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Reichenfels


Das obere Lavanttal gehörte schon seit der Mitte des 11. Jahrhunderts dem Bistum Bamberg, das hier zum Schutz der reichen Gold- und Silberbergwerke einige Burgen errichtete. Die erste urkundliche Erwähnung von Reichenfels geht auf einen Streit über diese Silberbergwerke zwischen dem Bistum Bamberg und dem Kärntner Herzog Bernhard von Spanheim zurück. Dieser hatte 1227 die Burg Reichenfels besetzen lassen, um sich der Silbergruben zu bemächtigen. Nach der Einschaltung von Papst Gregor IX und Kaiser Friedrich II verzichtete der Herzog aber in einem Vertrag gegen eine Entschädigung von 1000 Mark Silber auf die Silbergruben sowie auf das „castrum Richenvelse“, das mit seinem bisherigen Lehensmann Wichard von Karlsberg wieder von den Bischöfen übernommen wurde. Der Orts- bzw. Burgname wird ebenfalls von den beträchtlichen Einkünften aus diesen Silberminen abgeleitet. Das Bistum setzte auf der Feste in den folgenden Jahrhunderten fast ausschließlich Pfleger bzw. Kastner ein, die den umfangreichen Besitz des Bistums im oberen Lavanttal verwalteten. 1288 wird ein Burggraf Eberhardus und 1358 Wulfing von Ehrenfels genannt. Seit 1557 wird Reichenfels als Schloss bezeichnet. 1759 erwarb Kaiserin Maria Theresia den gesamten in Kärnten gelegenen Besitz Bambergs um eine Million Gulden, die zwar 40 Jahre lang verzinst, aber nie wirklich bezahlt wurden. Diese Güter wurden später vom Religionsfonds verwaltet. Kaiser Franz II (I) verpfändete sie 1810 um 10 Millionen Gulden an verschiedene Wiener Bankhäuser. Reichenfels wurde 1826 gemeinsam mit den Herrschaften Wolfsberg und St. Leonhard an die Gebrüder Rosthorn verkauft. Von diesen erwarb es 1846 Hugo Graf Henckel von Donnersmarck. Zwischen 1929 und 1933 besaß Olga Herzogin von Leuchtenberg Reichenfels. Von ihr erwarb es die „HESPA Holzeinkaufsstelle Schweizerischer Papierfabriken „ in Luzern. 1998 ging das Waldgut mit der Ruine an die Familie Brandner über.

Reichenfels liegt nahe der steirischen Landesgrenze knapp westlich des gleichnamigen Marktes im oberen Lavanttal. Auf einem Stich von Johann Weichard Valvasor aus dem Jahr 1688 ist Reichenfels noch als gut erhaltenes Schloss zu erkennen. Es war ein dreigeschossiger Bau unter einem hohen Walmdach, der mit Ecktürmchen und Erkern ausgestattet war. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts dürfte das Gebäude jedoch verlassen worden und in Verfall geraten sein. Der Verwaltungssitz war nach St. Leonhard verlegt worden. Von der einstigen Burg sind nur mehr wenige Mauerreste vorhanden, doch kann man ihren Grundriss noch gut erkennen. Die starke Schildmauer des Bergfriedes hatte die durch den benachbarten Berghang gegebene Überhöhung auszugleichen. Hangseitig war der Burg ein breiter Halsgraben vorgelagert. Vom mittelalterlichen Bering haben sich noch Teile mit einem großen Rundbogenportal erhalten, ebenso von einem etwas älteren Wohnbau. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Burg zum Schloss ausgebaut. Die damaligen Erweiterungen sind ebenfalls noch erkennbar. Vor allem ist vom spätgotischen Schlossbau noch das Erdgeschoß teilweise erhalten.

Lage: Kärnten/Lavanttal – ca. 25 km nordwestlich von Wolfsberg

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


18.08.2009