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Goppelsbach


Schloss Goppelsbach wurde auf Gründen errichtet, die ursprünglich dem Bistum Gurk gehörten und dann dem Kollegialstift auf dem Virgilienberg in Friesach übergeben wurden. Zur Aufbringung der Türkensteuer „Quart“ mussten sie gemeinsam mit dem hier befindlichen Awenhof 1530 an Wilhelm von Moosheim verkauft werden. Er begann sofort mit der Errichtung eines Edelsitzes, doch konnte dieser aus finanziellen Gründen erst um 1595 durch Seifried von Moosheim vollendet werden. Die Errichtung des Schlosses hatte aber so hohe Mittel erfordert, dass der Bauherr in finanzielle Schwierigkeiten geriet und Goppelsbach 1595 an Hans Carl von Pranckh verkaufen musste. Durch Erbschaft gelangte das Gut 1655 an Juliane Elisabeth von Schrantz und Anna Susanna Freiin von Neuhaus. 1688 konnte der Sohn der letzteren Wolf Adolf Goppelsbach übernehmen, nachdem er die Ansprüche der Miterben abgegolten hatte. Das Gut blieb bis 1776 im Besitz der Familie Neuhaus. Dann übergab es Maria Josefa Freiin von Neuhaus ihrer Schwägerin Susanna Freiin von Soll. Die nächsten Eigentümer waren 1811 Matthäus Gantschnigg und 1837 Ernst Schlegl. Letzterer verkaufte es bereits zwei Jahre später an Johann Fürst Schwarzenberg. 1938 gelangte Goppelsbach an Curt Weigl, der es zwischen 1938 und 1941 umfassend renovieren bzw. erneuern ließ. Er besaß es bis 1979. 2005 kaufte der Papierindustrielle und ehemalige dritte Präsident des österreichischen Nationalrates Thomas Prinzhorn das Schloss und den damit verbundenen 800 Hektar großen Forstbesitz. Zuvor hatte Goppelsbach Karl Heinz Nicolaus gehört, der ebenfalls mit Papierfabriken reich geworden war.

Das äußerst gepflegte Schloss Goppelsbach liegt knapp westlich des Ortes Stadl oberhalb des linken Murufers auf einer kleinen Anhöhe. Es ist ein repräsentativer zweistöckiger Renaissancebau, der einen malerischen zweigeschossigen Arkadengang an seiner Nordseite zeigt. Die großen Bögen des Erdgeschosses stützen sich auf stämmige Mauerpfeiler, während die nur halb so großen Bögen des ersten Obergeschosses auf zierlicheren Steinsäulen ruhen. Der Bau war ursprünglich viertraktig geplant, doch wurde wohl aus finanziellen Gründen nur der nach Süden gerichtete Haupttrakt fertiggestellt. Er trägt ein Walmdach und zeigt einen zweiachsigen, deutlich vorspringenden Mittelrisalit, in dem sich ein rustiziertes Portal befindet. Unmittelbar darüber kragt ein Balkon vor, zu dem eine Tür in der Form eines Renaissance-Doppelfensters führt. Dieses deutet darauf hin, dass der Architekt des Gebäudes ein Baumeister aus der dell Allio-Schule gewesen sein könnte. Ein vorspringender viereckiger Treppenturm ermöglicht erst seit dem 20. Jahrhundert den Zutritt zu den beiden Obergeschossen. Die Einfahrt zum Hof an der Rückseite des Gebäudes wird von zwei grotesken Steinzwergen aus der Barockzeit bewacht. Sie stellen einen Fischer und einen Holzknecht dar, also Berufe, die in der Gegend sehr häufig waren. In der großen Schlosskapelle werden seit 1662 Messen gelesen. Das Schloss weist keinerlei Wehreinrichtungen auf. Es wurde bereits als reiner Wohnbau geplant. Heute verfügt es über eine Wohnfläche von ca. 1100 m². Es ist vorwiegend modern eingerichtet, doch ist auch ein Teil der originalen Ausstattung erhalten geblieben. Das Einfahrtstor, das an der Grenze zwischen dem Schlossareal und dem benachbarten Ort Stadl an der Mur steht, ist eine moderne Nachbildung des Friesacher Tores in Murau.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 17 km westlich von Murau

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.08.2009