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Eferding - Schloss Starhemberg


Bereits 1167 wird eine Burg erwähnt, die an der Stelle des heutigen Schlosses stand. Sie gehörte den Bischöfen von Passau und wurde von Burggrafen verwaltet. 1367 kauften Ulrich und Heinrich von Schaunberg dem geldbedürftigen Bischof Albert Stadt und Burg als ewiges Lehen ab. Während der Schaunberger Fehde (1382 – 1386) war Eferding an die verbündeten Rosenberger verpfändet. Es wurde von Reinprecht von Wallsee erobert, aber nach dem Friedensschluß den Schaunbergern als österreichisches Lehen zurückgegeben. 1416 wurde die alte, noch von Wasser umgebene Veste geschleift und als „neue Veste“ (heute altes Schloss) neu aufgebaut. Graf Johann bestimmte sie zum Witwensitz für seine Gemahlin. Zu Beginn des 16. Jh. verlegten die Grafen ihren Hauptsitz nach Eferding. 1559 starben mit Graf Wolfgang II die Schaunberger aus. Ihr Erbe kam über die Kinder seiner Schwester Anna an die Starhemberger, die auch heute noch Schlossherren in Eferding sind.

Zur Zeit der Türkenkriege diente Stadt und Schloss Eferding als befestigter Fluchtort für die umliegende Bevölkerung. 1630 musste Erasmus II von Starhemberg seinen Besitz an seinen Hauptgläubiger Füll von Grünerzhofen verkaufen und als Protestant das Land verlassen. Es gelang jedoch Johann Ludwig Graf von Starhemberg nach dem Aussterben der Grünerzhofer 1660 den Familienbesitz wieder zu erwerben. Zwischen 1687 und 1701 gehörte die Herrschaft Eferding Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg, dem Verteidiger Wiens während der zweiten Türkenbelagerung. Nach deren Beendigung wurde er hoch geehrt, wurde Feldmarschall und ab 1691 Präsident des Hofkriegsrates. 1765 wurde Georg Adam I Graf von Starhemberg, Maria Theresias Botschafter und späterer Obersthofmeister, von der Kaiserin in den Fürstenstand erhoben. Er war es auch, der den Süd- und den Westflügel des Schlosses erbaute und das Innere neu gestaltete. Da die Starhemberger stets wichtige Ämter am Wiener Hof bzw. als Diplomaten im Ausland ausübten, war Eferding nicht der Hauptsitz der Familie und nur zeitweise bewohnt. Während der Ersten Republik (1918 – 1938) spielte Fürst Ernst Rüdiger von Starhemberg als Führer der Heimwehr eine nicht unbedeutende Rolle. Von 1938 bis 1945 war das Schloss deswegen von den Nationalsozialisten enteignet. 1956 mussten aus finanziellen Gründen große Teile der kostbaren Bibliothek und der Waffensammlung versteigert werden. Heute ist das inzwischen längst restaurierte Gebäude ein wichtiges Kulturzentrum der Stadt. Seit 1962 beherbergt es zwei Museen. Außerdem ist es Sitz des Oberhauptes der Familie Starhemberg.

