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Krummnußbaum


Den krummen Nußbaum, der dem Ort und dem Schloss seinen Namen gab, existiert schon lange nicht mehr. Immerhin wird das Gut „Chrumbinuzboume“ bereits 1073 in einer – allerdings gefälschten - Schenkungsurkunde des bayrischen Klosters Rott am Inn erwähnt. Kaiser Heinrich IV bestätigte darin, dass der Pfalzgraf Kuno den Hof den Benediktinern übergab. Von einem Schloss wird allerdings erst 1427 berichtet. Der damalige Amthof gehörte den Herren von Losenstein. Ihr Amtmann war Hans Radendorfer. Krummnußbaum war bis zur Säkularisierung von 1803 ein Lehen der Regensburger Bischöfe. 1529 wurde es von türkischen Streifscharen niedergebrannt. Die Einwohner waren in das gut befestigte Pöchlarn geflüchtet. Um 1590 ist Andreas Schnötterl von Thornau Schlossherr. Auf ihn folgte 1613 der kaiserliche Mauteinheber in Ybbs, Hans Schrötel von Schröttenstein. 1628 übernahm Susanne Geiger den hochverschuldeten Edelsitz. Durch Heirat kamen 1643 die Völderndorfer in den Besitz des Schlosses. 1682 verkauften sie es an die Familie Starhemberg. 1803 konnte das bisherige Lehen in freies Eigen umgewandelt werden. 1820 ging die Herrschaft an den griechischen Baron Charis von Kephalos über. Er hatte in seiner Heimat fremde Gelder in großer Höhe veruntreut und mit einem Teil davon das Gut gekauft. Er wurde schließlich in Griechenland für seine Tat gehängt. Ab 1823 waren die Grafen Esterhazy Besitzer von Krummnußbaum. Sie verkauften es 1840 an die aus Sachsen stammenden Freiherren von Bors und Borod. Das Gut wurde mit der Herrschaft Pöchlarn vereinigt. Mit dieser kam das Schloss 1900 an die Freiherren von Tinti. 1912 verkaufte Friedrich Freiherr von Tinti seinen Besitz an den österreichischen Gesandten in Alexandria, Josef Graf von Sizzo-Noris. 1938 übernahm die NSDAP den Besitz, der daraufhin 1945 von der russischen Besatzungsmacht als deutsches Eigentum beschlagnahmt und verwüstet wurde. Nach 1955 gelangte das völlig verwahrloste Schloss in Privatbesitz. 1962 wurde es wegen Baufälligkeit zum Abbruch freigegeben. Auf Grund der schweren Schäden musste der Nordwestflügel 1967 abgetragen werden. Der Rest konnte saniert werden. Das Gebäude ist heute fachgerecht restauriert und wird wieder bewohnt. Schloss Krummnußbaum hat in die Literatur Einzug gehalten. Es ist Schauplatz des Romans „Jesse und Maria“ von Enrica Freiin von Handel-Mazetti.

Das Schloss liegt im Süden des Ortes. Der ursprünglich dreiflügelige Bau ist 1967 zu einem hakenförmigen Gebäude geworden. Vom mittelalterlichen wehrhaften Vorgängerbau hat sich nichts erhalten. Möglicherweise befand sich dieser aber nicht an der Stelle des heutigen Schlosses. Die heutige Bausubstanz stammt vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert, doch wurde das Schloss später barockisiert und im 19. Jahrhundert durch die Grafen Esterhazy ausgebaut. Dem nach Norden gerichteten zweigeschossigen Haupttrakt ist an seiner Nordostecke ein viergeschossiger rechteckiger Turm mit einem hohen gebrochenen Pyramidendach vorgesetzt. Auf das 16. Jahrhundert gehen nur die beiden unteren Geschosse zurück. Die oberen Stockwerke mit dem schönen Wappen wurden erst im 19. Jahrhundert aufgesetzt. Hinter dem Turm erstreckt sich der eingeschossige Ostflügel. Sowohl am Turm als auch am schlichten Ostflügel springen hölzerne Balkone vor, die auf Steinkonsolen des 19. Jahrhunderts ruhen. Das rundbogige Hauptportal liegt asymmetrisch im vierachsigen Hauptflügel. Die tonnengewölbten Keller gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Die Räume des Erdgeschosses zeigen Stichkappen- und Kreuzgratgewölbe aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die durch ein umlaufendes profiliertes Kranzgesims horizontal gegliederte Fassade stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1762 wurde in einem Zimmer des Obergeschosses östlich vom Eingang die Schlosskapelle eingerichtet. Anstelle des abgebrochenen dreiachsigen Quertraktes im Westen wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Terrasse angelegt.

Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 12 km westlich von Melk

Ort/Adresse: 3375 Krummnußbaum, Eduard Fenzl Straße 13

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.09.2009