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Thalberg (Oststmk)


Thalberg ist vermutlich die älteste Wehranlage im Hartberger Raum. Zugleich ist es ein hervorragendes Beispiel des hochmittelalterlichen Burgenbaues in der Steiermark und wohl die besterhaltene romanische Burg des Landes. Sie dürfte in den Jahren 1171 bis 1180 im Zug der Grenzbefestigungsmaßnahmen gegen Ungarn auf dem Herrschaftsgebiet der Grafen von Formbach-Pitten möglicherweise durch die Herren von Krumbach erbaut worden sein. Es war eine für die damalige Zeit gewaltige Burg, die mehr oder weniger in einem Zug errichtet worden war. Die Anlage war fast 100 Meter lang und von zwei mächtigen Türmen geschützt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts gehörte das nahezu unbezwingbare Thalberg den Herren von Neuberg und zum Teil den mit ihnen verwandten Herren von Krumbach. Erstmals urkundlich erwähnt wird Thalberg 1209 mit Erhard und Heinrich von Krumbach als Burgherren. Zu dieser Zeit war die Burg ein landesfürstliches Lehen, das wahrscheinlich von den Grafen von Formbach-Pitten an die steirischen Herzöge gekommen war. Die Neuberger setzten Burggrafen als Verwalter ein. 1214 hatten dieses Amt die Limbacher inne, die auf der gleichnamigen kleinen Burg nördlich von Thalberg saßen. Die nächsten Burggrafen stellten die Burgfelder, die sich aber bereits nach Thalberg nannten. 1250 nannte sich auch Gerhard von Hertenfels nach der Burg. 1276 befand sich diese im Alleinbesitz der Neuberger. 1364 dürften ihre Burggrafen aus der Familie der Talberger ausgestorben sein. 1414 wird als Verwalter ein Hans der Kulmer genannt. Auf ihn folgte 1440 Wilhelm Kornpeckh. 1453 verkaufte Hans von Neuberg die bereits sehr ausgedehnte Herrschaft an Christof von Rottal. Er ließ wesentliche Umgestaltungen und Erweiterungen durchführen. Damals wurde zwischen einem oberen und einem unteren Haus unterschieden. Vermutlich war letzteres die heutige Vorburg.

1496 kaufte Georg von Rottal der Witwe Christofs ihren Anteil ab. Er war ein Rat des Kaisers Maximilian I und hatte bereits von den Baumkirchnern und den Stubenbergern große Güter erworben. Unter seiner Herrschaft reichte das mit der Burg verbundene Landgericht vom Pfaffensattel bis zum Wechsel. 1523 heiratete Barbara von Rottal den späteren steirischen Landeshauptmann Siegmund von Dietrichstein. Die Herrschaft Thalberg stellte die Mitgift dar. Dietrichstein und seine Gattin wohnten aber nicht hier. Sie setzten 1529 Christof Ramschüssel als Pfleger bzw. Pächter ein. Zur Zeit der „Quart“, einer Türkensteuer, die die Klöster des Landes hart traf, da diese ein Viertel ihres Vermögens abliefern mussten, gelang es den Dietrichstein, ihre Herrschaft auf Kosten des Vorauer und Pöllauer Besitzes im Wechselgebiet zu vergrößern. Sowohl 1529 als auch 1532 verwüsteten türkische Streifscharen die Anlage. Siegmunds Sohn Adam, der bald auch von hohen Steuerschulden geplagt war, verkaufte 1557 Thalberg an Jakob von Dürr. Diesem gelang es, die Herrschaft um die Stadt Friedberg, sowie um das damit verbundene Landgericht und die Straßenmaut zu vergrößern. Damals war Thalberg das Zentrum des Protestantismus in der nördlichen Oststeiermark. 1561 erwarb Adam von Lindeck den stattlichen Besitz, doch ging dieser bereits vier Jahre später durch Kauf an Andre Eberhard Rauber über. Die mittlerweile stark verschuldete Herrschaft wurde 1598 gepfändet und von Lorenz Schütter von Klingenberg erworben. Dessen Witwe Barbara verkaufte sie 1603 an Wolf Unverzagt. Eberhard Rauber hatte sich mit der Enteignung des Familienbesitzes nicht abgefunden. Als 1606 seine Ansprüche durch ein Gerichtsurteil endgültig abgewiesen worden waren, versuchte er das Schloss mit Gewalt einzunehmen. Die von ihm angeheuerten Abenteurer wurden aber blutig abgewiesen. Hans Christof Unverzagt ersuchte den Kaiser, Rauber wegen seiner Angriffe und weiteren Drohungen verhaften zu lassen. Da es aber nicht dazu kam, verkaufte er Thalberg 1610 an die Grazer Jesuiten. Diesen diente die Burg während der Gegenreformation als wichtigen Stützpunkt zur Rekatholisierung der nördlichen Oststeiermark.

