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Linz - Ebelsberg


Der Ort Ebelsberg scheint unter der Bezeichnung Ebilisperch im Jahr 1071 erstmals auf. Im 12. Jahrhundert setzten sich die bayrischen Herzöge und österreichischen Markgrafen erfolgreich gegen den lokalen oberösterreichischen Landadel durch. Auch dem Bistum von Passau gelang es in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts eine weitverzweigte Herrschaft in Oberösterreich aufzubauen. Aus dieser Zeit stammt auch die erste urkundliche Erwähnung eines Wehrbaues in Ebelsberg. 1154 stellte Bischof Konrad von Passau hier eine Urkunde aus. Archäologischen Befunden nach dürfte der südöstliche Torturm um die Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein. Die Burg hatte einen wichtigen Traunübergang zu schützen. An dieser strategisch wichtigen Stelle könnte aber bereits wesentlich früher ein einfacher Wehrbau gestanden sein. Mit Tultinch de Ebilsperge wird 1215 erstmals ein bischöflicher Pfleger erwähnt. Ebelsberg diente den Passauer Bischöfen gerne als Erholungsort und wurde daher gut gepflegt. Später war der Zoll, der an der im 13. Jahrhundert errichteten Brücke eingehoben wurde, eine wichtige Einkunftsquelle der Passauer Bischöfe. In einer Fehde zwischen Bischof Rüdiger von Passau und Herzog Friedrich II von Österreich ließ letzterer 1245 die Burg durch die Herren von Schaunberg erobern und zerstören. Die danach erforderlichen Wiederaufbauarbeiten wurden 1256 unter Ortolf von Volkensdorf, der damals Pächter der Burg war, abgeschlossen. Ein Jahr später löste Erzbischof Otto von Lohnsdorf die Pfandschaft auf. Während Ebelsberg noch im 13. Jahrhundert in Konkurrenz zu Linz stand, verlor es im 14. Jahrhundert stark an wirtschaftlicher Bedeutung. Durch Verträge mit König Przemysl Ottokar II konnte das Bistum seine Besitzansprüche wieder festigen. Die Burg Ebelsberg wurde nun zum Verwaltungszentrum seiner Besitzungen in Oberösterreich.

Wie zahlreiche in Ebelsberg ausgestellt Urkunden beweisen, hielten sich die Passauer Bischöfe hier häufig auf. Dennoch wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts Ebelsberg an Hans von Liechtenstein, den Hofmeister des Herzogs Albrecht III, verpfändet. Als dieser beim Herzog in Ungnade gefallen war, gelangte die Herrschaft 1396 an Heinrich VI von Wallsee und dann 1398 wieder an den Passauer Bischof Georg von Hohenlohe. In den folgenden Jahren weilten prominente Gäste wie die Kaiser Sigismund und Friedrich III auf der Burg. 1432 versammelten sich hier die Bischöfe, Äbte und Pröpste der Diözese, um die Strategie für das geplante Konzil von Basel zu diskutieren. Die älteste Beschreibung der Anlage geht auf Enea Sylvius Piccolomini, den späteren Papst Pius II zurück. Dieser weilte gemeinsam mit Kaiser Friedrich III, dem er als Geheimschreiber diente, 1445 als Gast im damals prächtig ausgestattet Ebelsberg. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die alte Burg bereits in ein wohnliches Schloss verwandelt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hielt sich Kaiser Maximilian I mehrmals in Ebelsberg auf. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dürften sich die Passauer Bischöfe nicht sehr um ihre Burg gekümmert haben. Auf einer Marmortafel neben dem Tor an der Marktseite wird nämlich berichtet, dass Bischof Wolfgang Graf Salm 1542 bis 1546 durch seinen Pfleger Matthäus Unterrainer den Wiederaufbau des „verfallenen Hauses“ vorgenommen hat. Bei dieser Gelegenheit wurden die Fronten der Anlage vereinheitlicht. Damals wurde ein großes Brauhaus errichtet, das bis 1559 auch Linz mit Bier versorgte. 1586 wurden sowohl das Schloss als auch der Markt und die Ebelsberger Traunbrücke durch einen folgenschweren Großbrand zerstört. Bischof Urban III von Trennstein ließ anschließend das Schloss wieder herrichten und vergrößern. Dies erzählt uns eine andere Marmortafel im Schloss. Möglicherweise leitete der Baumeister Christoph Canevale die Arbeiten.

