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Vasoldsberg


Die Frühgeschichte der einstigen Burg liegt im Dunkeln. Ihre Aufgabe war es, bei Bedarf die vorbeiführende Straße zu sperren und das Grazer Hügelland vor Feinden aus dem Osten und Süden zu schützen. Vermutlich wurde Vasoldsberg erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichtet. Der Name des heutigen Schlosses soll angeblich auf die germanische Sage von den beiden Riesen Fafner und Fasold zurückgehen. 1219 wird von einem „Ull de Vasoldsperge“ berichtet, der zum Gefolge des Babenberger-Herzogs Leopold VI gehörte und in einer damals ausgestellten Urkunde als Zeuge auftrat. Er dürfte der letzte Vasoldsberger gewesen sein. Die Burg wurde von der mit ihm verwandten Familie Fuller übernommen, die am Wildoner Schlossberg im Haus Full ansässig war und zu den Dienstmannen der Wildoner gehörte. Alhoch der Fuller musste 1299 die beiden unteren Stockwerke von Vasoldsberg an den Bischof von Seckau verkaufen, durfte aber weiterhin hier wohnen. Die Burg bestand damals lediglich aus einem Turm und einem Turmhaus, die beide von einer Wehrmauer und einem Graben umgeben waren. Später dürfte auch die Lehenshoheit über die übrigen Anteile an der Burg an das Bistum Seckau gekommen sein. 1318 besaß Johann Landschreiber nur den Anteil der Fuller an Vasoldsberg, konnte aber in den folgenden Jahren den Rest der Anlage erwerben. 1335 wurde er vom Seckauer Bischof mit Vasoldsberg belehnt. Über seine Witwe gelangte es nach 1368 an Peter den Rietenburger, der Vormund ihres Sohnes Hans war. Entgegen dem Willen des Bischofs übergab er die Burg um 1380 seinem Herrn Herzog Leopold III von Habsburg, der sie sofort besetzen ließ. Die Landesfürsten setzten nun Burggrafen als Verwalter ein. Dieses Amt übte 1402 Niklas der Grabner aus. Er führte mit Hans dem Landschreiber einen erbitterten Streit um verschiedene Güter, die von diesem an das Frauenkloster in Graz verkauft wurden. 1402 entschied jedoch Herzog Friedrich, dass diese beim Kloster bleiben sollten. 1448 verpfändete Kaiser Friedrich III Vasoldsberg an Ulrich Fladnitzer, der sich zu umfangreichen Ausbauarbeiten verpflichten musste. Als 1467 während der Baumkircher-Fehde Vasoldsberg vorübergehend von den Aufständischen besetzt wurde, zwang der in Graz residierende Friedrich III den Bischof von Seckau, auf die immer noch bestehenden Lehensrechte zu verzichten, so dass Vasoldsberg freies Eigen der Habsburger wurde. Nachdem Friedrich die Burg von den Fladnitzern wieder eingelöst hatte, wurden neuerlich Pfleger eingesetzt.

