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Alt-Kainach


Alt-Kainach gehört mit Klein-Kainach und dem Turm zu Kainach zu jenen drei Edelsitzen, die im Gebiet der heutigen Gemeinde Bärnbach auf engen Raum beieinander lagen. Obwohl sie von Mauern und Gräben umgeben waren, hatten sie kaum eine Wehrfunktion zu erfüllen. Jeder war aber Sitz einer Gutsverwaltung. Alt-Kainach hat sich im 14. Jahrhundert aus einem einfachen Meierhof des 12. Jahrhunderts entwickelt und wurde damals mit Mauern und einem Graben versehen. Hier saßen zuerst die Kainacher und dann die Hollenecker. 1467 gehörte der Ansitz Rudolf von Holleneck, der damals in Besitzstreitigkeiten mit den benachbarten Krottendorfern verwickelt war. 1480 wurde Georg von Holleneck von Bauern aus dem benachbarten Piber erschlagen. Sein Bruder Konrad war im folgenden Jahr gezwungen, mit den eingefallenen Ungarn zu paktieren, um nicht seine Herrschaft zu verlieren. Um 1540 ließ Helferich von Holleneck-Kainach die bescheidene Turmburg in ein kleines Renaissanceschloss verwandeln. Als 1580 die Familie im Mannesstamm ausstarb, erbten die Witwe des letzten Holleneckers Justine und die Töchter Ursula und Johanna den Besitz. 1610 wurde Alt-Kainach an Johann Ferdinand Tierndl verkauft. 1665 wurde seine Familie in den Freiherrenstand erhoben. Die Herrschaft war sehr klein und hatte keine Untertanen. Als 1680 in der Umgebung die Pest ausbrach, versuchte man ihre Ausbreitung auf das Schloss zu verhindern, indem man den hier lebenden Bediensteten verbot, auszugehen und die Ernte einzubringen. 1716 wurde Alt-Kainach von Paul Ernst von Aposteln erworben. Eine Zwangsversteigerung brachte 1755 Franz Josef Freiherr von Moscon als neuen Schlossherrn. Anna von Moscon verkaufte das Gut im frühen 19. Jahrhundert ihrem Vater, Anton von Schellenbauer. Es folgten 1811 Franz Sprung, 1818 Anton Hofer auf Hochenberg und 1880 die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft, die im Schloss Wohnungen für ihre Arbeiter einrichtete. 1966 schenkte die Gesellschaft das bereits ziemlich abgewohnte Gebäude dem Steirischen Burgenverein. Diesem gelang es, Alt-Kainach praktisch im letzten Moment vor dem drohenden Verfall zu retten. Zuvor mussten jedoch für die einquartierten 24 Wohnparteien neue Wohnungen besorgt werden. Die alten Decken wurden freigelegt und die eingebauten Zwischenwände wieder entfernt. Die Schlosskapelle wurde restauriert und die Fassaden wurden erneuert. Im sehr gut erhaltenen Schloss ist heute eine Modellsammlung steirischer Burgen untergebracht. In einem Saal im zweiten Obergeschoß finden häufig standesamtliche Trauungen statt.

Alt-Kainach ist ein wuchtiger, dreistöckiger, viereckiger Renaissancebau mit einem hohen Giebeldach. Im Süden und Westen sind zwei starke Ecktürme angebaut, an die sich Bogengänge anschließen. Der Torturm im Nordosten steht zwischen einem kleinen Trakt, bei dem es sich um das ehemalige Pförtnerhaus handeln könnte, und dem Haupttrakt. Noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts bestand das Schloss aus einem massigen viereckigen Wohnturm und einem kleineren angebauten Wohnhaus. Beide Gebäude waren von einer Wehrmauer und einem breiten Wassergraben umgeben. Danach erfolgte der Ausbau, der sich bis in das 17. Jahrhundert erstreckte. Der einst fünfgeschossige mittelalterliche Turm ist noch im Haupttrakt des Schlosses zu erkennen. Da der Hof zu klein war, der Eigentümer aber auf die damals modernen Arkaden nicht verzichten wollte, mussten diese an der südlichen und westlichen Außenfront angebracht werden. Vor allem die dreigeschossigen Bogengänge zwischen den beiden südlichen Türmen geben dem Gebäude ein eigenes Gepräge. Diese nach außen gerichtete Arkadenwand ist in Österreich einmalig. Der Haupttrakt ist mit einem extrem hohen und steilen Walmdach versehen. Es ist praktisch noch einmal so hoch wie das ganze Schloss darunter. Das Portal führt in einen großen gewölbten Vorraum, von dem aus eine breite Treppe in die Obergeschoße führt. Die zweigeschossige Schlosskapelle birgt unter ihrem Kreuzgratgewölbe einen Renaissancealtar aus dem Jahr 1630. Sie ist dem Hl. Florian geweiht, der auch auf dem Altarblatt dargestellt ist. In den Wohnräumen haben sich einige schöne Holzdecken erhalten. Wegen der langen Verwendung als Arbeiterwohnstätte hat sich von der originalen Einrichtung sonst nichts erhalten. Fast alle Räume werden vom Burgenmuseum genutzt. An einer Wand der Sakristei hat man bei Renovierungsarbeiten eine mittelalterliche Schießscharte aufgedeckt. Das Schloss ist von einem großen Park umgeben, der zugleich ein Teil des benachbarten Freibades ist.

Lage: Steiermark/Südweststeiermark – ca. 10 km nördlich von Köflach

Besichtigung: Mai – Oktober, an Sonntagen von 14.00 bis 16.00

Homepage: www.steirischer-burgenverein.at


Weitere Literatur:


30.06.2009