Im Oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626 wurde Ebelsberg von den Aufständischen unter Stefan Fadinger besetzt. Diese konnten zwar bereits am 25. Juli des gleichen Jahres von kaiserlichen Truppen unter dem Obristen Hans von Löbl vertrieben werden, doch waren die Schäden beträchtlich. Außer 350 Eimer Wein, die sich die Bauern schmecken ließen, wurden große Teile der Einrichtung entwendet oder mutwillig zerstört. 1658 wurde Ebelsberg an den bisherigen Pfleger verpachtet. Die Glanzzeit des Schlosses war nun vorbei. 1667 fand der Umbau des großen Saales und der Kapelle statt. Während des Spanischen Erbfolgekrieges diente Schloss Ebelsberg 1703 als Lazarett. Im Österreichischen Erbfolgekrieg hausten hier im Jahr 1741 kaiserliche Soldaten. Bei der Rückeroberung von Linz diente Schloss Ebelsberg dem Feldmarschall Andreas Ludwig Graf Khevenhüller als Hauptquartiert. Als wieder friedlichere Zeiten angebrochen waren veranstaltete der Pfleger Hugo Steyrer von Rothenthurn im Schloss literarische und musikalische Soireen. 1783 fand im Festsaal des Schlosses die Aufführung einer Oper von Wolfgang Amadeus Mozart statt, bei der der Komponist anwesend war. 1785 konfiszierte der Landeshauptmann Christoph Wilhelm Graf Thürheim sämtliche Besitzungen des Bistums Passau in Oberösterreich. Nach einigen Verhandlungen kam Ebelsberg für kurze Zeit wieder an die Bischöfe zurück, doch fiel das Schloss 1797 neuerlich einem Brand zum Opfer. Mit der Säkularisierung von 1803 war die Herrschaft Passaus dann endgültig zu Ende. Das Bistum hörte auf, ein eigenes Fürstentum zu sein.

Ebelsberg wurde als österreichisches Staatsgut übernommen und von der kaiserlichen Hofkammer verwaltet. 1809 fanden um die Traunbrücke schwere Kämpfe zwischen österreichischen und französischen Truppen statt. Dabei gingen der Markt und Teile des Schlosses wieder einmal in Flammen auf. Noch 1823 befand sich letzteres in einem ruinösen Zustand. Da der Staat die Kosten eines Wiederaufbaues scheute, versuchte man die Herrschaft zu verkaufen. Bei einer Versteigerung im Jahr 1824 fanden sich jedoch keine Kaufinteressenten ein. Erst bei einer zweiten Auktion im folgenden Jahr erhielt der aus Franken stammende österreichische Gesandtschaftssekretär Karl Theodor Kast den Zuschlag. 1826 wurde er mit dem Prädikat „von Ebelsberg“ in den Ritterstand erhoben. 1855 erhielt er die Freiherren-Würde. Kast ließ die Verwüstungen des Brandes von 1797 und des Krieges von 1809 beheben. Er gab dem Schloss sein heutiges, durch den Historismus beeinflusstes Aussehen und ließ den ausgedehnten englischen Park anlegen. Sein Enkel Michael Freiherr von Kast war kurz vor 1900 k. u. k. Ackerbauminister. Schloss Ebelsberg gehört heute noch seinen Nachkommen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein Teil des Gebäudes durch Bombentreffer beschädigt. 1977 wurde der Kulturverein Schloss Ebelsberg gegründet, der das Schloss langfristig pachtete und sich seither um seine Sanierung und Revitalisierung bemüht. Im neu restaurierten Gebäude finden Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt. Seine Räume können für Hochzeiten und Firmenveranstaltungen gemietet werden. In einem Teil des Schlosses ist ein militärgeschichtliches Museum untergebracht.

Der mächtige Baukomplex liegt auf einem steil zur Traun abfallenden Hügel, dem Schiltenberg. Durch seine Lage war das Schloss in seiner Zeit als Wehrbau recht gut gesichert. Lediglich an der flachen Südostseite mussten im Mittelalter zwei Halsgräben angelegt werden, um anstürmende Feinde auf Distanz zu halten. Heute ist nur mehr ein Graben erhalten. Schloss Ebelsberg ist ein mächtiger zweigeschossiger Vierkanter, dessen Trakte um einen großen, annähernd trapezförmigen Innenhof angelegt sind. Im Laufe seiner langen Geschichte wurde es immer wieder umgestaltet und nach Bränden neu aufgebaut. Man findet daher fast alle Baustile in seinen Mauern. Die ungegliederten Außenfassaden sind heute glatt verputzt und mit modernen Fenstern ausgestattet. Die flachen Satteldächer entsprechen nicht der ursprünglichen Dachlandschaft. Wenn das Schloss heute weitgehend einen schlichten und modernen Eindruck macht, so haben sich doch Baudetails erhalten, die bis in das erste Drittel des 13. Jahrhunderts zurückgehen. Es gibt zwei Zugänge zum Schloss. Der eine führt vom Ort über einen Weg zum Westflügel. Hier springt ein starker dreigeschossiger Wehrturm nach außen vor. Durch ihn führt das rundbogige Linzer Tor in den Innenhof. Die beiden Wappensteine oberhalb des Tores weisen mit ihren Bauinschriften auf die Bischöfe Wolfgang von Salm (1546) und Urban von Trenbach (1589) hin. Als Haupteingang diente aber das Ennser Tor an der Parkseite im Osten. Das Torgebäude springt risalitartig aus der Mauerfront vor. Außen sind über dem Portalsims drei Wappensteine angebracht. Das mittlere Wappen ist jenes des Freiherrn von Kast. Es ist das jüngste und stammt aus der Zeit nach 1825. Die beiden darüber liegenden sind jene des Passauer Bischofes Urban von Trenbach. Sie sind mit 1584 und 1588 bezeichnet. Links vom Tor stand einst ein Wehrturm. Er ist nicht mehr erhalten, doch ist seine Position an der hier besonders breiten Fensterachse der Außenmauer zu erkennen. Durch die Torhalle gelangt man ebenfalls direkt in den Innenhof.

