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Plainburg


Die Grafen von Plainburg waren im Mittelalter eines der angesehensten Adelsgeschlechter Bayerns. Sie waren ursprünglich Ministeriale des deutschen Kaisers. Die Plainer Grafen waren sowohl im 11. als auch im 12. Jahrhundert in Salzburg, Kärnten und Bayern reich begütert. Neben beträchtlichen Besitzungen im Pinzgau hatten sie auch die einträgliche Vogtei über die Klöster St. Peter in Salzburg und Frauenchiemsee in Bayern inne. In einer Preßburger Urkunde wird 1108 erstmals ein „Werigand comes de Playern“ als Zeuge genannt. Er dürfte der Erbauer der Feste und Stammvater der Familie gewesen sein. Die Plainburg gehört heute zu den ältesten Wehrbauten des Bundeslandes Salzburg. Eine Burgkapelle wird 1144 erwähnt. Werigands Enkeln Liupold I und Heinrich brannten 1167 im Auftrag von Kaiser Friedrich I Barbarossa die von ihm geächtete Stadt Salzburg nieder. Es war eine Strafexpedition gegen Erzbischof Konrad II, der im Investiturstreit auf der Seite des Papstes stand. Der Kaiser hatte bereits ein Jahr zuvor die Plainburg besucht, als er vergeblich versuchte, den Erzbischof für sich zu gewinnen. Nachdem sich Kaiser und Papst 1177 wieder versöhnt hatten, mussten die Plainer hohe Zahlungen zum Wiederaufbau der Stadt leisten. Luitold III von Plain kam 1219 schwer verwundet von einem Kreuzzug zurück und erlag seinen Verletzungen auf der Heimreise in Treviso. Als 1260 Otto und Konrad von Plain ohne Nachkommen in der Schlacht von Staatz gegen die Ungarn fielen, erlosch die Familie und Erzbischof Philipp der Erwählte zog die Grafschaften Plain und Pinzgau ein. Das übrige Erbe fiel an eine Nebenlinie, die unter dem Namen „Grafen von Hardegg“ bekannt wurde. Der angeheiratete Graf Albert II von Görz/Tirol versuchte zwar auch die Stammburg seiner Gattin wieder zurückzubekommen, musste aber 1292 gegen eine Entschädigung endgültig darauf verzichten. Die Plainburg blieb beim Erzbistum. Die Salzburger Erzbischöfe benutzten sie als Verwaltungssitz des Pfleggerichtes Plain. Sie setzten Burggrafen zu ihrer Verwaltung ein, doch wurde der Sitz des Pflegers 1594 nach Stauffenegg verlegt.

1598 wurde der erzbischöfliche Kammerrat bzw. Münz- und Zahlmeister Christoph Geizkofler mit der Burg belehnt. Da diese ihre bisherige Funktion als Gerichtssitz verloren hatte, wurde ihre Instandhaltung vernachlässigt. In Kriegszeiten wie 1611 und 1621 wurde zwar jeweils ihre Besatzung verstärkt, doch verzichtete man darauf, sie der wesentlich verbesserten Kriegstechnik des 17. und 18. Jahrhunderts anzupassen. Nachdem Fürsterzbischof Paris von Lodron 1620 in erster Linie die Wehreinrichtungen verbessert hatte, ließ Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg 1674 die Hauptburg wieder bewohnbar machen. Im Österreichischen Erbfolgekrieg von 1741 bis 1748 gelang es bayerischen Truppen, die Besatzung zu überrumpeln. Sie nahmen bei ihrem Abzug die wenigen Geschütze und die noch vorhandenen Munitionsbestände mit. 1758 überlegte man die Schleifung der Anlage, doch kam man aus militärischen Überlegungen wieder davon ab. 1796 verließ der letzte Bewohner die Burg, die nun endgültig dem Verfall überlassen wurde. Nach der Säkularisierung wurde das Burgareal verkauft. 1809 rettete man die letzte Glocke der Burgkapelle vor den anrückenden Franzosen und brachte sie in die Pfarrkirche von Grödig. Zur Zeit als Salzburg zu Bayern gehörte, war die Plainburg Staatsbesitz. Kronprinz Ludwig erhielt sie 1813 von seinem Vater geschenkt. Er dachte an einen Wiederaufbau, doch kam es nicht dazu. 1868 erbte der bayerische Prinzregent Luitpold den Besitz, verkaufte ihn aber schon zwei Jahre später an Friedrich Freiherrn von Löwenstern. 1872 wurden Karl und Henriette Klusemann Eigentümer der Plainburg. 1896 kam sie gemeinsam mit Glanegg an den Freiherrn Fritz von Mayr-Melnhof. Heute ist sie in bäuerlichem Besitz. Zwischen 1968 und 1970 sowie 1982/83 fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten statt.

