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Landskron (bei Villach)


Das Gebiet um Landskron war schon vor langer Zeit besiedelt. Wenige Minuten Fußweg von der Ruine entfernt wurden 14 Hügelgräber aus der Hallstattzeit entdeckt. Auch die Kelten, Römer und Slawen haben ihre Spuren hinterlassen. So sind im Speisesaal des Burgrestaurants drei bei der Restaurierung der Ruine aufgefundene römerzeitliche Weihealtäre für die keltische Gottheit Vocretanus und eine Grabinschrift eingemauert. König Karlmann schenkte das Gebiet des heutigen Landskrons im Jahr 878 dem bayrischen Kloster Altötting. Dieses übergab es dem neu gegründeten Benediktinerkloster Ossiach. Eine Burg entstand jedoch erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts unter der Familie Sternberg, die etliche Vögte von Ossiach stellte. Nach den Sternbergs übernahmen die Grafen von Ortenburg um 1330 das Lehen. In einer im Österreichischen Staatsarchiv verwahrten Urkunde aus dem Jahr 1351 wird erstmals der Name Landskron genannt. Abt Volkmar von Ossiach verkaufte damals Landskron an Herzog Albrecht II (der Lahme) von Habsburg, der auch Landesherr von Kärnten war. Dieser schuf sich damit einen wichtigen Stützpunkt im Raum Villach, der ansonsten bambergisches Gebiet war. Er ließ die Burg vergrößern und die Herrschaft mit einem Landgericht ausstatten. Der stolze Name „Landskron“ geht auch auf ihn zurück. Da sich die habsburgischen Landesfürsten nur selten in Kärnten aufhielten, wurde die Burg von Gefolgsleuten verwaltet. Landskron dürfte 1392 im Pfandweg an die Grafen von Cilli gekommen zu sein. Zwischen diesen und der Stadt Villach bzw. dem Bistum Bamberg kam es immer wieder zu Streitigkeiten. Nachdem sich Bischof Lamprecht bei Herzog Albrecht III beschwert hatte, musste dieser die Grafen Hermann und Wilhelm von Cilli ermahnen, den Bauern von Villach nicht das Heu wegzunehmen und auch die Stadt nicht zu belästigen. Die Spannungen hielten aber an. 1425 belagerte Graf Hermann III von Cilli sogar drei Tage lang Villach, das jedoch alle Angriffe abwehren konnte. Wenige Wochen später gab er Landskron wieder an den Landesfürsten zurück.

Dieser verpfändete es von 1436 bis 1447 an die Herren von Stubenberg. Bei der Übernahme mussten sich die Brüder Andreas und Otto von Stubenberg verpflichten, umfangreiche Ausbaumaßnahmen durchzuführen. Die Stubenberger waren damals ein mächtiges Adelsgeschlecht, das zahlreiche Burgen in der Steiermark und in Kärnten besaß. Sie überließen die Verwaltung der Herrschaft angestellten Pflegern. Nach der Auslösung des Pfandes saßen von 1447 bis 1494 wieder landesfürstliche Verwalter in der mehr und mehr zum Schloss werdenden Burg. 1478 wurden einige Bauern, die an einem Bauernaufstand teilgenommen hatten, in einem Turm der Anlage eingekerkert. Im späteren 15. Jahrhundert wurde Landskron häufig von Pflegern verwaltet. 1465 wird Nikodemus Hindsperger als solcher genannt. Damals gehörten zum Schloss neben dem Landgericht auch die Herrschaft Sternberg und die Vogtei über das Kloster Ossiach. 1494 überließ Kaiser Maximilian I die Burg vorerst pflegweise dem von ihn favorisierten St. Georgs-Ritterorden von Millstatt, bis er sie ihm 1511 schließlich schenkte. Unter seiner Herrschaft wurde Landskron durch zwei schwere Brände zur Ruine. Vor allem jener von 1542 vernichtete große Teile der Burg. Da der Orden an ihr kein großes Interesse hatte und stets knapp bei Kasse war, sah er sich außerstande, sie wieder aufzubauen. Wegen der Türkengefahr war dies aber dringend erforderlich. Im gleichen Jahr verkaufte daher Kaiser Ferdinand I die Herrschaft dem Landeshauptmann von Kärnten, Christoph Khevenhüller von Aichelberg mit der Verpflichtung, die Festung wieder aufzubauen. Dieser begann sofort damit und erhielt im nächsten Jahr das Prädikat von Landskron verliehen. Er konnte 1545 auch die Schlösser Sommeregg und Töplitsch sowie das Amt Lieserhofen in seinen Besitz bringen. Nun begann die Glanzperiode des Schlosses. Die Khevenhüller stammten aus Süddeutschland und kamen noch vor 1400 nach Villach, wo sie zur städtischen Oberschicht gehörten. Sie waren durch ihre Beteiligungen an Bergwerken reich geworden und dokumentierten dies auch durch den großzügigen Ausbau von Schloss Landskron, das 1552 nahezu vollendet war und danach vorwiegend als Sommerresidenz diente. Im gleichen Jahr konnte sich Kaiser Karl V anlässlich eines Besuches von der Pracht des neuen Schlosses überzeugen.

