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Deutschlandsberg - Burg


Auf Grund von Keramikfunden vermutet man, dass am Burghügel bereits im 7. Jh. ein Wehrturm aus Holz existierte. Deutschlandsberg war im Mittelalter Salzburger Besitz, der auf eine Schenkung Ottos I im Jahr 970 zurückgeht. Es wurde von Ministerialen der Erzbischöfe verwaltet. Erster namentlich bekannter Burggraf war Fridericus de Lonsperch, der 1153 erwähnt wird. 1188 wird die Burg selbst erstmals urkundlich genannt. Die Erzbischöfe kamen regelmäßig zur Jagd und zur Weinlese nach Landsberg. 1292 tagte hier unter Vorsitz des Salzburger Erzbischofs eine Versammlung des steirischen Adels, wobei zum Aufstand gegen Herzog Albrecht I aufgerufen wurde, da man über die Streichung der alten Vorrechte sehr empört war. Dank der Verhandlungskunst und dem taktischen Nachgeben des Habsburgers, ließen sich die Steirer aber nach einigen militärischen Niederlagen wieder umstimmen. In der ersten Hälfte des 14. Jh. wurde die Burg neu angelegt. Der westliche Burgteil war zuvor durch einen Brand zerstört worden. Der ungarische König Matthias Corvinus besetzte 1479 kampflos Ort und Burg. Er behielt beides bis 1490. Danach kaufte das Bistum Salzburg Deutschlandsberg wieder zurück und verstärkte die Befestigungen. Wegen seiner guten Sichtverbindung zu benachbarten Burgen diente die Burg als Kreidfeuerstation. 1532 konnte sie türkischen Streifscharen erfolgreich Widerstand leisten. Im 16. Jh. wurde sie von den Khuenburgern verwaltet. Zwischen 1557 und 1570 errichtete der Burgpfleger Kaspar von Khuenburg die Kienburg, das heute als Hotel genutzte Gebäude. Er dürfte auch das heutige Restaurantgebäude und die Zisterne errichtet haben. 1595 verkaufte Erzbischof Wolf Dietrich Deutschlandsberg an die bereits als Pfleger amtierenden Khuenburgern, doch kam es 1630 wieder an Salzburg. Im 17./18. Jh. wurde die Holzbrücke über den dritten Graben durch eine Steinbrücke ersetzt. Als 1803 die Säkularisation des Erzstiftes erfolgte, wurde auch Deutschlandsberg Staatsbesitz. Bereits damals wies das Gebäude schwere Schäden auf. 1811 wurde die Herrschaft versteigert und kam an Moritz Graf Fries, der sie aber schon 1820 an Fürst Johann von und zu Liechtenstein verkaufte. Um der Dachsteuer zu entgehen, wurde ein Teil der Dächer abgedeckt, womit die Burg dem Verfall preisgegeben wurde. 1927 wurde ein Teil der Gebäude, darunter der polygonale Turm und der Palas mit der Burgkapelle zwecks Gewinnung von Baumaterial gesprengt. Fünf Jahre später erwarb die Stadtgemeinde Deutschlandsberg die Ruine und begann mit den Restaurierungsarbeiten um sie als beliebtes Ausflugsziel zu adaptieren. 1945/46 wurde das Restaurant, 1979/80 ein Archäologisches Heimatmuseum und 1999 ein Burghotel eingerichtet. In den Jahren 1999 und 2000 kam es zu umfangreichen archäologischen Freilegungs- und Sanierungsarbeiten.

Hervorragendster Bauteil der Burg ist der etwa 25 m lange, einst sechsstöckige Wohnturm, der noch auf das frühe 14. Jh. zurückgeht. Er hat einen Grundriß von 13 x 15 Meter und im Erdgeschoß eine Mauerstärke von mehr als zwei Meter. Aus einem Bericht des Jahres 1584 geht hervor, dass sich hier über dem ausgedehnten Weinkeller Kanzleien und das Archiv befanden, darüber die Wohnung des Burghauptmannes, Gesindestube, Jägerkammer, „Padstübl“ und Arzneikammer. Im nächsten Geschoß lagen die „Fürstenstuben“ und die „geistliche Kammer“, von der aus der Burgkaplan die, heute völlig verschwundene, Burgkapelle erreichen konnte. Ihre Einrichtung und Ausschmückung wurde von Hans Jacob von Kuenburg 1597 begonnen und 1607 vollendet. Im fünften Geschoß waren die „Frauenzimmer“ sowie der Schüttboden untergebracht. Abgeschlossen wurde der Wohnturm von einer Wehrplatte, deren Zinnen noch erhalten sind. Die Dominante am anderen Ende der Anlage ist der 1875 zur Hälfte abgetragene, 1958 aber wieder aufgebaute Rundturm der einstigen Vorburg. Zwischen ihm und der Altburg liegt der langgestreckte, zweigeschossige „Khuenburg-Trakt“, den ein schmaler Arkadengang mit der Altburg verbindet. Auf der anderen Seite des oberen Burghofes befindet sich der „Rittersaaltrakt“, der einst mit einer Galerie versehen war. Der Saal selbst war mit Fresken geschmückt. Heute ist hier das Restaurant eingerichtet.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – auf einem steil abfallenden Felsen über der Schlucht des Laßnitzbaches unweit der Stadt Deutschlandsberg

Ort/Adresse: 8530 Deutschlandsberg

Besichtigung: der Hof ist frei zugänglich. Der Bergfried kann während der Museums-Zeiten (Vom 15. 3. bis 15. 11. täglich 09.30 – 12.00 und 13.00 – 17.00) besichtigt werden. Die übrigen Räume werden vom Burghotel bzw. dem Restaurant in Anspruch genommen und stehen den Gästen zur Verfügung.


Weitere Literatur:


07.10.2002