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Linsberg


Bereits um 1150 wird in Linsberg ein „Festes Haus“ erwähnt. Hier saß Pernhardus de Linsperge. Er wird in zwei Urkunden als Zeuge erwähnt. Da er jeweils erst am Schluss der Zeugenliste aufscheint, kann man annehmen, dass er keinen hohen Rang in der Hierarchie der damaligen Zeit hatte. Vermutlich war er ein Dienstmann der benachbarten Grafen von Pitten. Das auch als „Thurnhof“ bezeichnete „Feste Haus“ sollte gemeinsam mit zahlreichen anderen Objekten zur Sicherung der recht unruhigen Grenze gegen Ungarn beitragen. 1266 erwarb die Gattin des Heinrich von Stubenberg den „freyen Turmhof von Linsberg“. 1317 wird dieser als Rittersitz erwähnt. Von 1402 bis 1460 gehörte Linsberg der Familie Grymm. 1463 erwarb Kaiser Friedrich III den mittelalterlichen Ansitz. Er gab ihn 1476 als Lehen an die Augustiner Chorherren von Wiener Neustadt weiter. Von ihnen gelangte er 1551 an das Bistum Wiener Neustadt. Türkische Streifscharen richteten 1683 schwere Verwüstungen an. Bischof Franz Anton von Puchheim ließ diese beheben. 1718 kaufte der Hofmeister Martin Franz Bärtl den Besitz. Er durfte sich bald „Edler von Thurnhof“ nennen. Bärtl ließ das heutige Barockschloss erbauen. 1729/30 wurden die Kapelle und der Glockenturm errichtet. Der letztere steht über einem ehemaligen Presshaus, das Bärtl benötigte, da er in unmittelbarer Nähe des Schlosses große Weingärten anlegen ließ. Zwischen 1754 und 1848 wechselten die Eigentümer recht häufig. Zu ihnen zählten bekannte Adelshäuser wie die Starhemberg, Schlaberndorf und Auersperg. Josef Graf Auersperg starb 1825 im Schloss an der Wassersucht. 1863 vererbte Baron Louis Haber die Herrschaft der Familie Schenker, die bis heute das Schloss und große Grundstücke in der Umgebung besitzt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit von 1945 wurde das Hauptgebäude ausgeplündert und devastiert. Während dieses heute wieder bestens restauriert und bewohnt ist, macht der ehemalige Wirtschaftshof einen stark vernachlässigten Eindruck.

Das von einem Park umgebene Schloss liegt unweit der neu errichteten Asia-Therme nordöstlich von Pitten am Altabach. Es ist eine herrschaftliche Gebäudegruppe, die aus dem dreiflügeligen Haupthaus, einem freistehenden Glockenturm, einer ehemaligen Mühle und weiteren Nebengebäuden besteht. Das zweigeschossige Schloss ist eine nach Osten offene Hufeisenanlage mit zwei ungleich langen Seitentrakten. Die Fassaden werden durch Pilaster und Faschen gegliedert. Mit geschwungenen Verdachungen, Parapetfeldern mit Schabrakendekor und sonstigem Stuckzier ist der Fensterschmuck der Beletage recht üppig. Ältester Bauteil ist der Westtrakt. In ihm steckt noch das Feste Haus des Mittelalters. Eine tonnengewölbte Durchfahrt mit Stichkappen führt in den Park. Der Südtrakt zeigt in beiden Geschossen der Parkseite dreibogige Arkaden, wobei die unteren rundbogig und die oberen flachbogig sind. An seiner Südostecke wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein viergeschossiger, mit Zinnen gekrönter Turm im Tudorstil angebaut. Er weist eine quadratische Basis auf, wird aber ab dem zweiten Geschoß achteckig. Eine antikisierende Statue in einer Figurennische belebt seine Ostseite. Bemerkenswert ist die aus dem Nordtrakt vorspringende Kapelle. Ihr stattlicher Glockenturm ist durch eine Terrasse und die in der Höhe des ersten Stocks vorbeiführende Straße von ihr getrennt, so dass der Eindruck entsteht, die Straße würde durch die Kirche führen. Tatsächlich dient ein Teil ihres Kellergewölbes als Brücke und Unterbau für die Straße. Das Innere des Schlosses ist gediegen eingerichtet. Das Treppenhaus weist eine schöne Kassettendecke auf. Der große Wirtschaftshof im Westen, der noch seiner Renovierung harrt, ist ein typisches Beispiel für den romantischen Historismus des 19. Jahrhunderts. Aus der gleichen Periode stammt eine künstliche Turmruine am Bischofskogel, der nördlich der Straße ansteigt und einst Teil des Landschaftsparks war.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – ca. 10 km südlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.07.2009