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Schneeburg


Der Ansitz Schneeburg ist mit zwei Tiroler Adelsfamilien eng verbunden, die sich seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in seinem Besitz abwechselten. 1538 konnte Paul Kripp in Mils ein Gartengrundstück mit einem darauf befindlichen Haus erwerben. Im Erbweg ging dieses an den mit ihm verschwägerten Hans Schneeberger aus Saltaus in Südtirol über. Er begann 1553 mit der Errichtung eines bescheidenen Ansitzes. Sein Sohn Ruprecht konnte durch Grundzukäufe den Besitz wesentlich vergrößern. 1581 erhielt er von Erzherzog Ferdinand II die Erlaubnis, seinen Sitz auszubauen und zu befestigen. Er durfte ihn nunmehr als Schneeburg bezeichnen und sich danach nennen. Als Ruprecht 1584 kinderlos starb, erbte seine Schwester Ursula, die mit Georg Payr von Altenburg und Caldif verheiratet war, das Schlössl. Über Georg Schweigl kam es an Hieronymus von Köstlan, dessen Mutter Anna von Schneeburg war. 1591 verkaufte er die Schneeburg seinem Vetter Paul Kripp, der als Pfannhausamtsrat in Hall tätig war. Auch Kripp vergrößerte den Grundbesitz, verkaufte aber den Ansitz 1597 seinem Vetter Ludwig von Schneeburg. Dieser kaufte sich 1619 von der Verpflichtung los, das Amt des Bürgermeisters von Mils und des Kirchenpropstes übernehmen zu müssen. 1633 erweiterten Hans Dietrich und Hans Wolfgang von Schneeburg das Schloss durch einen Zubau im Norden und stockten es 1643 um ein Geschoß auf. 1664 wurde Hans Wolfgang in den Freiherrenstand erhoben. 1670 wurde sowohl das Schloss, als auch das benachbarte Wirtschaftsgebäude durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Die Freiherren von Schneeburg lebten damals in Südtirol, so dass das Schloss in dieser Zeit vernachlässigt wurde. Im 18. Jahrhundert wurden einige Nebengebäude, wie die Taverne, die Mühle und eine Vogelhütte sowie etliche Grundstücke verkauft. Durch Einquartierungen von Soldaten entstand während der Franzosenkriege beträchtlicher Sachschaden. Als Ignaz Johann Freiherr von Schneeburg 1802 die Herrschaft übernahm, ließ dieser Schloss und Wirtschaftsgebäude restaurieren. 1860 starb die Familie von Schneeburg aus. Der Ansitz wurde vom eingeheirateten Freiherrn Heinrich von Giovanelli übernommen. Er nahm um 1871 wieder umfangreiche Renovierungen vor, vermietete aber den Großteil des Schlosses und verpachtete die mit ihm verbundenen landwirtschaftlich genutzten Grundstücke. Durch Heirat kam 1901 Heinrich Ritter von Benigni zu Müldenberg in den Besitz der Schneeburg. Seine Nichte Maria von Benigni verkaufte nach dem Zweiten Weltkrieg einige Grundstücke. Mit dem Erlös wurde das Gebäude neuerlich restauriert. Danach ging das Schloss wieder an die Familie Kripp über. Dr. Georg von Kripp veräußerte den südlichen Teil des Schlossangers, auf dem eine Wohnsiedlung entstand.

Schloss Schneeburg ist zweigeteilt. Während das zweistöckige Hauptgebäude ein durch fünf Erker reich gegliederter Bau unter einem Walmdach ist, trägt der schmucklose turmartige Anbau im Osten seit dem Erdbeben von 1670 ein Krüppelwalmdach. Die beschädigten Zinnen wurden damals entfernt. Die ca. 1,4 m starken Mauern weisen noch darauf hin, dass zur Zeit der Erbauung des Schlosses nicht nur auf Wohnlichkeit sondern auch auf Wehrhaftigkeit Wert gelegt wurde. Der 1633 im Norden angefügte Zubau enthielt unten einen großen Weinkeller und darüber einen geräumigen Saal. 1693 wurde der östliche Erker dieses Anbaues als Hauskapelle eingerichtet. Der große Eckturm an der Südostseite wurde erst 1669 unter Johann Franz von Schneeburg errichtet. Bemerkenswert ist die reiche Fassadenmalerei am Hauptschloss aus der Zeit der Renaissance. Die in Röteltechnik gemalten Fenster- und Portalumrahmungen geben gemeinsam mit den schmiedeeisernen Fensterkörben im ersten Obergeschoß dem Ansitz sein typisches Gepräge. Im Inneren haben sich Teile der prächtigen Ausstattung erhalten. Dazu gehören schöne Kassettendecken, zwei intarsierte, mit 1558 bezeichnete Renaissancetüren, zwei Spätrenaissance-Kachelöfen sowie frühbarocke Vertäfelungen. Besonders reichhaltig ausgestattet ist das Prunkzimmer im ersten Stock. Das Altarbild der Hauskapelle ist das einzige bekannte Werk des Malers Francesco Lucchese, des Bruders des Innsbrucker Hofbaumeisters Bartholomäus Lucchese. Es ist 1605 entstanden und zeigt die Himmelfahrt Mariens. An der Umfassungsmauer des im Süden vorgelagerten Gartens hat sich der Rest eines Rondells erhalten.

Lage: Tirol/Mittleres Inntal - ca. 2 km östlich von Hall

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.08.2009