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Forchtenstein (Stmk)


Das Gebiet um Neumarkt gehörte bereits um das Jahr 1000 dem Erzbistum Salzburg. Zwischen 1141 und 1144 verlieh der Erzbischof Graslupp, wie damals das Hochtal zwischen Grebenzen und Zirbitzkogel hieß, dem Grafen Wolfrat von Treffen, der es als Afterlehen an Dietmar von Liechtenstein weitergab. Wolfrats Sohn Udalrich, der Patriarch von Aquileja war, vermachte die Herrschaft dem Patriarchat, was zu Konflikten mit Salzburg führte. 1218 erzielte man eine Einigung, indem Salzburg seine Besitzungen im Friaul an Aquileja abtrat und hiefür andere Güter – darunter auch Graslupp – erhielt. 1224 wird in einer Urkunde erstmals vom „novo castro“ gesprochen, unter dem die heutige Burg Forchtenstein zu verstehen ist. Der Name Forchtenstein taucht aber erstmals 1497 auf. Bis dahin wurde die Burg, wie auch der darunter liegende, planmäßig angelegte Ort, Neumarkt genannt. 1235 stellte Kaiser Friedrich II, der auf der Durchreise von Italien nach Deutschland war und sich kurz in der Burg aufhielt, eine Urkunde aus, in der die Besitzungen des Stiftes Admont bestätigt wurden. Als König Ottokar Herzog der Steiermark geworden war, besetzte er auch die Burg, die 1254 von den Ungarn eingenommen worden war. 1275 musste er das Stift St. Lambrecht vor Übergriffen seines eigenen Burggrafen schützen. Nach dem Tod Ottokars wurde die böhmische Besatzung durch Dietrich von Pux vertrieben. Die Lehensherrschaft wurde nun von den Habsburgern übernommen. 1318 verpfändete König Friedrich der Schöne Neumarkt dem Erzbischof von Salzburg. Die Herrschaft war zwar klein, doch war die Maut an der nach Italien führenden Straße recht ergiebig. Außerdem gehörte zur Burg das Landgericht Graslupp.

1480 zogen ungarische Truppen, die von den Türken verfolgt wurden, nach Neumarkt. Man ließ sie in den befestigten Markt ein, um gemeinsam gegen die Türken kämpfen zu können. Deren Angriff wurde auch abgeschlagen, doch blieben die Ungarn entgegen ihren Versprechungen. Sie konnten erst 1482 durch kaiserliche Truppen unter Balthasar Tannhauser vertrieben werden. 1486 bemächtigten sich die Ungarn neuerlich des Marktes und der Burg, mussten aber schon zwei Monate später vor Tannhauser und seinen Söldnern den Rückzug antreten. Tannhauser blieb als Verwalter auf der Burg, übergab sie aber 1492 an Rudolf Trauner. 1588 erfolgte eine Verpfändung an den Hofvizekanzler Wolfgang Schranz. Forchtenstein war mittlerweile zur Halbruine geworden. Wegen seiner günstigen Lage war es aber 1596 zur Kreidfeuerstation bestimmt worden. 1612 verkaufte Philibert Schranz die Herrschaft an Franz Freiherrn von Teufenbach. Dessen Tochter Anna Leonora von Schrottenbach veräußerte sie 1630 an Seifried Püchler. 1700 übernahm das Stift St. Lambrecht die schwer verschuldete Herrschaft mit der baufälligen Feste. Da es für letztere keine Verwendung hatte, verkaufte es die Burg an Franz Josef Freiherrn von Putterer. Unter dem nächsten Besitzer, Hans Georg von Freudenpichl wurde das Gut unter Zwangsverwaltung gestellt. Danach wechselten die Besitzer recht häufig, was dazu führte, dass Forchtenstein zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Ruine wurde. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts baute man das Hochschloss wieder auf und benützte es als Fremdenpension. Frau Anneliese Solewacher-Antwilser überließ es 1957 einem Verein der neueuropäischen Föderalisten. Forchtenstein dient heute als „Europahaus“, in dem Seminare und Tagungen abgehalten werden.

Die auf einem Hügel über dem Markt liegende Burg, war von der Natur aus sehr gut geschützt. Der Burgberg fällt nach allen Seiten steil ab. Auf Grund der steilen Hänge benötigte man keinen Graben. Ältester Teil der Anlage ist das am Gipfel stehende Turmhaus. An diesen viereckigen und fünfstöckigen Bau schließen Wehrmauern an, die sich den Hang hinunterziehen und mit den Mauern der Marktbefestigung verbunden waren. Später baute man im Osten und Süden Wohngebäude an, die mit Mauern und Wehrgängen verbunden waren, die zum Torgebäude führten. Die Gebäude sind um einen stimmungsvollen Hof gruppiert. Anlässlich der 1984 durchgeführten Sanierung wurde sowohl der Bergfried als auch der Palas um zwei bzw. ein Geschoß gekappt und neue Fenster ausgebrochen. Alle Gebäude sind stark restauriert und modernisiert. Es entstand eine Pseudoburg. So ist ein Holzbalkon, der nahezu die gesamte Breite des Bergfrieds einnimmt, schlicht unmöglich. Auch Glasterrassen auf den Wohngebäuden einer mittelalterlichen Burg wird es eher selten gegeben haben. Leider werden beim Ausbau von Ruinen immer wieder die gleichen Fehler gemacht. Das Bundesdenkmalamt ist beim Wiederaufbau vermutlich gar nicht kontaktiert worden, da es für die Ruine wohl keinen Denkmalschutz gab

Lage: Steiermark/Seetaler Alpen – ca. 16 km nördlich von Friesach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


12.11.2009