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Taschenlehen


Die erste urkundliche Erwähnung eines Hofes erfolgte im Jahr 1270. Die Bausubstanz geht aber nicht weiter als höchstens bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zurück. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren viele Haller Bürgerfamilien zu beträchtlichem Wohlstand gekommen, da sie sich am Schwazer Silberbergbau beteiligt hatten. Sie erbauten sich prächtige Stadthäuser in Hall sowie hübsche Ansitze in der näheren Umgebung der Stadt. Damals dürfte sich auch Heinrich Blafuess hier einen Wohnsitz geschaffen haben. Dieser wechselte im 16. Jahrhundert mehrfach seine Besitzer, unter denen die Familie Kripp von Feudeneck zu finden ist. Von 1609 bis 1628 gehörte der Ansitz dem Haller Damenstift. In dieser Zeit wurde die Anlage durch den Ausbau von Nebentrakten, zu denen auch die Kapelle gehörte, erweitert. Sie waren mit dem Hauptgebäude durch Holzgalerien verbunden. Aus dem benachbarten Schloss Ambras wurden Teile der Einrichtung hierher übertragen. Von 1628 bis 1693 waren die Örber von Örberstein Schlossbesitzer. Bis 1694 wurde der Ansitz meist „Lehen an der Achleiten“ genannt. Erst als 1694 Christoph von Tasch das Schlösschen übernahm und es 1696 barockisieren ließ, wurde die Bezeichnung „Taschenlehen“ üblich. Die Familie Tasch besaß den schmucken Bau bis 1806. 1835 kam es zu größeren Veränderungen, als die Familie Schuhmacher den Westtrakt ausbauen und den kleinen gedeckten Hof über der Einfahrt errichten ließ. Das Schlösschen befindet sich heute im Besitz der Familie Hohenauer und wird bewohnt. Vor einigen Jahren wurde es umfassend restauriert.

Der Ansitz liegt auf einer leichten Anhöhe südöstlich der Haller Innbrücke. Durch sein geschweiftes Zeltdach, über dem sich ein als „Salettl“ bezeichneter pagodenartiger zweiachsiger Aufbau erhebt, macht er seit seinem Umbau von 1694/96 einen leicht chinesischen Eindruck. Die Holzgalerien stammen vom gleichen Tischler wie jene im Renaissancehof der Theresianischen Normalschule in Innsbruck. Das Gebäude ist im Kern noch spätgotisch, doch stammt sein heutiges Aussehen vorwiegend aus der Barockzeit. Der Wohntrakt ist ein zweigeschossiger Bauwürfel, der mit den Nebengebäuden einen kleinen rechteckigen Hof umgibt. In diesem liegt auch die Hauskapelle aus dem 17. Jahrhundert. Die Dächer sind mit Kupferblech gedeckt. Die in Tirol recht häufigen rot-weiß-roten Fensterläden des Obergeschosses beleben die ansonsten schmucklosen weißen Fassaden. Die wesentlich kleineren Fenster des Erdgeschosses sind mit schmiedeeisernen Gittern versehen. Über dem steingefassten korbbogigen Portal ist ein Marienbild angebracht. 1694/96 wurde auch der barocke Prunksaal im ersten Stock eingerichtet. Mit seinen fünf Fenstern nimmt er die gesamte Nordseite des Haupthauses ein. An den Schmalseiten gibt je ein weiteres großes Fenster zusätzliches Licht. An der Südseite täuschen Spiegelglasflächen Fenster vor. Die flache Decke ist mit barockem Stuck verziert. Bemerkenswert sind auch zwei barocke Portalumrahmungen. Der Saal wurde erst in den letzten Monaten restauriert. In ihm befinden sich noch Möbel, die sich zuvor in Schloss Ambras befanden.

Lage: Tirol/Mittleres Inntal – ca. 2 km südöstlich von Hall

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.08.2009