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Thurnberg


Thurnberg hatte gemeinsam mit seinen Nachbarn Idolsberg und der Rundenburg die Aufgabe, den „Polansteig“ – einen alten Verkehrs- und Handelsweg, dessen hiesiger Abschnitt von Horn nach Zwettl führte – zu schützen. Da hier der Kamp überquert wurde, war er an dieser Stelle besonders gefährdet. Der Erbauer der Anlage ist nicht bekannt. Möglicherweise war es Anselm von Kuenring, dem um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert Krumau gehörte. Mit Sibito de Durrenberc erfolgte 1209 die erste urkundliche Erwähnung der Herren von Thurnberg. Die Burg selbst wird 1281 erstmals als „Thvernberch“ genannt. 1346 hauste hier der Ritter Konrad Fritzelsdorfer. Dessen Witwe Margareta war in zweiter Ehe mit Ulrich von Streun verheiratet, der sich 1356 „von Turnwerch“ nannte. Seine Nachkommen besaßen wohnlichere Herrensitze im Waldviertel. Sie lebten daher nicht hier und ließen den bescheidenen Wehrbau von Burggrafen verwalten. Als solcher wird 1372 Jörg der Öder erwähnt. Kurz vor 1440 wurde Thurnberg zum Raubritternest. Jakob Kienberger hatte sich im Streit um die Vormundschaft des minderjährigen Ladislaus Posthumus zwischen den niederösterreichischen und den südmährischen Ständen letzteren angeschlossen. Er verwüstete von Thurnberg aus gemeinsam mit mährischen und ungarischen Söldnern die Umgebung. 1448 stellte Ulrich von Eytzing eine Eingreiftruppe der niederösterreichischen Stände auf, die Thurnberg ebenso wie Ottenstein, Lichtenegg und Waldreichs eroberten und zerstörten. Jakob Kienberger musste sich unterwerfen. Im Gegensatz zu Ottenstein wurde Thurnberg nicht mehr aufgebaut. 1565 wurde die Ruine bereits als „öder Burgstall“ bezeichnet. Sie blieb lange der Herrschaft Idolsberg angeschlossen. Heute gehört sie den Österreichischen Bundesforsten, die lediglich an den umgebenden Wäldern, nicht aber an der Erhaltung historischer Bauten bzw. deren Überreste interessiert sind.

Die spärlichen Reste der einstigen Abschnittsburg liegen auf einem Hügel oberhalb des linken Kampufers. Sie sind ungepflegt und von der Vegetation überwuchert. Um die durch das Gelände gegebene Überhöhung auszugleichen, wurde bergseitig ein kleiner Bereich durch zwei Halsgräben abgeriegelt und zu einem starken Vorwerk ausgebaut. Dessen Bebauung dürfte zwar weitgehend aus Holz erfolgt sein, da sich kaum Mauerspuren erhalten haben, doch sind die schützenden Erdwälle noch zu erkennen. Hinter dem zweiten Graben, der zum Teil aus dem Fels geschrämt wurde, lag die etwa 55 m lange und 20 m breite Hauptburg. Ihre Bruchsteinmauern können in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden. An ihrer Nordostseite erkennt man noch Reste des Berings, der an seiner Bergfront einen fünfeckigen basteiartigen Vorsprung aufweist. Talseitig stand ein vermutlich quadratischer Turm, dessen erhaltene Mauerreste eine Breite von elf und eine Stärke von mehr als zwei Meter andeuten. Er war mit dem Tor im Norden durch eine ebenfalls etwa zwei Meter dicke Mauer verbunden. Von den Gebäuden innerhalb des Berings sind nur Schutthaufen übrig geblieben. Auf einer etwas niedrigeren Hangstufe lag die zwingerartige Vorburg, deren Begrenzungsmauer im Nordwesten durch einen halbrunden Schalenturm verstärkt war.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 22 km südwestlich von Horn

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich, aber etwas mühsam


Weitere Literatur:


03.09.2009