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Rottenburg


Die Rottenburger waren eines der mächtigsten Tiroler Adelsgeschlechter. Sie kamen aus Bayern und waren ursprünglich Ministeriale der Grafen von Andechs und dann der Grafen von Tirol. Im Auftrag der Landesfürsten hatten sie das Land zwischen Volders und dem Ziller zu verwalten. Meinhard II übertrug ihnen das Amt des Hofmeisters auf Schloss Tirol. Damit waren sie die höchsten Beamten des Landes. Ein Heinrich von Rottenburg ist als Minnesänger bekannt. Ihre Stammburg, die Rottenburg oberhalb von Rotholz, wird 1149 urkundlich erstmals erwähnt. 1263 wird sie als castrum bezeichnet. Mit ihr ist eine vielerzählte Legende verbunden. Notburga aus Rattenberg war ein einfaches, aber fleißiges Mädchen, das auf der Rottenburg eine Stelle als Magd angetreten hatte. Ihr Dienstherr, Heinrich I von Rottenburg, war mit ihr sehr zufrieden und ernannte sie zur Küchenchefin. In dieser Funktion verschenkte sie Lebensmittel, die auf der Burg im Überfluss vorhanden waren, an die Armen der Umgebung. Als Heinrich I starb, warf sein gleichnamiger Sohn Notburga aus dem Haus. Von nun an begann das Unglück über die Rottenburg hereinzubrechen. Die Gattin Heinrichs II starb und sein Bruder führte eine Fehde gegen ihn. Die wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechterten sich dramatisch. Schließlich holte der Burgherr Notburga wieder zurück. Es gelang ihr, die verfeindeten Brüder zu versöhnen und die Finanzlage der Rottenburger zu stabilisieren. Notburga starb 1313 auf der Rottenburg. Sie wird in Tirol seit langem als Heilige verehrt.

Im späteren 14. Jahrhundert waren die Rottenburger die reichsten Grundherren des Landes. Neben anderen Gütern gehörten ihnen 15 Burgen in Nord- und Südtirol. Mit der Rottenburg war auch ein Landgericht verbunden, das die hohe Gerichtsbarkeit ausübte. Der Gerichtsbezirk reichte von Wiesing bis Jenbach und von Buch bis Schlitters im Zillertal. Der Niedergang der Rottenburger begann, als sie versuchten, ein vom Landesfürsten unabhängiges Territorium zu gründen.1409/10 beging der Landeshauptmann Heinrich VI von Rottenburg Hochverrat, als er sich mit anderen Tiroler Adeligen verbündete, die Bayern ins Land rief und gegen Herzog Friedrich IV rebellierte. Dieser konnte den Aufstand niederschlagen und den Rottenburger gefangen nehmen. Er musste 1411 Urfehde schwören und wurde kurz danach in Südtirol erschlagen. Sein Vermögen und seine Burgen wurden eingezogen. Seiner Witwe und ihren Kindern wurde eine bescheidene Rente gewährt. Die Rottenburg war in den Kämpfen von 1409/10 belagert, erobert und dann weitgehend zerstört worden. Ab 1460 wurde sie unter Herzog Sigmund im gotischen Stil erneuert und von landesfürstlichen Pflegern verwaltet. Zeitweise wurde sie auch als Pfand vergeben. Zu den Pfandherren zählten u. a. Mathias Türndl (1468), Veitjakob Tänzl (1502), die Familie Schurff (1515), Markgraf Karl von Burgau (1596) und von 1704 bis 1846 die Grafen Tannenberg. 1594 wurde der Gerichtssitz nach Rotholz verlegt, was durch Vernachlässigung der Erhaltungsarbeiten zum schleichenden Verfall führte. Um 1700 zogen auch die letzten Angestellten in das wohnlichere Pflegerhaus in Rotholz. Die Burg blieb nahezu unbewohnt und wurde endgültig zur Ruine. 1860 gelangte diese an das Bistum Brixen und später an die Diözese Innsbruck, die sie auch heute noch besitzt. Seit 1994 bemüht man sich, die Ruine zu sichern und den weiteren Verfall aufzuhalten.

Die ehemalige Rottenburg liegt oberhalb von Rotholz und ist nach einer 20-minütigen Fußwanderung vom Gasthaus Esterhammer aus zu erreichen. Der Bauplatz war gut gewählt, da man von hier aus das Inntal von Hall bis Rattenberg kontrollieren konnte. Heute sind die spärlichen Reste der Burg im Wald versteckt. Der Burgfelsen war weitgehend sturmfrei. Lediglich im Westen musste der Zugang durch eine doppelte Toranlage geschützt werden. Von der einstigen romanischen Burg hat sich fast nichts erhalten. Die vorhandenen Mauerreste stammen großteils vom Wiederaufbau unter Herzog Sigmund. Man kann ihre Ausdehnung von 150 x 100 Meter noch gut erkennen. Es handelte sich um eine viereckige Anlage, deren Ringmauer durch vier Wehrtürme verstärkt war. Die Bauten wurden aus dem lokal vorhandenen Buntsandstein errichtet. An der höchsten Stelle des Hügels lag der langgestreckte, aber nur ca. 3 m breite Palas, von dem noch zwei größere Mauerreste vorhanden sind. Im Obergeschoß kann man noch Spuren eines auf Kragsteinen sitzenden Erkers erkennen. Einen Bergfried dürfte es wohl nicht gegeben haben. Unterhalb der Hauptburg liegt eine große, offenbar künstlich eingeebnete Wiese, auf der die Wirtschaftsgebäude und Stallungen der Vorburg standen. Sie sind längst verschwunden, wie auch der starke Schalenturm in der Nordwestecke, der erst 1927 wegen Baufälligkeit gesprengt wurde. Er war mit Zinnen ausgestattet und im 19. Jahrhundert als bescheidene Behausung ausgebaut worden. An seiner Stelle hat man 1956/57 eine Kapelle errichtet, die der Hl. Notburga geweiht ist. Aus der Burgkapelle der alten Rottenburg hat sich ein kleines Flügelaltärchen erhalten, das 1544 von Wilhelm Schurff gestiftet worden war und heute in der Hauskapelle des Gasthofes Esterhammer aufbewahrt wird.

Lage: Tirol/Unteres Inntal – ca. 3 km südöstlich von Jenbach

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich


Weitere Literatur:


21.12.2009