1558 wurde unterhalb des Gebäudes ein Bleibergwerk betrieben, wodurch Schäden für das Gebäude befürchtet wurden. Christoph Khevenhüller konnte seine Schließung erwirken. Nachdem er 1557 verstorben war, wurde das riesige Erbe 1572 unter seinen drei Söhnen aufgeteilt. Landskron kam an Bartholomäus, auch Bartlmä genannt. Er wurde 1566 in den Freiherrenstand erhoben. Aus einem Inventar von 1582 geht hervor, dass damals die Anlage mit zwei großen und 11 kleinen Kanonen bestückt war. In der Waffenkammer wurden u. a. 115 Landsknechtharnische und 241 Hakenbüchsen verwahrt. 1585 musste das Dach nach einem durch Blitzschlag verursachten Brand erneuert werden. Um die Wasserversorgung zu sichern, wurde in den Jahren 1584 bis 1594 ein 150 m tiefer Brunnen gegraben. Die Blütezeit Landskrons war in den Jahren um 1600. Damals war das prächtige Renaissanceschloss ein Mittelpunkt des adeligen gesellschaftlichen Lebens sowie ein Zentrum des Protestantismus in Kärnten. In der schlosseigenen Druckerei wurden ca. 16.000 evangelische Bibeln gedruckt. Bartelmä starb 1613. Da er ein eifriger Bekenner der Lehren Luthers war, verweigerte man ihm die Beisetzung in der Stadtpfarrkirche von Villach, wo die Familie Khevenhüller ihre Grablege hatte. Er wurde daraufhin in der Schlosskapelle von Landskron beigesetzt. Sein Sohn Hans wanderte auf Druck der Gegenreformation nach Nürnberg aus und nahm das Familienarchiv sowie die wertvollsten Gegenstände ins Exil mit. Ersteres befindet sich heute in Thurnau (Oberfranken). Da Hans Khevenhüller im Dreißigjährigen Krieg als Offizier im schwedischen Heer gegen die kaiserliche Armee kämpfte, wobei er sich 1632 vor Nürnberg tödliche Verwundungen zuzog, wurde ein Hochverratsprozess begonnen und seine Besitzungen von Kaiser Ferdinand II eingezogen. 1639 verkaufte die kaiserliche Hofkammer Landskron an den katholisch gebliebenen Präsidenten der innerösterreichischen Hofkammer, Siegmund Ludwig Graf Dietrichstein. Zwar wurde im Friedensvertrag von Münster, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete, festgelegt, dass die Familie Khevenhüller ihren einstigen Besitz wieder zurückbekommen sollte, doch konnte sie dies in einem 67-jährigen Rechtsstreit nicht durchsetzen.

