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Wald


Um 1140 werden die Herren von Wald mit Udalschalk erstmals genannt. Sie hielten Wald als ein Lehen der Passauer Bischöfe. 1288 führten die Kinder Ottos von Wald einen Biber im Wappen und nannten sich Piber. 1378 starben sie aus. Über die Witwe des letzten Pibers kam die Herrschaft an Stephan Scheck. Dessen Sohn Georg Scheck von Wald besaß auch Aggstein. Als „Schreckenwald“ ist er eng mit der Sage um das Aggsteiner Rosengärtlein verknüpft. 1467 wurde die Burg Wald durch den kaiserlichen Feldherrn Ulrich von Grafenegg eingenommen. Dabei fiel Georg Scheck von Wald und Jörg von Stein, der ebenfalls als Strauchritter galt, in die Gefangenschaft. Georg Scheck wurde geächtet und verlor seinen Besitz. Kaiser Friedrich III übergab die Herrschaft Ulrich von Grafenegg, der aber bald zum ungarischen König Matthias Corvinus überlief. Wald wurde neuerlich eingezogen und 1479 an Sigmund Slickh von Weißenkirchen verpfändet. 1485 erstürmte Matthias Corvinus die Burg. Von 1486 bis 1507 war Wald an Jakob von Hinterholz verpfändet, kam aber 1510 durch Kaiser Maximilian I an die Ritter von Greiß. Diese Familie wandelte die mittelalterliche Burg in ein wohnlicheres Renaissanceschloß um. 1683 fiel es den Türken in die Hände. Von 1687 bis 1782 waren Mitglieder der Familie Spindler von Hofeck die Schloßherren. Ihnen folgten bis 1817 die Grafen Fuchs. In diesem Jahr scheint kurzfristig als Besitzer Jérome Bonaparte, der Bruder Napoleons und ehemalige König von Westfalen, unter dem Namen Hieronymus Fürst von Montfort auf. Der nächste Eigentümer, Franz Freiherr von Pillersdorf, ließ auf einer Höhe hinter dem Schloß ein hufeisenförmiges Bergschloß in Angriff nehmen, doch muß dieses bald nach seiner Vollendung wieder abgetragen worden sein. Zwischen 1847 und 1928 gehörte Wald den Grafen Haugwitz. Sie ließen ab 1848 das Neuschloß an das Altschloß anbauen. Baron Friedrich Baratta-Dragom, ein Enkel von Karl Wilhelm Graf Haugwitz, übernahm schließlich das Gut, konnte es aber während der Weltwirtschaftskrise trotz massiver Holzverkäufe nicht halten. Bei der anschließenden Versteigerung im Jahr 1930 erwarb es Prinz Karl Auersperg-Breunner. Als altösterreichischer Adeliger verließ er Österreich kurz vor dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht. er lebte zuerst auf seinen Besitzungen in Jugoslawien und Ungarn und flüchtete dann nach Argentinien. Er kehrte erst nach dem Abzug der russischen Besatzungsmacht nach Österreich wieder zurück. Seine Familie besitzt und bewohnt das Schloß noch heute. Bei Restaurierungen im 20. Jh. behob man die Auswüchse der historistischen Veränderungen des 19. Jh. So wurde der protzige Torbogen in der Ringmauer durch einen schlichteren ersetzt und die großen Fenster des Bergfriedaufbaues wurden wieder verkleinert.

Die Schloßanlage liegt auf einer bewaldeten Terrasse über der Perschling. Das Hauptgebäude ist von einem bis zu 20 m breiten, meist ausgemauerten Graben umgeben, der heute weitgehend trocken ist. Am inneren Grabenrand verläuft eine, mit Schießscharten versehene Ringmauer. Sie umschloß auch einen 50 x 80 m großen „Turnierhof“, der zwischen Schloß und Dorf lag. An seiner Stelle ist inzwischen ein Park getreten. An der Südwest- bzw. Nordwest-Ecke der Ringmauer sind zwei, mit Kasematten ausgestattete Rundbastionen in den Graben vorgeschoben. Sie entstanden noch vor 1672. Ihr Obergeschoß ist offen. Es weist Scharten für Hakenbüchsen auf. Das untere Kasemattengeschoß besteht aus einem zentralen Vorraum und einem gangartigen Geschützraum. Darunter liegt ein Munitionskeller. Über den Graben führen zwei Zugänge zum Schloß. Der jüngere, talseitige, ist eine von zwei Steinfiguren – Löwen kämpfen mit Schlangen – bewachte steinerne Brücke, über die man zu einem modernen Torbogen in der Ringmauer und dann zu einer dem Neuschloß vorgelegten offenen Pfeilerhalle gelangt. Der zweite Zugang führt über einen in den trockenen Graben gelegten Damm zu einem Portal an der Rückseite. Das dreigeschossige Altschloß hat einen unregelmäßigen Grundriß. Es wurde von der Familie Greiß im 16. Jh. errichtet. Durch die Durchfahrt kommt man in einen kleinen, nahezu quadratischen Hof. An der Südostecke ragt der runde Bergfried, der noch aus dem Mittelalter stammt und früher isoliert stand, in den Hofraum vor. Er hat im Erdgeschoß einen Durchmesser von 8,5 m und eine Mauerstärke von 3 m. Wie üblich hatte er früher nur einen Hocheinstieg, der in einen Raum führt, in dem noch das Angstloch für das darunterliegende Verließ zu sehen ist. Über eine gewendelte Steintreppe in der Mauerstärke sind die übrigen Geschosse zu erreichen. Der Turm war ursprünglich nur 20 m hoch. Er war mit einer vorkragenden Galerie, einem ehemaligen Wehrgang, versehen. Nach 1825 wurde er um einen runden Aufbau erhöht und mit einem Kegeldach abgeschlossen. Der an den Bergfried angebaute Osttrakt ist mehrfach abgewinkelt. In der Nordwestecke des Hofes steht ein runder Treppenturm mit Brunnen und Schneckenstiege. Das der nördlichen Hälfte des Westtraktes vorgebaute Neuschloß ist ebenfalls dreigeschossig, hat aber im Gegensatz zu den Altbauten eine regelmäßige Anordnung der Fenster. Seine Innenräume sind den heutigen Wohnerfordernissen angepasst. Die alte Burgkapelle lag innerhalb der Ringmauer. In spätgotischer Zeit entstand eine neue Kapelle außerhalb des Grabens im Süden des Schlosses. Sie wurde 1837 zum Chor der Pfarrkirche umgestaltet. Östlich des Schlosses liegen ausgedehnte Wirtschaftsgebäude.

Lage: Niederösterreich/Perschlingtal – südlich von St. Pölten bei Pyhra

Besichtigung: Das Schloß ist bewohnt und kann nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


06.10.2002