Während des Türkenkrieges von 1683 und der Kuruzzeneinfälle der Jahre 1704 und 1708 diente die Burg auch der Bevölkerung des benachbarten Friedbergs als Zufluchtsort. Die Ungarn zogen es vor, die gut bewehrte Burg nicht anzugreifen und begnügten sich damit, die Wohnstätten der Untertanen niederzubrennen. Die vorrückenden Kuruzzen konnten 1704 durch einen einzigen Kanonenschuss vertrieben werden. Als der Jesuitenorden 1773 aufgehoben wurde, fiel Thalberg an den Staat und wurde an Edmund Nepomuk von Erko verpachtet. Die Burg war aber bereits baufällig und nur mehr teilweise bewohnbar. Zur Herrschaft gehörten aber immer noch 616 untertänige Bauern. 1797 wurde Thalberg öffentlich versteigert. Konstanzia Edle von Erko war die Meistbietende und erhielt den Zuschlag. Die neuen Besitzer bauten den Meierhof am Fuß des Burgberges schlossartig aus. Da in der Folge nur mehr dieser bewohnt wurde, begann das Hochschloss zu verfallen. 1815 verkaufte Franz Sales von Erko die Herrschaft an Johann Pauer. Er und die folgenden, rasch wechselnden Besitzer investierten nichts mehr in die Erhaltung der Burg, die sogar zeitweise als Steinbruch benützt wurde. In dieser Zeit verlor sie einen erheblichen Teil ihrer romanischen Steinmetzarbeiten. Auch das wertvolle Archiv ging verloren. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es durch Frau Anna Potzinger, der damaligen Eigentümerin, zu einer Restaurierung der Anlage, die danach als Schlosspension bzw. Erholungsheim diente. Allerdings dürfte sie sich mit diesem Projekt finanziell übernommen haben. 1917 ersteigerte Frau Helene Natel die Burg, verkaufte sie aber bereits ein Jahr später an die Familie Hauke-Gißlinger, die sie auch heute noch besitzt. Nach 1957 wurden die Gebäude unter der Leitung des Bundesdenkmalamtes fachgemäß restauriert. Der Theatergruppe „Die Thalburger“ dient das Burggelände als stimmungsvolle Kulisse für ihre sommerlichen Aufführungen.