Die weithin sichtbare Ruine liegt auf einem Hügel im Norden von Großgmain, dessen unterer Bereich bereits stark von Einfamilienhäusern in Anspruch genommen wird. Archäologische Funde zeigen, dass der Burgberg bereits um 1200 v. Chr. als Begräbnisstätte der Kelten gedient hatte. Auf Grund seiner isolierten Lage nimmt man an, dass er zur Römerzeit ein Kastell oder eher einen Wachturm trug. Am Fuß des Hügels führte vom Mittelalter bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts ein Handelsweg vorbei, auf dem Salz von Berchtesgaden nach Bayern oder Salzburg transportiert wurde. Die wohl zuerst aus Holz errichtete Burg hatte diesen Verkehrsweg zu schützen und wurde daher lange Zeit als „Salzbüchsel“ bezeichnet. Sie ist eine räumlich sehr große Anlage, doch haben sich von ihr außer der Torburg nur mehr die mächtigen Außenmauern erhalten. Deutlich zu erkennen ist noch die Gliederung in eine ausgedehnte Vorburg und in die etwas kleinere Hochburg. Beide Ringmauern sind aus romanischem Schichtmauerwerk errichtet. Die Außenmauern sind zwar ca. 1,5 m stark aber nicht so sorgfältig aufgebaut, wie die Innere Ringmauer. Möglicherweise wurden sie erst nach dem Aussterben der Plainer Grafen errichtet. Der Zugang zur Burg erfolgt heute durch ein unauffälliges Tor an der Südseite der äußeren Ringmauer. Ursprünglich gelangte man an der Ostseite über eine lange, auf Steinpfeilern sitzende Holzbrücke zum Zwinger. Wie üblich war der letzte Teil der Brücke als Zugbrücke ausgebildet. Der Torbereich wurde 1982/83 saniert, wobei die 1910 ausgebrochene Nordostecke des quadratischen Turmes wieder geschlossen und das Burgtor rekonstruiert wurde. Wenig authentisch ist das damals eingefügte Betongewölbe der Durchfahrt. Es war allerdings zur Verankerung der absturzgefährdeten Teile notwendig. Die Torhalle wurde erst im Spätmittelalter angebaut. Der im Torhaus integrierte Turm diente bereits 1758 als Heulager. Sein romanisches Quadermauerwerk ist besonders sorgfältig verlegt. Durch das zweite Tor kommt man in den etwa 70 m langen und maximal 40 m breiten inneren Burghof. Es ist mit einem spitzbogigen Steingewände versehen. Ein mit 1674 datiertes Wappen des Fürsterzbischofs Max Gandolf von Kuenburg weist auf die Instandsetzung der Hauptburg hin. Es ist das einzige Wappen, das sich in der Plainburg erhalten hat. Der mehrfach geknickte innere Mauerring ist noch bis in eine Höhe von 8 bis 10 Meter erhalten. An seinem Westteil dürfte sich außen ein vorkragender hölzerner Wehrgang befunden haben, da dort die Mauerkrone deutlich zurückspringt. Unweit des Tores liegt eine ehemalige Zisterne, von der erzählt wird, dass es sich angeblich um einen mehr als hundert Meter tiefen Brunnen handeln soll, was aber nicht sehr wahrscheinlich ist. Wie die Pfostenlöcher und Lichtschlitze in der inneren Ringmauer zeigen, waren die Gebäude des Hofes an die Mauer angebaut. Von ihnen ist aber nichts mehr erhalten. Lediglich ein gotisches Kapellenfenster ohne Maßwerk in der östlichen Ringmauer zeigt noch den Standort der Kapelle an. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde in der Nordwestecke des inneren Burghofes eine hölzerne Aussichtsplattform angelegt, von der man eine herrliche Aussicht über Großgmain und das anschließende Bayern genießt.

Lage: Salzburg/Flachgau – oberhalb von Großgmain, ca. 12 km westlich von Salzburg

Besichtigung: ganzjährig von 09.00 bis 19.00 möglich, der Innenhof ist im Winter aber gesperrt


Weitere Literatur:


08.11.2009