ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Klagenfurt - Harbach


Reimbotus de Horbach und sein Bruder Hermannus bezeugten 1213 eine Urkunde des Kärntner Herzogs Bernhard von Spanheim, womit auch ein Herrensitz bezeugt ist. Bei den Brüdern dürfte es sich um Dienstleute des Herzogs gehandelt haben, die dem einfachen Ritterstand angehörten. Vermutlich ist das spätere Herrenhaus aus einem alten Edlingersitz, also einem freien Bauernhof, entstanden. Wann dies erfolgte ist nicht bekannt. 1303 wird ein Heinrich von Harbach genannt. 1752 befand sich das Schlösschen im Besitz des Josef Karl von Keller, der es damals an Dr. Franz Anton Rainer verkaufte. Dieser wurde 1755 in den Adelsstand erhoben und durfte sich nun Rainer von Harbach nennen. Er war Advokat und k. k. Hofkammerprocurator in Klagenfurt. Sein Sohn Dr. Alois Rainer von Harbach war im Kärntner Bergbau tätig, betätigte sich aber auch mit einer Bleiweißfabrik als Industrieller. 1791 wurde der Ansitz viermal verkauft. Er gehörte u. a. der Gräfin Marianne Platz und kurz danach der Gräfin Marianne Strassoldo. 1798 befand er sich im Besitz von Johann Baptist von Grolle. Auch im 19. Jahrhundert hatte das Schloss zahlreiche rasch wechselnde Eigentümer. 1866 besaß es August Graf von Leiningen-Westerburg. Er verkaufte es drei Jahre später an den Elisabethverein der werktätigen Liebe, dessen Mitglieder vorwiegend adelige Damen waren. Die Präsidentin des Vereins, Baronin Maria Mayerhofer von Grünbühel holte 1890 den Orden der Schwestern vom Guten Hirten hierher, der bis 2002 im ehemaligen Schloss eine Sondererziehungsschule für Mädchen betrieb. Danach wurden die Aufgaben der Nonnen von der De Latour- Stiftung übernommen. Die Erziehungsanstalt ist heute im Besitz der Kärntner Diakonie, dem evangelischen Pendant zur katholischen Caritas.

Das ehemalige Schloss liegt im Klagenfurter 10. Bezirk am östlichen Stadtrand. Vom ursprünglichen Schlossbau ist wegen der erfolgten Um- und Ausbauten zum Kloster nur wenig erhalten. Trotz seiner 14 Fensterachsen ist das Schloss nur ein Teil des weitläufigen Klosterkomplexes. 1893 wurde im Norden ein Trakt angefügt. Ein weiterer Zubau wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. In den Kriegsjahren von 1914 bis 1918 entstand am Westende der Anlage der Kirchentrakt. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Kloster durch weitere Zubauten im Osten neuerlich vergrößert. Schloss Harbach präsentiert sich heute als langgestreckter Bau, der mit den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden einen rechteckigen Hof begrenzt. Die Schauseite ist nach Westen, zur Stadt gerichtet. Das Gebäude war ursprünglich zweigeschossig, wurde aber 1962 um ein Stockwerk erhöht, dessen Vorderfront in 22 Fenster aufgelöst ist. Die Fassade stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das aufgesetzte Stockwerk wurde ihr angepasst. Der kaum vorspringende sechsachsige (im Oberstock 12-achsige) Mittelteil wird durch Pilaster gegliedert. Seine Fenster sind im ersten Stock wesentlich aufwändiger dekoriert als jene in den benachbarten Seitenteilen. Diese tragen eine gerade Verdachung, stehen aber auf einem zahnschnittähnlichen Fries. Das korbbogige Rundbogenportal in der Mitte der Hauptfront ist mit einem Vordach ausgestattet. Es wird von vier Säulen getragen und dient zugleich als Balkon, der von einem Eisengitter begrenzt wird. Die dem Hof zugewandte Ostseite ist wesentlich schlichter gehalten. Bemerkenswert ist der Grundriss der Kirche, der auf die Bestimmung des Klosters ausgerichtet war. Während das Kirchenschiff den Heiminsassen vorbehalten ist, war der nördliche Bereich des Quertraktes für die weltlichen Kirchenbesucher und der südliche für die Nonnen bestimmt. Der Altar steht im Schnittpunkt von Lang- und Querhaus. Das Kircheninnere wurde 1968 umgestaltet.

Ort/Adresse: 9020 Klagenfurt, Harbacher Straße 70

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


10.08.2009