Die schmucklosen Mauern des Innenhofes werden nur durch zwei diagonal gestellte, polygonale Treppentürme aus dem 16. Jahrhundert und eine, von dorischen Granitsäulen gestützte Holzveranda aus der Zeit um 1825 aufgelockert. Die etwas merkwürdig anmutenden Zierzinnen der Treppentürme sind Zutaten des Historismus und stammen wie auch das den Hof umlaufende Gangsystem ebenfalls von der Restaurierung nach 1825. Im Inneren der Türme führen Wendeltreppen mit Stufen aus Untersberger Marmor nach oben. Ihre Dachstühle weisen noch das originale Gratgewölbe aus dem 16. Jahrhundert auf. Der älteste Turm des Schlosses war der Bergfried. Er wird 1255 erstmals erwähnt, ist aber heute fast völlig überbaut. Lediglich der mit schönem Buckelmauerwerk verkleidete Sockel der nördlichen Außenmauer mit der Nordwestecke hat sich bis in eine Höhe von ca. 3 m in der Einfahrt des Ennser Tores erhalten. Der tonnenförmige Gang durch die hier drei Meter starke Mauer ins Turminnere wurde erst später ausgebrochen. Ursprünglich war der Turm sechs Geschosse hoch und hatte Außenmaße von ca. 11 x 11 m, denen in jedem Geschoß ein Innenraum von 4 x 4 m entsprach. Der Turm besaß einen umlaufenden Wehrgang, der einem ständigen Wächter zur Beobachtung diente. Laut einem Urbar aus dem Jahr 1670 diente das Erdgeschoß damals als Gefängnis. Der in der Mitte des Hofes liegende Zierbrunnen stammt in seiner heutigen Form vom Beginn des 19. Jahrhunderts. Er hatte jedoch bereits um 1789 einen ovalen Vorgänger, der leicht abgeändert erneuert wurde. Drei Delphine speien Wasser über eine muschelförmige Schale in das runde Brunnenbecken. In der Südwestecke des Hofes befand sich ein Ziehbrunnen, der Wirtschaftszwecken diente.

Bemerkenswert sind die großen Keller aus dem 15./16. Jahrhundert im Süd- und Westtrakt. Im „großen Weinkeller“, der etwa 6 m unter dem Niveau des ehemaligen Bergfrieds liegt, trägt ein aus Hausteinen gebildeter Mittelpfeiler vier aus Ziegeln gemauerte spitzbogige Kreuzgewölbe. Am Eingang zum „kleinen Weinkeller“ ist die Spolie einer gotischen Halbsäule eingemauert, die möglicherweise aus der alten Kapelle stammt. Der Verbindungsflügel vom West- zum Ostteil diente früher als Wirtschaftsgebäude. Im 20. Jahrhundert wurden in ihn Garagen eingebaut, die später als Oldtimer-Museum dienten. Das Niveau des Hofes war ursprünglich deutlich niedriger, doch wurde es durch Aufschüttungen mit Brandschutt nach 1809 erhöht. Das repräsentative Hauptstiegenhaus wurde erst nach 1826 eingebaut. Am Aufgang steht die überlebensgroße Steinplastik eines Ritters mit einem riesigen Schwert. Sie ist dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zuzuordnen. Die doppelarmige Treppe mündet im Obergeschoß in ein elegantes Vestibül, das von einer geschwungenen Holzbalustrade begrenzt wird. Auf dieser stehen vier geschnitzte Puten, die als Leuchterträger dienen. Die Decke dieses Vorraums ist mit zartem Stuckdekor vom Ende des 19. Jahrhunderts versehen. In den Innenräumen hat sich nichts von der alten Ausstattung erhalten. Sie wurden beim Umbau von 1825 im frühhistoristischem Stil erneuert. Im Obergeschoß des Westtraktes befindet sich eine aus fünf Räumen bestehende Enfilade. Die meisten anderen Räume sind durch umlaufende Gänge zugänglich. Das sog. Chinazimmer ist mit Chinoiserien geschmückt. Das Schloss ist im Osten von einem ausgedehnten Park mit altem Baumbestand umgeben. In ihm haben sich etliche Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert erhalten. An seinem Eingang steht ein barockes Pförtnerhaus vom Beginn des 18. Jahrhunderts.

Lage: Oberösterreich/Linz – ca. 8 km südöstlich des Stadtzentrums

Besichtigung: nach Vereinbarung möglich. Das Museum ist im Sommer (Juni bis Oktober) an Wochenenden und Feiertagen von 10.00 bis 12.00 und von 13.00 bis 17.00 geöffnet.

Homepage: www.schloss-ebelsberg.at


Weitere Literatur:


24.07.2009