Das Schloss ist eine, um einen rechteckigen, mit Arkaden geschmückten Innenhof angelegte Vierflügelanlage. Bis in das 18. Jahrhundert hinein war es an der Süd- und Westseite von der Stadt durch einen Graben getrennt. Ältester Bauteil ist der 1416 von Graf Johann II von Schaunberg als „Neue Veste“ erbaute dreigeschossige Nordtrakt. Er ist mit einem hohen abgewalmten Satteldach gedeckt. In seinen beiden unteren Geschossen finden sich noch gotische Netzrippengewölbe und Spitzbogentore. Um 1600 wurde der Bau um ein drittes Geschoß erhöht. Veränderungen gab es auch im 19. Jh. Sein romanischer Keller besitzt ein mächtiges Tonnengewölbe, das auf massiven Steinsäulen ruht. Hier war früher die Brauerei untergebracht. Auf einem Stich von Merian aus dem Jahr 1649 erkennt man noch zwei Türme, die aber bei den Umbauarbeiten 1785 entfernt wurden. Der Nordtrakt beherbergt heute das Starhemberg’sche Familienmuseum, das Stadtmuseum und im ersten Stock die Bibliothek. Die von Georg III Graf Schaunberg (gest. 1554) in Auftrag gegebenen Repräsentationsräume im zweiten Stock sind mit prächtigen Renaissancedecken und Türrahmen ausgestattet, doch gehören diese nur zum Teil zur ursprünglichen Ausstattung des Schlosses. Die meisten von ihnen wurden erst durch die Starhemberg aus den Schlössern Eschelberg, Hartheim und Hubertenhof hierher gebracht. Die reiche Intarsiendecke des großen Saales (8 x 10 m) z. B. stammt zwar vom Ende des 16. Jh. aber nicht aus Eferding sondern aus dem Schloß Hartheim. Als dieses nach dem Ersten Weltkrieg in ein Pflegeheim umgewandelt wurde, ließ man sie hierher transferieren. Der Ahnensaal enthält zahlreiche überlebensgroße Gemälde der Starhemberger. Konrad Balthasar Graf Starhemberg begann um 1680 diese Galerie einzurichten, die bis in unsere Tage reicht. Der Saal nimmt die ganze Tiefe des Baues ein. Rechts und links von ihm erstrecken sich die Museumsräume. Der große Prunk-Kachelofen wurde 1580 vom Linzer Hafnermeister Paul Zilpolz geschaffen. Künstlerisch wertvoll ist die hölzerne Intarsiendecke aus dem 16. Jh. im Porzellanzimmer. Der zweigeschossige Ostflügel, Verwalterstöckl genannt, gehört ebenfalls noch zum mittelalterlichen Baubestand. Er weist schöne gotische Türstöcke und Fensterstürze auf. Georg Adam Fürst Starhemberg ließ in den Jahren 1784 bis 1788 den barocken Südtrakt als repräsentative Schauseite zur Stadt hin aufführen. Die Arbeiten erfolgten nach Plänen des Schlossbaumeisters Andreas Zach. Die klassizistische Fassade weist 11 Fensterachsen auf. Der dreiachsige Mittelrisalit wird durch vier ionische Dreiviertelsäulen, die die beiden oberen Stockwerke verbinden, gegliedert. Ihm ist ein Dreiecksgiebel aufgesetzt, der als einzigen Schmuck das fürstlich-starhembergische Wappen beinhaltet. Vor dem mittleren der drei rundbogigen Fenster des ersten Stocks ist ein schmaler Balkon mit einem schmiedeeisernen Gitter angebracht, der auf geschweiften Steinkonsolen ruht. Die beiden Eckachsen werden durch Pilaster mit ionischen Kapitellen abgeschlossen. Der Westbau mit der Toreinfahrt wurde ebenfalls um 1784 erneuert. Er erhielt hofseitig Pfeilerarkaden vorgebaut. Hinter dem Altbau ist ein Teil der alten Umfassungsmauer mit dem Tor erhalten geblieben. Dem Graben zu – es ist der ehemalige Stadtgraben, der hier sogar noch stellenweise wasserführend ist – schieben sich die Reste eines ehemaligen Batterieturmes vor, der mittlerweile in eine Terrasse umgewandelt worden ist.

Lage: Oberösterreich/Innviertel – im Zentrum der Stadt Eferding

Besichtigung: das Museum ist vom 1. Mai bis 30. September am Wochenende sowie an Feiertagen von 09.30 bis 12.00 und von 14.30 bis 17.00 geöffnet. Weitere Räume sind bei diversen Veranstaltungen (z.B. Schloss-Advent, Konzerten, Tagungen) zugänglich.


Weitere Literatur:


15.10.2002