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Judenburg - Weyer


Wie viele Schlösser ist auch Weyer aus einem ehemaligen Bauernhof entstanden. Dieser „Sandhof“ hatte einst zur Herrschaft Liechtenstein gehört. Wilhelm Grasswein kaufte ihn anfangs des 16. Jahrhunderts und baute ihn zu einem eher bescheidenen Edelsitz aus. 1592 erbte Anna von Schrottenbach, eine geborene Grasswein, das Gut, verkaufte es aber bereits 1596 an Christian Praunfalkh. Dieser begann mit dem großzügigen Ausbau zum Schloss, nachdem er zuvor durch die Anlegung einer Wasserleitung eine geregelte Wasserversorgung ermöglicht hatte. Nach seinem Tod setzte seine Schwester Susanna Freiin von Dietrichstein die Arbeiten fort. 1627 erwarb Sibilla von Teufenbach den halbfertigen Bau. Sie musste jedoch als Protestantin bereits im nächsten Jahr die Steiermark verlassen. Zuvor verkaufte sie Weyer an Johann Sebastian Zolten von Zoltenstein, von dem es 1631 der Judenburger Kaufmann Hermann Heinricher von Heinrichsberg erwarb. Zu diesem Zeitpunkt war das Gut zum Teil freies Eigen, zum Teil aber Lehen der Liechtensteiner bzw. der Stubenberger. Heinricher setzte seinen Neffen Hans Pagge als Erben ein, der sich danach Johann Heinricher von Heinrichsberg nannte. Unter seinen Nachkommen wurde die Herrschaft 1750 wegen hoher Schulden gepfändet und unter Zwangsverwaltung gestellt. Drei Jahre später erhielt sie Franz Josef Graf Heinrichsberg wieder zurück. Auf ihn folgte 1780 seine Schwester Maria Theresia Edle von Sutter als Schlossbesitzerin. 1819 ging Weyer durch Kauf an Franz Fürst von und zu Liechtenstein über. 1850 gehörte es Carl Mayer, dessen Erben es 1872 an die Judenburger Eisenwerke AG verkauften. Diese richteten darin Arbeiterwohnungen ein, was dem Schloss naturgemäß nicht besonders gut tat. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude durch einen Bombentreffer schwer beschädigt. Der betroffene Südtrakt wurde anschließend erneuert. Heute gehört Weyer der Stadtgemeinde Judenburg, die es in den letzten Jahren restaurieren und revitalisieren ließ. Das Innere ist in Mietwohnungen aufgeteilt.

Das Schloss liegt im Süden von Judenburg, auf einem kleinen Hügel über dem Feeberggraben. Es ist ein relativ großes zweistöckiges Gebäude, das im Stil des 16. Jahrhunderts erbaut wurde. Hufeisenförmig umschließt es einen geräumigen Hof. Die Ostseite war von einfachen Wirtschaftsgebäuden begrenzt, doch wurden diese bei der letzten großen Renovierung entfernt. An der Ostfront ermöglicht jetzt ein eine moderne Eisenkonstruktion die Verbindung zwischen dem Nord- und dem Südtrakt. Hofseitig sind die drei Wohntrakte mit dreigeschossigen Arkaden ausgestattet. Ihr Baumeister dürfte allerdings nicht besonders geschult gewesen sein, da die gedrückten Bögen recht unregelmäßig ausgefallen sind. Auch wirken die Säulen zum Teil sehr gedrungen. Auf einem Vischer-Stich von 1681 ist noch ein Uhr- bzw. Glockenturm abgebildet, der ebenso wie das einst reich verzierte Portal verschwunden ist. Die Westfront wird von zwei vorspringenden viereckigen Ecktürmen flankiert. Knapp unter ihren Pyramidendächern sind Schlüssellochschießscharten zu erkennen. Die Mitte der Eingangsfront wird heute durch einen hölzernen Dachreiter betont. Auffallend sind die unpassenden modernen Fenster an den sonst ungegliederten Fassaden. Vom rundbogigen modernen Westportal führt eine mit ‚Stichkappen versehene tonnengewölbte Einfahrt in den Hof. Das Schloss war einst von einem Wassergraben und einer Wehrmauer umgeben. Vom Wassergraben blieb lange ein kleiner Teich erhalten, der dem Schloss seinen Namen gegeben hat. Von der alten Einrichtung hat sich nichts erhalten. An der Stuckdecke der kleinen ehemaligen Kapelle ist die Jahreszahl 1650 zu erkennen. Sie ist in der Art des Giovanni Battista Cherubini gestaltet.

Lage: Steiermark/Murboden – am Südostrand von Judenburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


11.09.2009