübsche Schlösschen liegt nordöstlich von Hausmannstätten auf einem langgestreckten, gegen zwei Täler steil abfallenden Höhenrücken, der sich vom Ferbestal zum Kerscheck hinzieht. Es ist ein Bau des 17. Jahrhunderts, der aber im 18., 19. und 20. Jahrhundert häufig umgebaut worden war. Das zweigeschossige Gebäude besteht aus zwei rechtwinkelig aneinanderstoßenden Trakten. Die gelb gefärbelten Fassaden werden durch einfache Lisenen gegliedert. An den fünf Gebäudekanten stehen übereck gestellte dreigeschossige Erkertürme. Sie sind mit Pyramidendächern versehen und stützen sich auf je zwei unüblich kurze und stämmige Mauersäulen. Der Eckturm an der Südseite stammt noch aus dem 17. Jahrhundert. Die anderen sind deutlich jünger. Die Mitte der Eingangsfront wird durch einen vorspringenden viergeschossigen Uhrturm belebt, der ebenfalls zum Teil auf Säulen ruht. Er trägt einen Zwiebelhelm mit Laterne. In ihm hängt eine Glocke aus dem 17. Jahrhundert. An der Ostseite des Gebäudes springt ein weiterer Mittelturm vor. Ein mit 1678 datierter Wappenstein des Johann Friedrich Sartori ist unter dem Südostturm in der Fassade eingemauert. Im Süden und Südosten sind dem Schloss basteiartige Wehrbauten vorgelagert, die heute zum Teil als Stützmauern des Gartens dienen. Teilweise wurden sie aber bereits zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen eingeebnet. Die Innenausstattung des Schlosses geht vorwiegend auf das dritte Drittel des 19. Jahrhunderts zurück, als man die Neugotik bevorzugte. Zwei Öfen stammen noch aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts. Unweit des Schlosses steht die klassizistische Schlosskapelle mit einem spätbarocken Stuckmarmoraltar. Als Predella dient eine gusseiserne Grabplatte des 1830 verstorbenen Grafen Friedrich Bellegarde Eine Fensterscheibe mit dem Wappen der Grafen Bellegarde ist mit 1544 bezeichnet. Westlich der Schlossterrasse liegt der ausgedehnte Meierhof mit einem gemauerten achteckigen Stadel.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 9 km südöstlich der Landeshauptstadt

Besichtigung: nicht gestattet


Weitere Literatur:


09.01.2010