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Villach - Mörtenegg (Dinzlschloss)


Das Schloss wurde ursprünglich Martineck genannt, nach dem kleinen Ort und heutigem Stadtteil von Villach, St. Martin. Mörtenegg gehörte ursprünglich dem Bistum Bamberg. Vermutlich erwarb Augustin Khevenhüller den Hof, der dann 1550 unter Siegmund Khevenhüller zum Renaissanceschloss ausgebaut wurde. Es diente den Khevenhüllers als Jagdschloss. Um 1622 verkaufte es Urban Freiherr von Pötting an Hans Widmann, einem Handelsherrn aus Venedig. Über dessen Tochter Susanna ging Mörtenegg 1637 an ihren Gatten Anton Grotta von Grottenegg. Auf die Gewerkenfamilie Grotta folgte Johann Paul Christoph von Grössing, ein nobilitierter Ratsbürger aus Klagenfurt, der bereits Rotenthurn und Kellerberg besaß. Er verkaufte Mörtenegg 1720 an die Fürstin Dorothea von Porcia, dürfte es aber wieder zurückgekauft haben, da es 1734 dem Pfarrer von Obervellach, Johann Christoph von Grössing, gehörte. Im späteren 18. Jahrhundert wechselten die Besitzer des Gutes relativ häufig: u. a. werden Johann Anton Stieger (1767 und 1786), Rochus Loidl (1770) und Sebastian Pogtsch (1796) genannt. Von 1806 bis 1874 befand sich das Schloss im Besitz des Johann Georg Maxer und dessen Witwe Maria. Auf die Familie Dinzl (1874), die dem Ansitz seinen Zweitnamen gab, folgte 1947 die Stadtgemeinde Villach, der das Gebäude von Else Eipek-Dinzl vermacht wurde. Englische Besatzungssoldaten richteten nach dem Zweiten Weltkrieg größere Schäden an. Die Stadt verwendete den zuvor renovierten Bau ab 1953 als Lehrlingsheim und nach einer gründlichen Sanierung seit 2007 als Kulturamt.

Das Schloss ist ein dreigeschossiger kubischer Bau mit fünf Fensterachsen an jeder Seite. Es liegt auf einem Höhenrücken westlich der Altstadt. Die nach Osten gerichtete Hauptfront wird von übereck gestellten einachsigen Türmchen begrenzt. Sie wirken heute wie Erker, da sie im ersten Stock auf Konsolen aufsitzen. Über dem rundbogigen Marmorportal aus dem 16. Jahrhundert ist ein kleiner Balkon vor einem Rundbogenfenster angebracht. Das Doppelwappen des Siegmund Khevenhüller und seiner Gattin Katharina von Gleinitz ist darüber angebracht. Die Fassaden wurden im 18. Jahrhundert überarbeitet. 1985 wurden mehrere Sonnenuhren freigelegt. Zentraler Raum des Erdgeschosses ist die vierjochige tonnengewölbte Eingangshalle. Die Ansätze ihrer gratigen Stichkappen ruhen auf grauen Marmorkapitellen. Sie sind mit Wappen, Tieren und Pflanzen ornamentiert. Von hier aus führen drei Portale aus grauem Marmor in die benachbarten Räume. An der linken Wand ist eine Reliefplatte eingemauert, die eine mit 1509 bezeichnete Pietà zeigt. Über dieser Halle liegt im Hauptgeschoß ein durchgehender Saal. Auch er weist ein Tonnengewölbe mit Stichkappen auf. Ein mit dem Khevenhüller-Wappen geschmücktes Marmorportal führt ins Treppenhaus. Die rahmenden Pilaster sind mit Muscheldekor versehen. Das südliche Erkerzimmer weist eine reich stuckierte Decke aus dem Jahr 1720 auf. Sie wurde 1997/98 restauriert. Das Stuckrelief in ihrer Mitte zeigt zwei Amouretten inmitten einer Landschaft. Vor dem Schloss stehen zwei runde Wehrtürme. Da die sie verbindende Wehrmauer mit dem Tor längst verschwunden ist, wirken sie eher wie Gartenpavillons. Im nordöstlichen Turm wurden 1978 Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert freigelegt. Die beiden hinteren Türme sind nicht mehr erhalten. Das Schloss ist von einem Park umgeben.

Lage: Kärnten - Villach-St. Martin

Ort/Adresse: 9500 Villach, Schlossgasse 11

Besichtigung: abgesehen von Veranstaltungen meist nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.09.2009