Während der Ungarnkriege dürfte die Burg unter dem Pfleger Marquart Wudeckh kaiserlich geblieben sein. Nach ihm wurden 1510 Clemens von Fladnitz und 1518 Leonhard Steinpeck mit der Verwaltung betraut. Es folgten mehrere Mitglieder des lokalen Landadels als Pfleger. 1541 wurde Vasoldsberg an den Verwalter Kolomann Prunner verkauft, der sich nun auch nach der Herrschaft nannte. Diese war anfangs sehr klein, doch konnte Prunner mehrere Güter in der Umgebung erwerben. Prunner war es auch, der die Burg um 1542 in ein wohnlicheres Schloss umbaute. Dieses war eine um zwei Höfe gruppierte stattliche Anlage. Damals zählten bereits 40 bäuerliche Untertanen zur Herrschaft. Dennoch war es kaum möglich, den Besitz wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Nachdem 1578 der Meierhof von einem rachsüchtigen Hammerwerks-Mitarbeiter angezündet und abgebrannt worden war, musste Hans d. J. von Vasoldsberg das Schloss 1592 an Carl von Kronegg verpfänden. Die Steuerschulden waren bereits gewaltig angewachsen. Als militanter Protestant hatte er mit dem Stadtpfarrer von Graz, Sonnabenter, ständig Streit. 1596 bzw. 1603 erwarb er jeweils die Hälfte der Herrschaft. Seine Söhne mussten aus Glaubensgründen das Land verlassen. Sie verkauften Vasoldsberg 1628 an Hans Albrecht Freiherrn von Herberstein. Dieser tauschte es gegen die Herrschaft Lankowitz des Stiftes Stainz ab. Sein Erbe, Christof Moritz Freiherr von Herberstein, machte den Tausch wieder rückgängig. Vasoldsberg, das im 17. Jahrhundert auch als Kreidfeuerstation diente, gelangte nun im Erbweg an seine Tochter Maria Maximiliana Freiin von Stürgkh und 1688 an deren gleichnamige Tochter, verh. Freiin von Waidmannsdorf. Deren Nachkommen verpachteten die Herrschaft, wobei die Pächter vor allem an der extensiven Nutzung des Waldbesitzes interessiert waren. 1754 zählten zur Herrschaft bereits 160 untertänige Häuser. 1770 kaufte Carl Graf Lengheim den Besitz. Im 19. Jahrhundert kam Vasoldsberg in bürgerliche Hände und schließlich 1942 an die Steyr-Daimler-Puch-Werke in Graz, die hier eine Musterlandwirtschaft und ein Erholungsheim für ihre Arbeiter und Angestellten einrichteten. Das Gebäude wurde 1949 modernisiert und für den Bedarf eines Erholungsheimes adaptiert. Seit 1987 befindet sich Schloss Vasoldsberg wieder in Privatbesitz.

Schloss Vasoldsberg liegt auf einem langgestreckten, vor allem ins Ferbestal nach Nordwesten hin steil abfallenden Höhenrücken, der die Wasserscheide zwischen Mur und Raab bildet. Vom Früh-Renaissanceschloss des Kolomann Prunner hat sich nur der dreigeschossige Nordtrakt mit dem inneren Burgtor und dem quadratischen Turm erhalten. In den Jahren 1911 bis 1914 wurde der Turm erhöht und mit der etwas merkwürdigen Spitzhaube ausgestattet. Gleichzeitig bekam das Gebäude eine neue Fassade. Damals dürften auch die völlig unpassenden riesigen Fenster an der Rückseite eingebaut worden sein. Die im Turm befindliche Glocke aus dem Jahr 1778 stammt aus der Werkstatt des Martinus Feltl. Das frühgotische Gurtrippengewölbe östlich der Durchfahrt gehörte einst zur Sakristei. Die Gurtrippen reichen heute bis in das Obergeschoß. Dort befindet sich auch eine Spitzbogentüre. Von der Sakristei und der 1450 urkundlich genannten St. Johannes-Kapelle sind nur mehr architektonische Spuren, wie die kräftigen Pfeiler und Gratgewölbe im ersten Stock, zu erkennen. Von der einstigen Einrichtung hat sich praktisch nichts erhalten. Der am Vischer-Stich von 1681 zu sehende tiefe Graben, der von zwei Brücken überspannt wurde, ist längst verschwunden. Unterhalb des Schlosses liegen ausgedehnte ehemalige Wirtschaftsgebäude, die heute Wohn- und Betriebszwecken dienen. Die gesamte Anlage ist von einem ausgedehnten Park umgeben, der wegen seiner alten Bäume unter Naturschutz steht.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 10 km südöstlich der Landeshauptstadt

Besichtigung: üblicherweise nicht möglich


Weitere Literatur:


30.12.2009