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Kohfidisch


Die geschichtlichen Informationen über das Schloss Kohfidisch sind äußerst spärlich. Es gehörte ursprünglich zur Erdödy’schen Herrschaft Eberau und wurde im 17. Jh. anstelle eines Meierhofes auf einer Anhöhe nahe des gleichnamigen Ortes unter Einbeziehung älterer Teile errichtet. Der Architekt ist unbekannt. Man vermutet einen jener Baumeister der maria-theresianischen Zeit, die vor allem Paläste für die ungarischen Adeligen in Preßburg und Westungarn schufen. Um 1780 wurde es möglicherweise von Franz Anton Hillebrand teilweise umgebaut und erweitert. Graf Georg Erdödy gab dem Bau nach 1810 seine heutige Gestalt. Gleichzeitig ließ er die Innenräume ausbauen und neu einrichten sowie den Park mit seltenen Bäumen bepflanzen. Das Gebäude wurde vorwiegend als Jagdschloss und für Verwaltungszwecke genutzt. Vor dem Zweiten Weltkrieg war es bewohnt. Nach dem Kriegsende wurde es von russischen Truppen verwüstet. So wurde Archivmaterial als Streu für den Schweinestall verwendet, der in der Kapelle angelegt war. Den Rest besorgten einheimische Vandalen. Als die Besitzer 1952 zurückkehrten, war das Schloss komplett ausgeräumt. Mitte der 70er Jahre wurde es unter Denkmalschutz gestellt und das Dach aus Bundes- und Landesmitteln erneuert. Das Schloss gehört nach wie vor der Familie Kottwitz-Erdödy. Seit einigen Jahren sind Wiederherstellungsarbeiten im Gange. Teile des West- und des Südflügels sind bereits restauriert. Mit dem Schloss ist eine Forstwirtschaft von 1760 Hektar Wald sowie eine große Weinkellerei verbunden.

Das Schloss ist eine große hufeisenförmige Anlage um einen nach Osten geöffneten geräumigen Innenhof. Er ist von zwei einstöckigen Wohnbauten und einem ebenerdigen Wirtschaftstrakt umgeben. Sein zweigeschossiger Mitteltrakt wird durch einen dreiachsigen überhöhten Mittelrisalit betont. In seinem Erdgeschoß befindet sich ein großes rundbogiges Tor. Die darüberliegenden Fenster sind wesentlich höher als die relativ einfach gehaltenen Fensteröffnungen der restlichen Hoffront. Im Gegensatz zu diesen sind sie rundbogig. Das lange Dach wird durch die charakteristischen Schornsteine belebt. Der Haupttrakt ist, nach den Stuckdecken zu urteilen, um 1730 errichtet wurden. Seine lange Gartenfront, die eigentliche Schauseite des Gebäudes, weist 19 Fensterachsen auf. Die einheitliche Fassade dürfte um 1800 entstanden sein. Zwischen den korbbogig geschlossenen Fenstern mit Mauerbänken und Fensterüberdachungen aus Stuck laufen im Erdgeschoß horizontale Wandstreifen. Das Obergeschoß ist durch senkrechte Doppellisenen gegliedert. Der Mittelrisalit wird durch ein Zeltdach hervorgehoben. Er beinhaltet den Festsaal. Von der einst kostbaren Einrichtung der Innenräume ist nichts mehr erhalten und von der wandfesten Ausstattung sind nur mehr Fragmente geblieben. Im Erdgeschoß des Mitteltraktes liegt ein ovaler Raum, in dem wohl ursprünglich die barocke Kapelle untergebracht war. Sie wurde im späten 18. Jh. durch einen neuen Sakralraum abgelöst, in dem sich Reste einer neugotischen Malerei aus der Mitte des 19. Jh. erhalten haben. Sie täuscht eine architektonische Gliederung und plastische Stuckierung in Grisailletechnik vor. Die Einrichtung wurde nach 1945 zerschlagen und verheizt. Ein quadratischer Raum im nordwestlichen Flügel verfügt noch über eine flache Stuckdecke aus dem Jahr 1730. An den Längswänden erkennt man gemalte Papageien unter Baldachinen. Im Stiegenhaus ist ein unter Kaiser Hadrian gesetzter römischer Meilenstein aufgestellt. Unterhalb der Gartenfront senkt sich eine weite Rasenfläche zur Pinka hin ab. Von den Parkbauten, wie einer Gloriette, einer Kugelbahn und dem von der Gräfin Marie Aspremont-Erdödy besonders geschätzten Musenhain (mit Büsten verschiedener antiker und zeitgenössischer Dichter) ist keine Spur mehr vorhanden. Abseits im Wald, auf einer vom Schloß ausgehenden Allee erreichbar, liegt die Grabkapelle der Erdödy. In ihrem Inneren befindet sich ein mittelalterlicher Grabstein mit der Inschrift „Ursenpeck“.

Lage: Burgenland/Mittleres Burgenland – 9 km südlich von Großpetersdorf

Besichtigung: Das Schloß ist nur von außen zu besichtigen.


Weitere Literatur:


14.10.2002