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Kniepass


Wie bronzezeitliche Funde und Tonwaren aus dem 9. und 10. Jahrhundert zeigen, nutzte man die strategisch günstige Lage schon sehr früh. 1350 wird hier erstmals eine Befestigung unter dem Namen „Chniepoz“ erwähnt, die nicht nur im Kriegsfall sich bewähren, sondern vor allem den Warenverkehr von und nach Bayern kontrollieren sollte. Natürlich war damit auch eine einträgliche Straßenmaut verbunden. 1648 erhielten die Sperreinrichtungen unter Fürsterzbischof Paris Lodron ihre endgültige Gestalt, da man ein Vordringen schwedischer Truppen nach Salzburg fürchtete. Das Fürsterzbistum blieb aber von den Gräueln des Dreißigjährigen Krieges verschont. Seit damals wurden die Befestigungen kaum mehr verändert. 1707 wollte man bereits die Wehranlagen abtragen lassen, doch sprach sich Fürsterzbischof Johann Ernst Thun dagegen aus. Auch in späteren Kriegen erkannte man die militärischen Möglichkeiten, die die Talenge bot. 1742 bis 1745 wurden die Verteidigungsanlagen wieder instand gesetzt und mit Soldaten besetzt. Während der Franzosenkriege nisteten sich Tiroler und Salzburger Freiwillige in dem alten Sperrfort ein. Landsturmhauptmann Skiner machte es wieder verteidigungsbereit. 1805 zog sich der österreichische Feldmarschall Graf St. Julien hinter den Kniepass zurück, als der Steinpass nicht mehr zu halten war. 1809 kam es hier unter dem Tiroler Freiheitskämpfer Josef Speckbacher zu schweren Kämpfen gegen vorrückende bayerische Truppen. Nach Anfangserfolgen konnte der Kniepass aber nicht gehalten werden. Später hausten hier Waldarbeiter. Noch 1945 wurden unterhalb der Festung Panzersperren errichtet, um die vordringenden amerikanischen Truppen aufzuhalten. Das rasche Kriegsende ließ diese aber nicht mehr zum Einsatz kommen. 1965 zogen die letzten Bewohner – ein betagtes Ehepaar – aus. Die Sperranlagen des Kniepasses gehören heute dem Bundesland Salzburg. Sie wurden 1988 umfassend saniert und beherbergen ein kleines Museum, in dem archäologische Funde ausgestellt sind.

Die bescheidene Festung liegt oberhalb der Bundesstraße 1, die von der deutschen Grenze am Steinpass nach Lofer führt. Beim Kniepass handelt es sich trotz seines Namens um keinen Pass, sondern um eine Talsperre. Die Befestigungen bestehen aus zwei kleinen Blockhäusern, die von einem geräumigen Hof und einer 2,5 m hohen Ringmauer umgeben sind. Das kleinere Torhaus hat einen trapezförmigen Grundriss. Es ist zweigeschossig und trägt ein Walmdach. Das im Hof frei stehende größere Blockhaus ist ca. 11 m lang und 6,5 m breit. Es diente als Mannschaftsgebäude für die Wachmannschaft. Letztere bewohnte das Obergeschoß. Der Kommandant hatte im Erdgeschoß seine Wohnung. Ein niedriger Anbau im Westen beherbergte eine gewölbte Rauchküche. Das Innere der Blockhäuser war durch Holzwände in Wohnräume unterteilt. Die Obergeschosse trugen innensitzende Wehrgänge. Unter dem steilen Schindeldach sind Schießscharten in alle Richtungen gerichtet. Das Gebäude beherbergt heute Ausstellungsräume. Eine Zisterne im Hof ermöglichte die Wasserversorgung. In der östlichen Ringmauer befand sich ein tiefer liegendes Ausfalltor. Die dorthin führende Stiege wurde 1648 durch ein 4 m langes Steingewölbe und einem darüber liegenden Erdwall vor Beschuss geschützt. An der nordöstlichen Rundung der Ringmauer ist eine Inschrifttafel mit dem Wappen des Fürsterzbischofes Paris Lodron und der Jahreszahl 1648 angebracht.

Lage: Salzburg/Pinzgau – ca. 2 km südlich von Unken

Besichtigung: von Anfang Juli bis Mitte September möglich, telefonische Anmeldung erforderlich


Weitere Literatur:


18.11.2009