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Pernegg (Waldviertel)


Pernegg zählt zu den ältesten Burgengründungen des Waldviertels. Es dürfte bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von den Grafen von Pernegg errichtet worden sein. Diese stammten vermutlich von einer weiblichen Nebenlinie der Babenberger ab. Die Burg wird 1112 erstmals urkundlich erwähnt. Als erster bekannter Burgherr scheint ein „Oudalricus de Pernece“ 1120 auf. Ulrich II von Pernegg stiftete um 1153 das in unmittelbarer Nähe liegende Prämonstratenserinnenkloster. Es war ursprünglich als Doppelkloster geplant. Da der Orden dies zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr erlaubte, wurde das Männerkloster im 10 km entfernten Geras gegründet. 1188 wurden die Pernegger Stiftungen an den Bischof von Passau übergeben. Der letzte Pernegger wird als „Narr und Tor“ bezeichnet. Mit ihm erlosch 1230 das Geschlecht. Danach zog Herzog Leopold VI die Herrschaft ein. 1238 fiel Pernegg an König Przemysl Ottokar, wurde aber nach dessen Tod wieder landesfürstlich. Im Laufe des 14. Jahrhunderts verlor der Wehrbau seine militärische Bedeutung, war aber 1314 noch bewohnt. Vor 1432 ließ der Geraser Abt die bereits stark ruinöse Burg zum Schutz des Klosters vor den Hussiten noch einmal befestigen, doch wurde sie 1448 abgerissen, damit sie marodierenden Söldnerbanden nicht als Stützpunkt dienen konnte. Das noch brauchbare Material wurde zum Ausbau des Klosters verwendet. 1505 wird Pernegg bereits als öde bezeichnet. Die Kapelle blieb aber erhalten und wurde 1902 im Rahmen ihrer Sanierung zur Lourdeskapelle umgestaltet.

Burg und Kloster liegen auf einem Bergsporn, dessen nördlicher Teil und damit auch der Übergang zur benachbarten Hochfläche vom einst ebenfalls befestigten Kloster eingenommen wird. Südlich davon liegt mitten im Wald die gut erhaltene Ruine der dem Hl. Nikolaus geweihten ehemaligen Burgkapelle. Sie ist der letzte Rest der einst ungewöhnlich ausgedehnten Anlage. Das Burggelände ist etwa 250 m lang. Zwei tiefe, aus dem Felsen gehauene Halsgräben trennen es von der leicht höheren Umgebung im Nordwesten. Mehrere isolierte Felsköpfe dienten als Fundament für verschiedene Gebäude, von denen aber keine Spuren mehr vorhanden sind. Lediglich die Kapelle hat die Jahrhunderte überdauert. Es handelt sich dabei um ein rechteckiges Langhaus mit einer Grundfläche von 10,4 x 5,9 m. An dieses ist eine Apside leicht schräg angesetzt. Das streng lagige Bruchsteinmauerwerk dürfte aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen, wurde aber stark restauriert. Zwischen den Bruchsteinen finden sich vereinzelte eingemauerte Quadersteine. Die halbkreisförmige Apsis ist vom Langhaus durch einen romanischen Triumphbogen getrennt, der auf einem interessanten Kämpfergesims ruht. Das gotische Rundbogenfenster in der Mitte der Apsis wurde erst bei der umfassenden Renovierung eingesetzt. Da es von der Burg – mit Ausnahme der Kapelle – kaum noch aufgehendes Mauerwerk gibt, ist die Anlage nur mehr an Hand der Bodenformationen nachzuempfinden. Sie dürfte durch Vorwerke im Nordwesten und Südosten gesichert worden sein und war von einer langen Ringmauer umgeben.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel - ca. 11 km nördlich von Horn

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich. Wegen des starken Bewuchses ist der Besuch im Winter zu empfehlen.


Weitere Literatur:


07.01.2010