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St. Pantaleon


Der Ort St. Pantaleon hieß bis 1400 Zwieselkirchen. Im 14. Jahrhundert dürfte durch die Familie Winter eine erste Wasserburg errichtet worden sein. Die Herren von Winter sind bis 1382 nachweisbar. Ein mit 1420 datierter Grabstein weist darauf hin, dass zuvor Hans Voytsberger Besitzer des Ansitzes war. Der 1521 verstorbene Stefan Perger nannte sich noch nach St. Pantaleon. Sein Sohn Christoph führte bereits die Bezeichnung „von Clam“. Er gilt als Stammvater der Grafen Clam-Martinic. St. Pantaleon gelangte nun an Johann Hinterholzer und seinen 1573 verstorbenen Sohn Samuel. Die Burg war aber bereits ein Jahr zuvor an den niederösterreichischen Kanzler Dr. Lorenz Kirhammer gelangt, der 1567 geadelt worden war. In der Folge wechselten die durchwegs adeligen Schlossbesitzer relativ rasch. Auf Hans Wolfgang Tschernembl folgten 1591 Johann Ulrich von Starhemberg, Ferdinand Kulmer von Rosenbühel (1618), Katharina Freiin von Salburg (1622), Ludwig Pröller (1653) und Maria Elisabeth Freiin Katzianer von Katzenstein (1659). Unter der Familie Salburg wurde St. Pantaleon zum Renaissance-Wasserschloss ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts übernahmen die Grafen Franz Leopold und Philipp Jakob von Thürheim die Herrschaft. 1717 war Johann Georg Adam Freiherr von Hohenstein Eigentümer, der von seinem Sohn Johann Georg Leo 1754 gefolgt wurde. Danach scheint die Fürstin Maria Josepha Rosalia Auersperg als Schlossbesitzerin auf. Unter den Fürsten Auersperg, die das Schloss bis 1889 besaßen, wurde ein Teil der Bauten abgetragen und der Rest barock verändert. Sie besaßen im südwestlichen Niederösterreich auch die Herrschaften St. Pölten, Goldegg und Ennsegg. St. Pantaleon ließen sie von Ennsegg aus verwalten. Im Lauf der Zeit verschwanden alle Wehreinrichtungen bis auf den Wassergraben. Es blieb nur mehr der eigentliche Wohnbau, bei dem es sich um den ehemaligen Palas handeln könnte, in stark vereinfachter Form bestehen. Von 1889 bis 1906 gehörte St. Pantaleon den Landgrafen Fürstenberg. Seither gibt es nur mehr bäuerliche bzw. bürgerliche Besitzer. Seit 1913 fanden Renovierungen und Modernisierungen statt. Das kleine gepflegte Schloss wird von seinen Eigentümern bewohnt.

Das Schloss liegt am südlichen Ortsrand von St. Pantaleon, das weniger für sein Schloss als für seine spätgotische Kirche mit ihrer romanischen Krypta bekannt ist. Wer das mit modernen Fenstern ausgestattete „Zweifamilienhaus“ nur flüchtig betrachtet, käme nicht auf die Idee, in ihm das mehrteilige, von Mauern und Türmchen umgebene Wasserschloss zu vermuten, das Georg Matthäus Vischer 1672 zeichnete. Lediglich der gut erhaltene teichartige Wassergraben gibt einen Hinweis. Er steht durch Zubringer mit der Erla in Verbindung. Über ihn führt eine Steinbrücke. Die Innenseite des Grabens ist mit einer Futtermauer verkleidet. Die einst darüber aufragenden Wehrmauern sind völlig verschwunden. Von den vier Rundtürmen, die die Mauerecken verstärkten, sind noch drei Fundamente zu erkennen. Bereits im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude wesentlich vereinfacht. Der heutige zweigeschossige Wohnbau war bis 1870 dreigeschossig. Damals wurde auch das steile Vollwalmdach erneuert und von seinen im späten 17. Jahrhundert aufgesetzten Scharwachttürmchen sowie den zahlreichen Dachgaupen befreit. Auch die am Vischer-Stich zu sehenden Rauchfänge verweisen auf einen Ausbau in der Renaissancezeit. Die schmucklosen Fassaden stammen aus dem 20. Jahrhundert. An das spätmittelalterliche Feste Haus erinnert ein gotisches Gewände unter dem Stiegenaufgang. Die ebenerdigen Räume sind von einem spätgotischen Mittelflur aus zugänglich. Sie sind mit schweren Kreuzgratgewölben aus dem 16. Jahrhundert versehen. Die Korbbogen des Stiegenhauses stammen von einem barocken Umbau im 18. Jahrhundert.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 5 km nordöstlich von St. Valentin

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.11.2009