An dem Platz, an dem sich heute Schloss Frauental befindet, stand einst eine römische Villa. Um 700 lag hier der Nidrinhof, der älteste Edelsitz der Steiermark. Er war eine Gründung des Patriarchen von Aquileia. Von ihm ging ein guter Teil der Christianisierung der Steiermark aus. Kaiser Otto I schenkte 970 diesen Hof dem Erzbischof von Salzburg. Später wurde aus ihm ein Bauerngut, der Ulrichshof. Als solches scheint er noch in Urkunden des 15. Jh. auf. Im 16. Jh. gehörte er Gall von Racknitz, der ihn 1542 zum Schloss ausbauen ließ. Noch 1611 wurde der Edelsitz Gschloß St. Ulrich genannt. Erst ab 1630 wird er mit Frauental bezeichnet. Nach den Racknitzern übernahmen die Freiherren von Khuenburg und dann die Freiherren von Meilegg die Herrschaft. Wegen langjähriger Erb- und Rechtsstreitigkeiten war Frauental ziemlich verwahrlost, als es 1652 an die Familie Zehentner kam. 1679 wurde der stark verschuldete Besitz gepfändet, doch konnte bereits gegen Ende des 17. Jh. Carl Graf Zehentner im Innenhof die dreigeschossigen Arkadengänge anbauen und dem Schloß seine heutige Gestalt geben. Baumeister war Joseph Schmerlaib aus Leibnitz. Der Ausbau ging jedoch zu Lasten der Untertanen, die in der Folge unter erhöhten Zinsforderungen zu leiden hatten. 1794 erbten die Grafen Welserheimb die Herrschaft. Ab 1812 gehörte sie dem Wiener Bankier Moritz I Graf Fries, der sie aber 1820 an Feldmarschall Fürst Johann I von und zu Liechtenstein – gemeinsam mit Deutschlandsberg – verkaufen musste. Derzeitiger Besitzer ist Franz Géza Prinz von und zu Liechtenstein. Das Schloss wurde in den Jahren 1969/70 durchgreifend restauriert. 1978 wurde im zweiten Stock des ansonsten vermieteten Gebäudes eine Haushaltungsschule eingerichtet. Der Schlosspark wird zum Teil als Golfplatz genutzt.
Das Schloss ist ein großer Vierkanter inmitten eines ausgedehnten, von Teichen durchsetzten Parks. Äußerlich wirkt es eher wie ein Gebäude des 19. Jh. Das einfache Rustikaportal ist mit Inschrift und Wappen geschmückt. Die vier Trakte umschließen einen rechteckigen Pfeilerarkadenhof. Die Bogen in den oberen beiden Geschossen sind heute größtenteils verglast. Die zweigeschossige, dem hl. Josef geweihte, Kapelle wurde um 1680 durch Künstler aus der Schule Alexander Serenios stuckiert und mit Fresken, die Szenen aus dem Marienleben zeigen, verziert. Das Hochaltarbild ist eine zeitgenössische Kopie nach Tizian. Die Räume des Schlosses sind teilweise im Rokokostil gestaltet. Bei der Innendekoration merkt man, dass hier zum Teil die gleichen Kunsthandwerker wie in Hollenegg tätig waren. So sind z. B. die Würfelmuster in den Bodenintarsien identisch, ebenso gewisse Motive des Deckenstucks. Von den einstigen Wehranlagen, wie dem ehemaligen Wassergraben, über den eine fünfbogige Brücke führte, blieb nichts erhalten.
Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 2 km östlich von Deutschlandsberg, am rechten Hang des Laßnitztales.
Besichtigung: Der Innenhof ist frei zugänglich, ebenso der Park
Sonstiges: Im Sommer finden im Arkadenhof Konzerte, Theater- und Opernaufführungen statt.
Weitere Literatur:
11.10.2002