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Stainz


Der damalige Grundherr von Stainz, Leuthold von Wildon, der einem der reichsten und mächtigsten Ministerialengeschlechter der Steiermark angehörte, ließ 1229 am Schlossberg eine kleine Kirche errichten, aus der sich die spätere Stiftsanlage entwickelte. Manche Historiker nehmen aber an, dass sich an der Stelle des Kirchleins bereits eine befestigte Anlage befunden hat. Das Kloster, das der hl. Katharina von Alexandrien geweiht war, besaß die niedere Gerichtsbarkeit, war aber vorerst nicht sehr bedeutend. Seine Blütezeit erlebte das Augustiner-Chorherrenstift erst während und nach der Gegenreformation im 17. Jh. unter Probst Jakob Rosolenz. Dieser und seine Nachfolger vergrößerten die bereits vernachlässigte Kirche und ließen sie barockisieren. Die alten Gebäude mussten einem Klosterneubau weichen. Eine Herrschaft nach der anderen wurde erworben, so 1602 Rohrbach, 1621 Hornegg, 1629 Leonroth, 1635 Lankowitz und 1648 Herbersdorf. Unter Kaiser Joseph II wurde 1785 das Stift aufgehoben. Es wurde Staatsgut und zeitweise als Lazarett und Kaserne verwendet, bis es 1826 von Anton Ritter von Wittmann erworben wurde. Erzherzog Johann, ein Sohn Kaiser Leopolds II und Bruder von Kaiser Franz, kaufte 1840 die Herrschaft und ließ das bereits verwahrloste Schloss restaurieren. Er hatte zwar seinen Wohnsitz im Grazer Palais Meran, hielt sich aber in Stainz mehrere Monate im Jahr auf. Wie beliebt der sehr demokratisch gesinnte Erzherzog bei der Bevölkerung war, sieht man daran, dass er 1848 – nach Aufhebung der Grundherrschaft – zum Bürgermeister von Stainz gewählt wurde. Nach seinem Tod blieb das Schloss im Besitz seiner Nachkommen, der Grafen von Meran, die heute noch hier leben. Derzeitiger Eigentümer ist Franz Graf von Meran. Als 1982 die steirische Landesausstellung „Erzherzog Johann von Österreich“ im Schloss abgehalten wurde, benutzte man die Gelegenheit, um dieses umfassend zu restaurieren. Seit 1974 unterhält das Landesmuseum Joanneum in den Räumen um den Kleinen Hof ein Volkskundemuseum. Ab 2003 soll das bisher in Schloss Eggenberg untergebrachte Jagdmuseum hierher verlegt werden.

Vom Markt führt eine malerische breite Stiege zum heutigen Schloss empor. Der regelmäßige dreigeschossige Bau wird von der Stiftskirche dominiert. Seine Fassaden sind durch Gesimse und flache Pilaster horizontal und vertikal stark gegliedert. Der an den Kirchturm anschließende niedrigere Westflügel beherbergte vermutlich ursprünglich die Prälatur und den Gästetrakt. Er wurde im ersten Viertel des 17. Jh. sowie in der zweiten Hälfte des 18. Jh. umgebaut. Seit 1785 ist in ihm der Pfarrhof untergebracht. An diesen ersten, mit Pfeilerarkaden versehenen Stiftshof wurden der Ostflügel mit dem Treppenaufgang und der Südflügel zwischen dem Ende des 17. und dem ersten Viertel des 18. Jh. angebaut. So entstand bis 1720 der repräsentative zweite Stiftshof, der an zwei Seiten dreigeschossige, heute geschlossene bzw. verglaste Pfeilerarkaden aufweist. Bauleiter waren Ruep Schrittwieser aus Deutschlandsberg und Domenico Orsolio aus Graz, beide Schüler Domenico Sciassias. Im Erdgeschoß des Südflügels liegt das ehemalige Refektorium mit Stukkaturen und Malereien aus der Zeit von 1696 bis 1700. Die Malereien werden Matthias Echter zugeschrieben. Die Stuckarbeiten beziehen sich auf die Verwendung des Raumes und zeigen u. a. die wunderbare Brotvermehrung, die Hochzeit zu Kanaa sowie das letzte Abendmahl. Der südöstliche Ecksaal des ersten Stocks weist einen Stuckplafond auf, der mit „Carlo Federigo Formentino 1720“ bezeichnet ist. Im ehemaligen Bibliothekssaal zeigt ein übermaltes Deckenfresko den Siegeszug einer Herrscherin und die Initialen „IAPS“, die auf Probst J. Angelis hindeuten. Die Gänge des Schlosses sind mit zahlreichen Portraits, besonders der Grafen Lamberg aus dem 16. und 17. Jh. geschmückt. An der Ostseite des Schlosses ist ein großer Garten vorgelagert. An seiner unteren Grenze stehen zwei reizvolle, achteckige, um 1730 erbaute Gartenpavillons mit laternenförmigen Türmchen. Von den Wehrelementen blieb nur wenig erhalten.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – auf einem steil gegen den Markt Stainz abfallenden Hügel

Besichtigung: die Höfe und die Kirche sind frei zugänglich, das Heimatmuseum während der Öffnungszeiten (1.4. – 30. 11. tgl. 09.00 – 17.00)

Homepage: www.schloss.stainz.at


Weitere Literatur:


09.10.2002