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Sigmundsried


Die Herren von Ried scheinen ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts urkundlich auf. Hermann I von Ried war 1312/13 landesfürstlicher Richter in Prutz. Er ließ den Turm zu Ried für sich und seinen Sohn Erhart als Wohnsitz errichten. Hermann und Erhart sind auch bei den späteren Mitgliedern der Familie Ried bevorzugte Vornamen. 1381 kaufte Hans von Starkenberg die Herrschaft und ließ sich mit ihr von Herzog Leopold III von Österreich belehnen. Die Starkenberger waren im 13. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten Adelsfamilien des Oberinntales aufgestiegen. Nach ihrem Zusammenbruch erwarb Herzog Sigmund der Münzreiche kurz nach 1466 den Turm und ließ ihn zu einem Jagdsitz ausgestalten. Er gab dem Bau auch seinen Namen. Allerdings zwang ihn sein chronischer Geldmangel bereits 1474 den Turm zu verpfänden. Erster Pfandinhaber war Oswald von Schrofenstein, auf den Hilprant Rasp folgte. 1481 befand sich Sigmundsried neuerlich im Pfandbesitz von Oswald von Schrofenstein. 1532 übernahm König Ferdinand I die Herrschaft. Er schenkte sie seinem Kammerdiener Martin Pedrot, der sie aber bald an den Pfleger von Laudeck, Veit von Wehingen, verkaufte. Dieser ließ eine Kapelle anbauen, die aber um die Mitte des 17. Jahrhunderts profaniert und verbaut wurde. Nach dem Tod seines Sohnes Hans Franz ging Sigmundsried 1573 an dessen Schwiegersohn Christoph von Knillenberg über. Die Knillenberg besaßen die Turmburg bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Unter ihnen wurde das Gericht von Laudeck nach Sigmundsried verlegt, wo auch der Gerichtspfleger seine Wohnung hatte. Der Pfleger Andreas Sterzinger kaufte um 1650 Siegmundsried und nannte sich bald auch danach. Der Landrichter und Bauernführer Martin Sterzinger von Sigmundsried wurde landesweit bekannt, als er mit etlichen Bauern 1703 den eingefallenen Bayern an der Pontlatzer Brücke eine schwere Niederlage zufügte. Seine Nachkommen besaßen den Ansitz bis 1775, als er in bürgerliche und bäuerliche Hände gelangte. 1787 kam es zu einer Renovierung. Das Bezirksgericht blieb bis 1977 in Sigmundsried einquartiert. 1841 wurde das Gebäude vom Staat angekauft. Seit 1977 wird es vom österreichischen Bundesheer verwaltet.

Die gut erhaltene Dorfburg steht im Südwesten des Ortes Ried am Rand einer Innterrasse. Der Name Ried weist auf ein versumpftes Gelände hin. Auf Grund ihrer ungünstigen Tallage hatte der Turm von Anfang an keinerlei militärische Bedeutung und war für die Tiroler Landesfürsten wohl nur als Stützpunkt zur Hirschjagd interessant. Es handelte sich ursprünglich um einen mittelalterlichen Dorfturm mit einem quadratischen Wohnbau und einem dazwischen liegenden, von einer Ringmauer umgebenen quadratischen Hof. Mit einer Stärke von 1,5 m sind die Mauern des dreistöckigen Turmes eher schwach dimensioniert, doch sollte er sicherlich keine längere Belagerung sondern höchstens räuberische Überfälle erfolgreich überstehen können. Sein fast quadratischer Grundriss hat die Maße 11,4 x 11,6 m. Die breit gefasten Tuffsteinportale sowie die Fenster im Erdgeschoß der Nordwand stammen vom Umbau Herzog Sigmunds. Die ehemaligen Schwalbenschwanzzinnen wurden später vermauert. Während der Turm steinsichtig ist, ist der anschließende Wohntrakt weiß verputzt. Seine interessantesten Bauteile sind die beiden Hallen, die durch die Überwölbung des Hofes unter Sigmund von Schrofenstein entstanden sind. Ihre Kreuzgratgewölbe werden jeweils von einem runden Mittelpfeiler gestützt. Jener der Halle im Oberstock zeigt ein schönes Kompositkapitell aus rotem Marmor. Es ist mit Akanthusblättern und Delfinen verziert. Die Erdgeschoßhalle wird durch Blüten- und Rankenmalereien in den Gewölbezwickeln belebt. Veit von Wehingen ließ in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts in den Zwickeln über dem Mittelpfeiler verschiedene Wappenfresken anbringen. Die schmalen Lichtschlitze an der Südwestwand beleuchten das Gefängnis im Untergeschoß, das nur über ein Angstloch in der Decke zugänglich war. Durch die Aufstockung des Wohntraktes wurden die Proportionen des Schlosses ungünstig verändert. Seit 1841 werden elf Wappenscheiben aus der Zeit um 1540 sowie einige Glasfenster der Schlosskapelle aus Sigmundsried im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck verwahrt.

Lage: Tirol/Oberinntal – ca. 14 km südöstlich von Landeck

Besichtigung: von anfangs Juli bis anfangs Oktober finden an Freitagen um 10.00 Führungen statt


Weitere Literatur:


04.07.2009