Landskron blieb bei den Dietrichstein. Die damit verbundene Unsicherheit führte aber dazu, dass das Schloss nur noch notdürftig instand gehalten wurde. Die neuen Schlossherren wohnten auch nicht hier, sondern auf ihren Gütern in Südmähren. Es gab keine Verwendung mehr für den zwar großen, aber wirtschaftlich kaum nutzbaren Bau. Wegen der weit fortgeschrittenen Waffentechnik hatte Landskron seine Bedeutung als Festung längst verloren. Große Teile der Herrschaft und sogar des Schlosses mussten im 18. Jahrhundert verkauft werden. 1786 wurde die Herrschaftsverwaltung nach Lauz ins Tal verlegt, was zum langsamen Verfall führte. Eine Chance zum Wiederaufbau des Schlosses bot sich während der Franzosenkriege. Napoleons Stiefsohn, Eugène Beauharnais, wollte es 1809 erwerben und als Sommersitz renovieren lassen. Der Kauf verzögerte sich jedoch und 1812 kam es zur endgültigen Katastrophe. Während eines Gewitters setzte ein Blitzschlag den Dachstuhl in Brand und vernichtete Teile des Schlosses. Da aus Kosten- und Steuergründen kein neues Dach aufgesetzt wurde, war das Gebäude der Witterung schutzlos ausgesetzt und verfiel völlig. Zeitweise wurden die Mauern sogar als Steinbruch benützt. Zwei Portale wurden beim Ausbau von Schloss Neu-Finkenstein wiederverwendet. Andere Teile dienten der Ausgestaltung des Schlosses Damtschach. Eine Glocke der Schlosskapelle fand ihren Weg in die Kirche am Sternberg. Auch die benachbarte Bevölkerung holte sich alles brauchbare Material zum Bau ihrer Häuser und plünderte den Bau völlig aus. Landskron blieb aber als Teil des Dietrichsteinschen Fideikommisses bis zum Aussterben der Hollenburger Linie 1861 bei der Familie. Kurz nachdem 1912 die Herrschaft an Ludwig Wittgenstein, einen Onkel des Philosophen, verkauft worden war, musste der hohe Schlossturm, der 1909 teilweise eingestürzt war, wegen Baufälligkeit gesprengt werden. Dadurch wurde die Silhouette des Schlosses ihrer Dominate beraubt. Erst 1952 gelang es dem Erben Hans Maresch, dem auch die Hollenburg gehörte, die Öffentlichkeit an der Sicherung und Renovierung der Ruine zu interessieren. Die Baureste wurden konserviert und wieder zugänglich gemacht. Mittlerweile hat sich das in ihnen eingerichtete Restaurant zu einer touristischen Sehenswürdigkeit entwickelt, was vor allem auf die herrliche Aussicht zurückgeht.

Die Ruine Landskron liegt auf einem felsigen Hügel beherrschend über dem Villacher Becken und dem Südende des Ossiacher Sees. Der Burghügel fällt etwa 160 m steil zur Talsohle ab. Die verteidigungstechnische Architektur des Schlosses war aber schon zur Zeit seiner Erbauung um etwa 100 Jahre veraltet. Das Gebäude ist außer an der Südseite, die durch einen Steilhang geschützt ist, von drei Zwingern umschlossen. Nun waren Zwingeranlagen im Mittelalter für den Fußkampf sehr wichtig, da ihre Eroberung dem Feind viel Kraft kostete und die Verteidigung derselben relativ bequem möglich war. Mit der Einführung der Artillerie hatten sie – ebenso wie die sieben Türme und die zwei Tore der Anlage - jedoch ihren Sinn verloren. Dies zeigt, dass von Anfang an die Wehrhaftigkeit im Hintergrund stand und vor allem auf Wohnlichkeit Wert gelegt wurde. Landskron sollte keiner Belagerung mit schwerer Artillerie standhalten können sondern lediglich leicht bewaffneten türkischen Streifscharen oder aufrührerischen Bauern widerstehen können. Um das gesamte Schlossareal zog sich ein tiefer gelegener zinnenbewehrter Mauerring, der in regelmäßigen Abständen mit Türmen verstärkt und an der Nord- und Westseite zwingerartig ausgebaut war. In der Südecke umschloss diese Mauer auch die Vorburg. Deren Südspitze war durch einen mächtigen Turm gesichert. Von ihm führte eine Mauer zur untersten Toranlage, die aus großen Grünschieferquadern errichtet wurde. Die rundbogige Toröffnung wird von Pfeilern getragen. Diese und die flankierenden Riesenpilaster, auf denen das Gesims aufsitzt, sind mit Buckelquader verziert. Entlang der Ringmauer führt an der Westseite der Vorburg ein Weg zum Hauptportal des Schlosses. Dieser Torbau ist weniger repräsentativ ausgestattet als das äußere Tor. Ein großes rundbogiges Steinportal, das von zwei Trichterscharten flankiert wird, führt in eine Passage zwischen der oberen und der unteren Ringmauer, die zum obersten Tor an der Nordecke des Schlosses führt. Über ihm befinden sich drei Gusslöcher.

