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Klagenfurt - Ehrental


Der aus dem 16. Jahrhundert stammende Ansitz wurde bis 1660 „Wieltschnig“ genannt. Bereits 1344 ist hier unter diesem Namen ein bäuerlicher Hof nachgewiesen. 1571 gehörte er der Propstei „im Zoll“, also der Kirche Maria Saal. 1580 ging er an Anton Preinperger über. Seit 1645 befand er sich im Besitz des kaiserlichen Landrates Johann Weber von Ehrental, dessen Name allmählich auf seinen Sitz überging. Entweder er oder bereits der Vorbesitzer bauten den Hof in einen einfachen aber wohnlichen Edelsitz um. Gerade in Kärnten und besonders in der Umgebung von Klagenfurt gibt es mehrere Schlösser, in deren Namen das Wort „Ehre“ enthalten ist z. B. Ehrenbichl, Ehrenhausen, Ehrenegg, Ehrenfels. Auf Johann Weber von Ehrental folgte als Schlossherr Peter Dominicus Corazini, der das Gebäude 1658 an Siegmund Julius von Ruesdorf verkaufte. 1688 wurde Johann-Bernhard Freiherr von Kemetter durch Heirat Eigentümer des Ansitzes, doch verkaufte er ihn bereits im nächsten Jahr an Wolf Jakob Strasser. Im 18. Jahrhundert setzte der für viele Kärntner Schlösser typische häufige Besitzwechsel ein. Das Besitzerverzeichnis liest sich wie eine Aufstellung der Kärntner Adelsfamilien z. B. Leopold Graf Plaz (bis 1752), Leopold Graf Christallnigg (1766), Johann-Franz Freiherr von Kaiserstein (um 1776), Peter Graf Goess (1800), Joseph Graf Galler (1801), die Freiherren von Staudach (1804). Von 1854 bis 1884 gehörte Ehrental der Familie von Gröller. 1902 kaufte es Leopold Freiherr von Aichelburg-Labia, der von 1909 bis 1918 das Amt eines Landeshauptmannes von Kärnten ausübte. Danach war Paul Graf Scapinelli Schlossbesitzer. Er verkaufte Ehrental 1938 dem Generaldirektor der Österreichisch-Amerikanischen Magnesitwerke in Radenthein, Dr. Konrad Erdmann. Nach dessen Tod erwarb 1942 die Deutsche Luftwaffe den Ansitz. 1953 wurde dieser vom Land Kärnten erworben und als Schule adaptiert. Seither ist hier eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule untergebracht. 1988 wurde in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude ein Landwirtschaftsmuseum eingerichtet.

Das stattliche Schloss liegt am nördlichen Stadtrand von Klagenfurt am Fuß des Tessendorfer Hügels. Valvasor bildete es noch als zweigeschossiges Gebäude ab. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde es unter Graf Leopold Christallnigg umgebaut, um ein Geschoß erhöht und im Rokokostil neu fassadiert. Zu weiteren Veränderungen kam es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als das Schloss zur Schule wurde. So baute man an der Nordseite einen modernen Internatstrakt an. Die elfachsige Schauseite ist nach Süden gerichtet. Sie wird durch zwei Eckrisalite gegliedert. Die Fassade wird durch Riesenpilaster und stuckierte Fensterbekrönungen von Marx J. Pittner (um 1767) im Hauptgeschoß gegliedert. Das Erdgeschoß ist genutet. Ein dreieckiger Ziergiebel mit einer Uhr betont die Gebäudemitte. Der Eingang befindet sich jedoch nicht – wie man erwarten könnte – unterhalb des mittig angebrachten Balkons, sondern knapp westlich daneben. Neben dem rundbogigen Portal ist das Wappen der Familie Aichelberg mit ihrem Wahlspruch „De deo auxilium“ (Hilfe von Gott) angebracht. Die Umbauten des 20. Jahrhunderts betrafen auch das Innere. Ihnen fielen 1962 ein spätbarockes Deckengemälde von 1766 sowie Wandmalereien aus der Schule des Josef Ferdinand Fromiller im Festsaal zum Opfer, da die Trambäume des Plafonds ausgewechselt wurden. Die Bilder stellten Szenen aus den Metamorphosen des Ovid dar. Die Wandmalereien in einem anschließenden Salon wurden ebenfalls zerstört. Die dortige Stuckdecke aus der Zeit um 1720 hat sich aber erhalten. Sie stammt von Kilian Pittner. Auch der Deckenstuck des Ostzimmers aus der gleichen Periode und vom gleichen Künstler hat die Zeiten überdauert. Die 1777 unter den Freiherren von Kaiserstein eingerichtete Schlosskapelle ist längst profaniert. Schloss und Wirtschaftsgebäude sind von einem terrassenartigen Garten umgeben.

Ort/Adresse: 9020 Klagenfurt, Ehrentalerstraße 119

Besichtigung: üblicherweise nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.08.2009