ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Graz - Palais Stürgkh


Thomas Oedenleich vererbte 1521 sein Haus in der Herrengasse 17 an den in Graz ansässigen Handelsmann Georg Stürgkh. Dieser wurde 1532, nachdem er auch die Burg Plankenwarth erworben hatte, in den Adelsstand erhoben. Sein Nachkomme Hans Christoph von Stürgkh war Reichsverweser von Steiermark. Er erhielt 1638 die Freiherrenwürde. 1715 befreite der Kaiser das Palais von allen Einquartierungen. Nach 1718 wurde es in einen Familien-Fideikommiss einbezogen. In einem Druck aus dieser Zeit ist es als dreigeschossiger Bau mit Erker und Balustergliederung abgebildet. 1756 wurde der Architekt Johann Joseph Stengg mit Reparaturarbeiten beauftragt. Karl Graf Stürgkh tauschte sein Stadthaus 1798 mit einem Gebäude von Sigmund Graf Auersperg, musste aber noch 12.000 Gulden aufzahlen. Graf Auersperg ließ das Palais um 1800 umbauen. Damals wurde es aufgestockt und neu fassadiert. 1810 gelangte es in bürgerlichen Besitz. Der Geschäftsmann Simon Werner erwarb das Gebäude im Jahr 1855 und ließ es baulich mit den Nachbarhäusern Hauptplatz 16 und Prokopigasse 2 verbinden. Seit 1926 werden verschiedene Grazer Kreditinstitute als Eigentümer genannt.

Aus dem Grazer Palais der Grafen Stürgkh ist schon lange ein Wohn- und Geschäftshaus geworden. Es weist Bauphasen vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert auf. Seine fünfachsige Front in der Herrengasse ist viergeschossig. Die ursprüngliche Renaissance-Fassade wurde um 1800 in den Obergeschossen durch Lisenen und Platten gegliedert und damit klassizistisch verändert. Die ersten beiden Stockwerke sind durch diese Lisenen miteinander verbunden. Wie bei vielen Stadtpalais ist auch hier die Erdgeschoß-Fassade durch den Einbau von Geschäftsportalen zerstört. Die Fenster weisen im ersten Obergeschoß gerade Verdachungen und im zweiten Dreiecksgiebel auf. Der später aufgesetzte dritte Stock zeigt kleinere Fenster mit Sturzplatten. Etwas außerhalb der Mitte des ersten Stocks befindet sich eine Rundbogennische, in der eine färbig gefasste Sandstein-Madonna aus dem vierten Viertel des 18. Jahrhunderts steht. Das Portal weist einen abgefasten korbbogigen Steinrahmen auf. Er stammt noch vom Ende des 15. oder vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Die Rahmung mit den Blüten- und Wappenreliefs in den Zwickeln wurde aber wohl erst anlässlich der Erhebung der Familie Stürgkh in den Freiherrenstand um 1638 angebracht. Die Wappen wurden 1937 unter dem Verputz wiederentdeckt, restauriert und heraldisch falsch ergänzt. Sie stammen von Hans Christoph Freiherr von Stürgkh und seiner Gattin Sidonie Freiin von Khuenburg. Die eisenbeschlagenen Türflügel und das schmiedeeiserne Oberlichtgitter stammen ebenfalls aus der Zeit um 1638. Ein langer, mit Tonnen- und Platzlgewölben ausgestatteter Durchgang führt in den ersten Hof. Hier ermöglicht ein offenes Vierpfeiler-Stiegenhaus den Zugang zu den oberen Stockwerken. Die Treppe sowie deren Podeste werden von einem klassizistischen schmiedeeisernen Geländer begrenzt. Einige Räume im ersten Stock weisen zarten Rocaille-Deckenstuck (um 1760) in der Art des Stukkateurs Heinrich Formentini auf. Die im zweiten Hof gelegenen Räume des Ratsstüberls sind die ältesten Teile des Hauses. Sie gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. In einem Flügeltrakt des zweiten Hofes befindet sich ein weiteres Stiegenhaus. Dieses wurde beim Umbau von 1800 eingebaut.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Herrengasse 17

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.09.2009