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Neuschloss


Das Schloss ist – wie so viele in der weiteren Umgebung von Graz – aus einem ehemaligen Wirtschaftshof entstanden. Dieser dürfte um 1232 von Herzog Friedrich II zur Verwaltung seiner Güter im südlichen Teil des Grazer Feldes angelegt worden sein. 1265 befand sich hier der landesfürstliche „Viehhof“. Er wurde 1442 unter Kaiser Friedrich III ausgebaut, als die Wundschuher Teiche angelegt wurden. Um 1555 war der Hof bereits an steirische Adelige verlehnt, u. a. an die Peierl, Franz von Neuhaus (1581) und Hans Andrée Freiherr von Stadl. Als Sebastian Speidl den Viehhof 1609 kaufte, ließ er ihn zu einem adeligen Wohnsitz ausbauen. Das Gut wurde nun Neuhofen genannt und erhielt einen eigenen Burgfried. Speidls Söhne Siegmund Friedrich und Georg Friedrich mussten als Protestanten die Steiermark verlassen. Sie verkauften das Gut zuvor an Georg Adl. 1643 gelangte der nunmehrige Edelmannsitz durch Kauf an Siegmund Ludwig Graf Dietrichstein. Unter ihm und seinen Nachkommen wurde der Hof zum Barockschloss ausgebaut. Um 1659 wurde der Name „Neugeschloss“ üblich. Die recht ertragreiche Herrschaft blieb bis 1780 im Besitz der Grafen Dietrichstein. Dann gelangte sie über Josef Edler von Leonarde 1804 an den Grafen Adrian Wilhelm Des Enffans d’Avernas. Er ließ das Schloss bis 1809 um ein Geschoß aufstocken. Adrian Wilhelm entstammt einem französischen Adelsgeschlecht, das bis in das 13. Jahrhundert nachweisbar ist. Er wollte jedoch nicht in die Armee Napoleons eintreten und bot seine Dienste Kaiser Franz II (I) an, was dieser mit der Erhebung in den Reichsgrafenstand honorierte. Das Schloss gehört auch heute noch seiner Familie, ist aber zum Teil vermietet. In den letzten Jahren konnte das Gebäude aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf erweckt und restauriert werden.

Das Neuschloss liegt in der vorwiegend agrarisch genutzten Landschaft südlich von Graz am Südostrand des Dorfes Wundschuh. Es ist von einem großen Parkgelände umgeben, das seinerseits von einer langen Umfassungsmauer begrenzt wird. Bemerkenswert sind die fünf Parktore mit ihren Schmiedeeisengittern und den mit Steinvasen besetzten Torpfeilern. Sie erinnern an die Prunktore der Architekten Lukas von Hildebrandt und Johann Bernhard Fischer von Erlach. Besonders prunkvoll ist das Mitteltor im Süden, das den Zugang zum Ehrenhof ermöglicht. An der Zufahrtsstraße zum Schloss stehen zwei Steinstatuen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie stellen die Heiligen Nepomuk und Florian dar. Möglicherweise stammen sie von Philipp Jakob Straub oder aus seinem Umfeld. Das Schloss ist ein einflügeliges Gebäude unter einem Walmdach. Die Aufstockung hat die Proportionen des frühbarocken Baues ungünstig beeinflusst. Die beiden Hauptfassaden sind achtachsig, während die Seitenfronten vier Fensterachsen aufweisen. Die Obergeschosse werden durch Lisenen zusammengefasst. Die zum Schloss gehörige schmale Marienkapelle wurde im 19. Jahrhundert ausgestattet. Ihre Glocke wurde aber bereits 1640 von Konrad Seysser gegossen. Die Wohnräume des Schlosses sind teilweise mit barocken Stuckdecken versehen. Im Westen und Norden des Hauptgebäudes liegen umfangreiche Wirtschaftsbauten. Ein Stallgebäude weist eine langgestreckte dreischiffige Halle auf, deren Kreuzgratgewölbe sich auf Rechteckpfeiler stützt.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 12 km südlich der Landeshauptstadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


16.07.2009