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Königstetten


Der Ortsname weist überraschenderweise auf keinen königlichen Besitz hin. Bereits 836 kam das ganze östliche Tullnerfeld durch eine Königsschenkung an das Bistum Passau. Der Ort hieß früher Chunihohestettin nach dem Personennamen Chunihoh. Als solcher wird er 985 in einer Urkunde erstmals erwähnt. Der regionale Verwaltungsmittelpunkt der Passauer Bischöfe war vorerst Zeiselmauer, doch sitzen in Königstetten bereits seit dem 12. Jahrhundert Passauer Ministeriale. Um 1324 waren es die Ritter Matseber, auf die die Wallseer folgten. 1410 gehörte die Herrschaft dem Hofmeister Albrecht von Ottenstein als freies Eigen. Sie wurde aber bereits 1418 an die Starhemberger verpfändet. Kurz danach verlegten die Bischöfe ihren Verwaltungssitz von Zeiselmauer nach Königstetten. Von 1420 bis 1803 war das Schloss Sitz eines Passauer Rentamtes. 1590 wurde das Gebäude durch ein schweres Erdbeben beschädigt, aber bald wieder aufgebaut. Seine erstmalige urkundliche Erwähnung erfolgte in diesem Zusammenhang. Mit der Säkularisierung des Bistums Passau wurde die Herrschaft 1803 vom Staat übernommen und bis 1824 von der Staatsgüter-Administration verwaltet. Dann wurde sie an die Grafen Bellegarde verkauft. 1846 übernahmen die Freiherren und Bankiers Pereira-Arnstein das Schloss. Nach dem Niedergang des Bankhauses Arnstein & Eskeles gehörte es von 1865 bis 1867 dem Bankier Josef von Hirsch und danach den bayrischen Grafen Bray-Steinburg. Derzeit dient es der Marktgemeinde Königstetten als Amtshaus. Auch die örtliche Polizei hat hier ihren Sitz.

Das einstige Schloss ist heute ein unauffälliges Gebäude gegenüber der Pfarrkirche. Lediglich die prominente Adresse „Hauptplatz 1“ weist auf seine einstige Bedeutung hin. Es ist ein schlichter zweigeschossiger Bau aus der Zeit des Frühbarocks. Die leicht gekrümmte Vorderseite zeigt elf Fensterachsen. Die mit Putzfaschen gerahmten Fenster sind durchwegs modern. Von den beiden symmetrisch angeordneten tonnengewölbten Durchfahrten ist heute eine verbaut. Die andere zeigt noch ein Portal mit Steingewände und der Jahreszahl 1613 am Keilstein. In der Torhalle hat sich eine mit Eisenplatten beschlagene Tür aus der Zeit um 1700 erhalten. Die Kellerräume weisen Tonnengewölbe mit Stichkappen und Gurtbögen auf. Im Obergeschoß findet man Kreuzgratgewölbe und Reste von Putzspiegeln. Ansonsten hat sich von der einstigen Ausstattung nichts erhalten. Hofseitig sind die Durchfahrten durch breite Segmentbögen geöffnet. Der baumbestandene Hof wird an seiner Ostseite von einem langgestreckten zweigeschossigen Wirtschaftstrakt begrenzt. Im Norden wird er von einer einfachen Mauer abgeschlossen. Ein Brunnentrog ist mit 1647 bezeichnet.

Lage: Niederösterreich/Tullnerfeld – ca. 8 km südöstlich von Tulln

Besichtigung: während der Amtsstunden möglich


Weitere Literatur:


06.07.2009