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Wolfsthal - Schloss Walterskirchen


Schloss Wolfsthal liegt in Sichtweite von Preßburg unweit der slowakischen Grenze. Es überrascht daher nicht, dass an der Stelle des heutigen Tudor-Schlosses im Hochmittelalter eine Wasserburg stand, die gemeinsam mit anderen Wehrbauten, wie der Pottenburg und der befestigten Stadt Hainburg die Ostgrenze des Reiches zu sichern hatte. Um 1137 gehörte Wolfsthal den Hochfreien von Asparn/Zaya als freies Eigen. Ob es nach deren Aussterben um 1226 an die Babenberger kam ist fraglich, denn auch später wird Wolfsthal immer als freies Eigen bezeichnet. Vermutlich handelt es sich bei der entsprechenden Urkunde um eine Verwechslung, da sich im Ort auch ein landesfürstlicher Thurnhof und ein freieigener Edelhof befanden. Im Mittelalter nannten sich mehrere Kleinadelige gleichzeitig nach Wolfsthal, u. a. die Kienberger von Fischamend. 1455 scheint die Familie Rohr als Inhaber der Herrschaft auf. Ab 1460 besaßen die Herren von Zelking die Burg als freies Eigen. Das Landgericht und die unweit gelegene Pottenburg gehörten ihnen als landesfürstliches Lehen. 1544 verkauften die Erben Wilhelms von Zelking alles dem auf Hundsheim sitzenden Ritter Georg Walterskirchner. Unter dieser Familie wechselte das Schloss mehrfach sein Aussehen. Der Vischer-Stich von 1672 zeigt noch ein wehrhaftes Wasserschloss. Seine Gräben wurden 1790 zugeschüttet und das Gebäude barock verändert. Damals dürften auch die Wehrmauern niedergerissen worden sein. Sein heutiges Aussehen erhielt das Schloss aber erst zwischen 1874 und 1880, als vermutlich der Architekt Ludwig Wächtler den Fassaden ein neugotisches Gepräge gab. Schloss Walterskirchen, wie es nach seiner langjährigen Eigentümerfamilie auch genannt wird, wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges schwer verwüstet, wobei das Inventar zur Gänze verloren ging. Die baulichen Schäden wurden zwar bald behoben, doch macht das Gebäude nach vielen Jahrzehnten der Vernachlässigung immer noch einen etwas reparaturbedürftigen Eindruck. Sanierungsmaßnahmen haben jedoch bereits vor einigen Jahren eingesetzt. Schloss und Gut befinden sich derzeit im Eigentum von Frau Monika Konradsheim geb. Walterskirchen.

Das stattliche Schloss liegt in einem ausgedehnten englischen Park, der von einer Umfassungsmauer begrenzt wird. Es ist ein zweigeschossiger Bau, dessen vier Flügeln einen rechteckigen Innenhof umgeben. Alle vier Fassaden sind unterschiedlich gestaltet. Sie sind durch getreppte Giebel, Erker, Altane und Fassadentürmchen stark gegliedert. Der Hauptzugang liegt an der Südseite. Im Nordwesten führt ein in romantischen Formen gehaltenes, burgartiges Gartenportal in den Park, Die Südwestfront wird durch die vortretenden Seitenteile akzentuiert. Im Mittelteil springt ein auf steinernen Konsolen sitzender Erker leicht vor. Sein Ziergiebel trägt eine längst nicht mehr funktionsfähige Uhr. Dem im Westen der Schauseite asymmetrisch angeordneten Haupttor ist eine, von Pfeilern gestützte Altane vorgebaut. Die Nordostfassade wird zwischen den Ecktürmen durch neugotische Strebepfeiler und Giebel belebt. Im Norden steht ein Rundturm mit einem steilen Kegeldach und einem auf Konsolen vorkragenden „Wehrgang“. Dieser sowie die Zinnen und Schlüsselscharten sind unverkennbar Zutaten des Romantischen Historismus. Wesentlich älter ist der nahezu quadratische Ostturm. Seine Mauerkanten sind mit Steinfiguren geschmückt. An seinem Obergeschoß springt die halbrunde Apsis der Schlosskapelle vor. Im rechteckigen Innenhof sind Wappengrabsteine sowie eine figurale Grabplatte der Herren von Walterskirchen aufgestellt. Das Kapellenportal ist mit einem auf Konsolen sitzenden Sprenggiebel verziert. Die Erdgeschoßräume zeigen Tonnen- und Kreuzgratgewölbe aus dem 16./17. Jahrhundert. Das Kreuzrippengewölbe der südlichen Eingangshalle ist jedoch neugotisch. An die Halle schließt ein dreiläufiges Stiegenhaus an. Die Wohnräume des Obergeschosses haben durchwegs Flachdecken. Ihre Ausstattung geht auf das dritte Viertel des 19. Jahrhunderts zurück. Dem Schloss benachbart steht ein großer Meierhof, in dem sich mehrschiffige Pfeiler- und Säulenhallen befinden.

Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 5 km östlich von Hainburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


16.11.2009