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Graz - Herzogshof (Gemaltes Haus)


Das Haus Herrengasse 3 wird 1360 erstmalig erwähnt. Herzog Rudolf IV erteilte damals Hans den Paur, dem Verwalter des hier befindlichen Lehenshofes, die Steuerfreiheit, doch musste dieser dafür, wenn der Herzog in Graz weilte, den „fürstlichen stul“ aufrichten. Hier vergaben die Herzöge der Steiermark die Lehen an ihre Untertanen. Im Grazer Herzogshof wurde im Jahr 1382 eine Delegation aus Triest empfangen. Sie stellten ihr Land unter den Schutz der Habsburger, um nicht von Venedig erobert zu werden. 1453 wurde das Privileg des Hauses nochmals bestätigt, doch dürfte bald danach die Zeremonie des Lehensempfanges in die neu erbaute Burg verlegt worden sein. Im Jahr 1600 wies Erzherzog Ferdinand den Hof seinem jüngeren Bruder Maximilian Ernst als Wohnsitz zu. Zu diesem Zweck wurde das Gebäude weitgehend umgebaut. Der Hofmaler Kaiser Ferdinands II und Architekt seines Mausoleums, Giovanni Pietro de Pomis, schmückte sein Äußeres mit Fresken. 1610 wurde die Kapelle geweiht. Das nunmehr „Maximilianische Haus“ kam 1616 an Cornelius Frangipani und 1640 an die Grafen Herberstein. Es wurde nun neuerlich umgebaut. Ferdinand Hannibal Graf Herberstein ließ 1712 durch ein Mitglied der bekannten Baumeister-Familie Carlone im straßenseitigen Trakt ein repräsentatives zweiarmiges Stiegenhaus errichten. 1739 verkaufte Johann Ernst Graf Herberstein sein Palais an den Wechsler (Bankier) Franz von Lathurner. Dieser gab 1740 einen neuerlichen Umbau mit Aufstockung in Auftrag. Außerdem beauftragte er den Vorauer Maler Johann Mayer, einen Schüler von Johann Cyriak Hackhofer, mit einer Neubemalung in Secco-Technik. Von 1891 bis 1912 befand sich im Haus die Druckerei für das Grazer Tagblatt. Mittlerweile waren die Wandmalereien bereits so unansehnlich geworden, dass man 1913 ihre Entfernung plante, was glücklicherweise nicht realisiert wurde. 1924 erwarb der Großkaufmann Josef Spitzy das Gebäude und ließ es generalsanieren. 1969 fand eine neuerliche umfangreiche Restaurierung statt. 2001 wurden die damals durchgeführten Übermalungen beseitigt und versucht, den Originalzustand soweit wie möglich wieder herzustellen. Gleichzeitig wurde das Gebäude revitalisiert und maximal kaufmännisch genutzt

Der Herzogshof ist ein vier- bis fünfgeschossiger, vierflügeliger Gebäudekomplex, der um einen großen Innenhof gelagert ist. Der Haupttrakt in der Herrengasse wurde um 1600 errichtet, aber im 18. Jahrhundert umgebaut. Er präsentiert sich heute als viergeschossiges Stadthaus unter einem Schopfwalmgiebel. Die Fenster der fünfachsigen Fassade sind mit geraden Verdachungen versehen. Die Erdgeschoßzone ist längst weitgehend durch den Einbau von Geschäftsportalen zerstört. Erhalten ist jedoch das rustizierte Hauptportal aus der Zeit der Spätrenaissance (um 1600) aus Aflenzer Sandstein. Der Gebälkfries ist mit Löwenköpfen und Rosetten geschmückt. Die mit Eisenblech beschlagenen Türflügel aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden 1950 an die Hofseite der nun als Auslagenpassage genutzten tonnengewölbten Einfahrt versetzt. Für Österreich einmalig sind die Fresken, die auf einer Fläche von 220 m² die drei Obergeschosse und das Giebelfeld der Herrengasse-Fassade bedecken. Sie haben in architektonischen Umrahmungen Motive aus der griechisch-römischen Mythologie zum Inhalt. Zwischen den Fenstern des ersten Stocks erkennt man die Götter Bacchus, Vulkan und Vesta. Es handelt sich dabei um Götter der zweiten Garnitur, die aber von der Bevölkerung besonders geschätzt wurden, da sie den Weinbau, das Handwerk und den Haushalt symbolisieren. Der zweite Stock ist den Hauptgottheiten Jupiter, Apollo und Pluto vorbehalten. Sie sind hoch zu Ross dargestellt. Im dritten Stock wird die Reiterfigur des Kriegsgottes Mars von Merkur, dem Gott der Kaufleute und der Minerva, die für Weisheit, Gesundheit und Kunst steht, flankiert. Im Giebelfeld sind Szenen aus den griechisch-römischen Heldensagen dargestellt. Ob die von Johann Mayer 1742 geschaffenen und später mehrfach restaurierten Malereien mit den Fresken Pietro de Pomis im Zusammenhang stehen, ist nicht gesichert. Möglicherweise handelte es sich ursprünglich lediglich um einen ornamentalen Fassadenschmuck. Die drei Obergeschosse der langgestreckten, südlichen und nördlichen Hofflügel sind mit Pfeilerarkaden versehen. Sie sind heute verglast bzw. zum Teil vermauert. Nur die Stiegenhäuser sind offen. Die Fassaden des siebenachsigen Hinterhauses in der Prokopigasse sind ungegliedert. Sie sind mit verzierten Parapetfeldern geschmückt. In den Kellerräumen hat sich noch mittelalterliches Mauerwerk erhalten. In den Wohnräumen finden sich vereinzelt einfache Stuckdecken.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Herrengasse 3

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.08.2009