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Scheuchenstein


Wie die meisten der umliegenden Burgen dürfte auch Scheuchenstein gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstanden sein. Die erste Burg wurde wohl im Auftrag der steirischen Landesherren erbaut. Scheuchenstein war ein Glied in der Burgenkette, die die steirische Nordgrenze sichern sollte. Außerdem hatte der kleine Wehrbau einen Saumpfad zu kontrollieren, der vom Dürnbach- ins Miesenbachtal führte. 1260 wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt. Als erster Scheuchensteiner scheint 1304 „Ulrich der Scheuchenstainer“ in einer Heiligenkreuzer Urkunde auf. Die Vertreibung der Familie von ihrer Stammburg wurde vom Wanderdichter und Geschichtsschreiber Michael Beheim in seiner Reimchronik „Buch von den Wienern“ recht drastisch beschrieben. Es war die unruhige Zeit des Bruderzwistes zwischen Kaiser Friedrich III und Erzherzog Albrecht VI. Auf Scheuchenstein hauste Erhard, der auch als Truchseß bezeichnet wurde. Er war sehr reich, aber ein rüder und geiziger Geselle. Sein Todfeind war Kling von Urschendorf, der ein Anhänger von Erzherzog Albrecht war, aber offensichtlich auch das einträgliche Gewerbe eines Raubritters betrieb. Es gelang ihm 1463 Erhard von Scheuchenstein auf dessen Burg, die er für uneinnehmbar hielt, zu überrumpeln und zu vertreiben. Kling ließ eine Besatzung zurück und zog sich nach Urschendorf zurück. Die Wehranlagen von Scheuchenstein wurden durch drei hölzerne Türme verstärkt. Friedrich III ließ im nächsten Jahr seinerseits Urschendorf und Scheuchenstein belagern. Schließlich mussten sich beide Burgen ergeben. Martin Beheim wurde zum Burghauptmann von Scheuchenstein bestellt, zog sich von diesem Posten aber bald zurück, da ihm die Lage in diesem entlegenen Seitental zu unsicher wurde. In den Kämpfen gegen den ungarischen König Matthias Corvinus (1480/90) dürfte die Burg niedergebrannt und danach weitgehend abgebrochen worden sein. 1577 erwarben die Heussensteiner die Herrschaft, verkauften sie aber 1632 an die Grafen Hoyos auf Gutenstein. Heute gehören die Wälder mit der völlig ungepflegten Ruine der Familie Thun-Hohenstein.

Burg Scheuchenstein lag auf einem isolierten Felskegel östlich des kleinen gleichnamigen Ortes. Von ihr haben sich nur spärliche Mauerreste erhalten. Die winzige Hochburg gehört zu den kleinsten Burgen Österreichs. Sie war aber hervorragend durch steile Felsabbrüche gesichert. Sie ist auch heute noch nur über eine drei Meter hohe Leiter zugänglich. Beheim meinte, dass sie ein einziger Mann hätte verteidigen können. Anderseits spricht er davon, dass Kling von Urschendorf eine Besatzung von 60 Mann zurückließ, doch können diese unmöglich in der Hochburg einquartiert gewesen sein. Von einer tiefer gelegenen Vorburg haben sich aber keine Spuren erhalten. Ihre Steine dienten den umliegenden Bauern als willkommenes Baumaterial. Ein steiler, total verwachsener Pfad führt von den letzten Häusern des Ortes zu einem kleinen Zwinger, von dem eine Eisenleiter direkt in den wohl einzigen Raum der Hochburg führt. Natürlich hat dieser längst kein Dach mehr und auch seine Außenmauern sind nur noch teilweise erhalten. Man erkennt aber, dass dieser bescheidene Palas etwa 15 m lang und zwischen 3 und 6 m breit war. Immerhin besaß er ein Unter- und ein bis zwei Obergeschosse. An einer Mauer sind noch die Löcher der Deckenbalken zu sehen. Wie die bereits recht hohen Nadelbäume zeigen, deren Wurzeln das Mauerwerk langsam aber sicher zerstören, kümmert sich seit Jahrzehnten niemand mehr um die Sicherung der Anlage – ein Schicksal, unter dem leider viele historisch interessante österreichische Burgruinen leiden

Lage: Niederösterreich/Piestingtal – ca. 25 km westlich von Wiener Neustadt

Besichtigung: möglich, jedoch „Betreten verboten“


Weitere Literatur:


22.07.2009