Die Burg Thalberg liegt auf einem Ausläufer eines vom Hochkogel nach Süden verlaufenden Höhenrückens. Der etwa 50 m hohe Burgberg fällt an drei Seiten steil ins Tal ab, das zur Zeit der Erbauung der Anlage stark versumpft war. Lediglich im Norden musste der Wehrbau zusätzlich geschützt werden. Man benützte einen natürlichen Geländeeinschnitt und erweiterte diesen zu einem Halsgraben. Der Zugang zur Burg erfolgt auch heute noch von Norden her durch ein großes Torhaus der stattlichen Vorburg. Es war ursprünglich mit einer Zugbrücke ausgestattet. Die Vorburg ist aus dem 1493 erwähnten niederen Haus entstanden, wurde aber im 17. Jahrhundert durch Zubauten stark vergrößert. Sie ist gut erhalten und wird bewohnt. Durch einen Mauerring ist sie mit der Hauptburg verbunden. Ein aus dem 17. Jahrhundert stammender dreigeschossiger Speicherbau nimmt die Südwestecke des geräumigen Hofes ein. An ihn vorbei führt ein steiler Weg zur Hauptburg. Sie erstreckt sich in westöstlicher Richtung. Ihr Baukomplex ist 90 m lang und 23 m breit. Von ihr ist der größte Teil des romanischen Baubestandes erhalten. Im 15. Jh. wurde die ganze Burganlage mit einer niedrigen Mauer umgeben, wodurch sich ein schmaler Zwinger ergab. Ihre ehemaligen Wehrgänge sind nicht mehr vorhanden, doch bestehen noch ihre zahlreichen halbkreisförmige Flankierungstürme. An den Schmalseiten der Burg stehen zwei mächtige quadratische Türme. Der 24 m hohe Bergfried im Osten sichert den aus Quadern und Bruchsteinen errichteten Torbau. Turm und Torbau zählen zu den wichtigsten Profanbauten der Steiermark aus romanischer Zeit. Sie wurden vermutlich um 1200 errichtet. Der Bergfried ist durch eine zwölf Meter hohe Ringmauer aus Bruchsteinen mit dem niedrigeren Westturm verbunden. Auch sie stammt vom Beginn des 13. Jahrhunderts. An sie wurden später hofseitig verschiedene Gebäude angebaut, die zum Teil noch erhalten sind. An den Bergfried schließt der 50 m lange äußere Burghof an. Dessen Nordseite wird von einem dreigeschossigen Wohngebäude begrenzt, das noch aus der Romanik stammt, aber in spätgotischer Zeit ausgebaut wurde. Es ist äußerlich erhalten, doch sind die Innendecken größtenteils eingestürzt, so dass es sich praktisch um eine überdachte Ruine handelt. Im ersten Stock lag ein einst prächtiger Festsaal.

Den Westen des Burgareals nimmt der ebenfalls dreigeschossige Palas ein. Er umschließt den inneren Burghof. Sein Nordtrakt wurde in spätgotischer Zeit umgebaut, der südseitige Flügel im 17. Jahrhundert neu gestaltet. An der Westseite des Palas ragt ein spätgotischer Gusserker vor. Im Obergeschoß des Quertraktes, der den inneren vom äußeren Hof trennt, liegt die zweijochige spätgotische St. Nikolaus-Kapelle, die aber um 1910 neugotisch erneuert wurde. Sie zeigt ein Kreuzrippengewölbe sowie ein Schulterbogenportal. Ihr Chorschluß springt erkerartig in den äußeren Hof vor. An die Kapelle schließt ein kleiner Saal mit Mittelsäule und barockem Stuckrippengewölbe an. Dieser als „Rittersaal“ bezeichnete Raum diente nach den Renovierungen von 1910 als Bibliothek. Die Wohnräume des ersten Stockwerks des Palas wurden ebenfalls in den ersten Jahren des 20. Jahrhundert restauriert, nachdem sie lange Zeit ohne Dach dem Verfall preisgegeben waren. Dabei gingen die alten Kassettendecken verloren und die Hofgalerien wurden durch schmucklose Außengänge ersetzt. Die Nordwestseite des Palas war durch den romanischen Westturm geschützt. Seine Quaderecken tragen die gleichen Steinmetzzeichen wie der Bergfried. Beide Türme dürften also annähernd gleichzeitig errichtet worden sein. Die oberen Stockwerke des Westturmes sind durch eine in der Mauerstärke verlaufende Treppe zugänglich, die nur durch schmale Schlitzfenster beleuchtet wird. An den Mauern der einzelnen Gebäuden haben sich einige romanische Details erhalten, so z. B. der viereinhalb Meter hoch gelegene rundbogige Einstieg in den Bergfried mit zwei eingestellten Säulchen, von denen nur die Knospenkapitäle und die Basen dem Zahn der Zeit entgangen sind. Ein einfaches Rundbogenfenster liegt an der Nordseite des Bergfrieds. Weiters sind noch Reste eines Ornamentfrieses an der östlichen Toranlage sowie ein über dem Tor liegendes vermauertes Doppelbogenfenster zu erkennen

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 6 km südwestlich von Friedberg

Besichtigung: Die einzelnen Gebäude der Burg können von außen frei besichtigt werden. Eine Besichtigung des weitgehend ruinösen Inneren kann nur im Einvernehmen mit dem Besitzer erfolgen.

Homepage: www.thalburger.at


Weitere Literatur:


04.09.2009