Das Hauptgebäude bestand aus zwei langen, rechtwinkelig zusammenstoßenden vier- bis fünfgeschossigen Flügeln, an deren Enden jeweils ein kurzer Seitentrakt hakenförmig anschloss. West- und Nordflügel waren einst viergeschossig. Von dem nach Westen gerichteten Längstrakt haben sich nur die Mauern der beiden untersten Geschoße erhalten. Hier lagen die einstigen Wohnräume. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Restaurant ausgebaut. Aus der nördlichen Hälfte dieses Traktes sprang ein mächtiger Turm vor, bei dem es sich ursprünglich wohl um den Bergfried der mittelalterlichen Anlage gehandelt haben dürfte. Er überragte die Dachzone der benachbarten Gebäude um drei Stockwerke. Auf den Kupferstichen von Valvasor aus dem Jahr 1688 ist aber zu erkennen, dass er bereits damals in einen repräsentativen Wohn- und Aussichtsturm umgebaut worden war. Der Turm beherbergte eine Großorgel, die weittragende Signale von sich geben konnte. Südlich in der Verlängerung des Westtraktes liegt rechts vom Aufgang zum Schloss die gotische Kapelle, ein nahezu freistehender kleiner Langbau mit halbkreisförmigem Chorschluss. Er ist nur mit dem kleineren der beiden Haupttrakte durch eine Mauer verbunden. Über der aus dem Felsen gehauenen Ostwand des Kirchenschiffes ragt ein achteckiges Glockentürmchen mit Rundbogenfenster empor. Die Mauern der Kapelle stehen noch bis zu einer Höhe von vier Metern. Im halbkreisförmigen Chorschluss hat sich ein Spitzbogenfenster mit Marmorgewände erhalten. Die Nordwestwand wird vom spitzbogigen Kirchenportal durchbrochen. Daneben ist die aus weißem Marmor gearbeitete Grabplatte des 1613 verstorbenen Bartholomäus Khevenhüller eingemauert. Sie ist ein Werk des Bildhauers Martin Pacobello und wurde erst 1955 im Schutt der Kapelle aufgefunden. Auch das spitzbogige Kapellenportal ist vermutlich die Arbeit eines italienischen Meisters. Nordöstlich der Kapelle liegen die Mauerreste eines freistehenden Wirtschaftstraktes, der den Schlosshof an der Südostseite begrenzte. Von ihm hat sich eine acht Meter hohe dreigeschossige Längsmauer mit Balkenlöchern und segmentbogigen Fensteröffnungen erhalten. Der beeindruckendste Teil der Schlossruine ist der nordseitige Längstrakt. Von ihm steht noch die dreigeschossige, 10 m hohe Außenmauer. In einer ihrer rechteckigen Fensternischen ist ein toskanisches Säulchen eingelassen. Der an die Nordostecke grenzende Teil des Nordtraktes ist fast gänzlich verschwunden. Erhalten ist ein großer Mauerrest des nordöstlichen Seitentraktes sowie ein Teil des halbrunden Turmes an der Nordostecke des Gebäudes. Dieser Turm ist der nördliche Endpunkt des oberen Ringmauergürtels, der dem Schloss an der Ost- und Südseite in zwei bzw. drei parallel geführten Mauerzügen vorgelagert war. Um die Ostecke der Anlage zog sich ein geräumiger Zwingerbereich. Von der einst prächtigen Innenausstattung ist fast alles verloren gegangen. In einem beim Verkauf von 1639 angelegten Urbar wurden 15 meist vertäfelte Stuben und 15 Schlafgemächer sowie zahlreiche Nebengebäude erwähnt. Einige Glasfenster der Kapelle aus dem Jahr 1570 werden im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt aufbewahrt. Zwei schöne Türen sind in Schloss Bleiburg erhalten.

Lage: Kärnten/Villacher Becken – auf einem Hügel zwischen Villach und dem Ossiacher See

Besichtigung: jederzeit möglich

Sonstiges: Die Zufahrtsstraße ist zeitweise mautpflichtig


Weitere Literatur:


11.10.2009