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Saubersdorf


Der damals als „Subellendorf“ bezeichnete Ort wurde 1146 in einer Widmung des steirischen Herzogs Ottakar V an das Kloster Rein erstmals erwähnt. Da in dieser sowie auch in späteren Urkunden keine Herren von Saubersdorf als Zeugen erwähnt werden, nimmt man an, dass hier ursprünglich nur ein unbedeutendes festes Haus befand, dessen Bewohner wohl keine Adelige waren. Dagegen spricht aber das Vorhandensein einer stattlichen romanischen Schlosskapelle. Möglicherweise gab es überhaupt noch keinen Wehrbau, denn auch später wird nur von einem Ort gesprochen, der zuerst Heinrich von Hausbach gehörte. 1324 verkaufte er die Herrschaft an Pilgrim von Puchheim, dessen Nachkommen bis 1657 die Ortsherren waren. Die Schlosskapelle könnte einst die Funktion einer Ortskapelle gehabt haben und erst später in das Schloss integriert worden sein. Dieses dürfte erst im 17. Jahrhundert unter den Grafen Palffy erbaut worden sein, die als nächste Verwandte auf die Herren von Puchheim folgten. 1772 gab es einen gerichtsanhängigen Streit zwischen den Palffys und der Stadt Wiener Neustadt um die Grenzen der Herrschaft Saubersdorf, der schließlich zu ungunsten der Palffys entschieden wurde. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage baulich verändert. Nach der Auflösung der Grundherrschaften im Jahr 1848 wurde Saubersdorf verpachtet. Im Schloss war zeitweise eine Samtbandfabrik untergebracht. 1860 kaufte Baron Haber-Linsberg das langsam verfallende Gebäude. Er veräußerte nach und nach den immer noch großen Grundbesitz. Von 1886 bis 1897 gehörte Schloss Saubersdorf dem Wiener Neustädter Gemeinderat Josef Bösenkopf, der umfangreiche Restaurierungen vornahm und den verbliebenen Grundbesitz durch Zukäufe wieder vergrößerte. Dessen Erben verkauften das Schloss an Karl Wittgenstein. Dieser schenkte es umgehend dem Wiener Verein „Humanitas“, der es bis zu seiner Auflösung von 1913 besaß. In dieser Zeit waren Waisenkinder im Gebäude untergebracht. Danach gehörte es Geza Pollak, der aber 1938 nach Argentinien emigrieren musste. Saubersdorf wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und 1951 durch die Republik Österreich an die Witwe Pollaks und deren Kinder rückgestellt. Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg sowie in der Nachkriegszeit stark beschädigt und später nur mehr zum Teil wiederhergestellt. 1965 erwarb der Landwirt Josef Schuster das Gebäude und den damit verbundenen Grundbesitz. Derzeitiger Besitzer ist seit 1977 der Bildhauer Otto Lorenz.

Das zweigeschossige Schloss liegt nördlich der Durchzugsstraße im nordwestlichen Teil des Ortes. Es besteht aus zwei Trakten, die hakenförmig einen ausgedehnten Hof teilweise begrenzen. Inmitten dieses Hofes befindet sich die große freistehende Schlosskapelle, die dem Hl. Veit geweiht ist. Es handelt sich dabei um einen romanischen Saalbau aus dem 12. bzw. 13. Jahrhundert, der bereits lange vor dem derzeitigen Schloss bestand. An der Ostseite der Kapelle erhebt sich ein wuchtiger romanischer Vierecksturm. An seiner Südseite weist ein kleines Rundbogenfenster auf sein hohes Alter hin. Im 18. Jahrhundert wurde er um ein Stockwerk erhöht, wobei ihm ein achteckiges Türmchen aufgesetzt wurde. Zu dem an der Westseite gelegenen Chorzugang führt außen eine Freitreppe empor. Darunter befindet sich der Eingang in die Kirche. Das einschiffige Langhaus wird durch einen Triumphbogen vom quadratischen platzlgewölbten Altarraum getrennt. Das Kämpfergesims des Triumphbogens trägt an der abgeschrägten Unterseite ein seilartiges Steingewinde. Nachdem die Kapelle 1965 von Josef Schuster der Pfarre St. Egyden am Steinfeld, zu der Saubersdorf gehört, geschenkt worden war, wurde das Innere verändert. Das eigentliche Schloss ist weitgehend schmucklos. Lediglich an der Gartenfassade des Südtraktes hat sich eine Ortsteinquaderung zum Teil erhalten. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert. Deutlich älter ist der leicht geknickte Westtrakt, der im Kern auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückgeht. Er zeigt sechs hohe Fenster und ein erneuertes rechteckiges Portal, dessen mit einem Stichkappen-Tonnengewölbe versehene Einfahrt in den Hof führt. Dieser ist an den nicht von Gebäuden begrenzten Seiten von einer 2,5 Meter hohen Mauer umgeben.

Lage: Niederösterreich/Steinfeld - ca. 8 km südwestlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


10.10.2009