ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Thannhausen


Die Umgebung des Schlosses war schon zur Römerzeit besiedelt. 1857 wurde hier eine villa rustica freigelegt. Während der mittelalterlichen Neubesiedlung entstand an ihrer Stelle um 1130 ein Gutshof, der damals noch als Oberfladnitz bezeichnet wurde, als Zentrum des Rodungsgebietes. Johann von Teuffenbach begann in der zweiten Hälfte des 16. Jh. den daraus hervorgegangene Rittersitz zur wohnlicheren Renaissancefeste auszubauen. Eine Bauinschrift neben dem Portal berichtet, dass 1585 das Gebäude unter Conrad Freiherrn von Thannhausen und seiner Gemahlin Dorothea von Teuffenbach fertiggestellt wurde. Nach dem Aussterben der Thannhausen im Jahr 1686 kam das Schloss an die Familien Khevenhüller und Wurmbrand. Letztere trug mit zahlreichen Umbauten um 1720 dazu bei, dass Teile der einstigen Renaissanceburg einen barocken Charakter bekamen. Seit 1806 gehört Thannhausen den Reichsfreiherren von Gudenus, die es auch bewohnen. Der gegenwärtige Schlossbesitzer, Erwein Gudenus, ist ein Urenkel des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand.

Das gut erhaltene und gepflegte Schloss Thannhausen gehört zu den bedeutendsten Werken der steirischen Spätrenaissance. Es ist ein großer, dreigeschossiger Vierflügelbau, der einen geräumigen Innenhof umschließt. Die Gebäudeecken sind durch rautenförmige Türme verstärkt, die nur wenig aus der Mauerflucht vortreten. Die Ostfront, an der sich der Eingang befindet, ist reicher geschmückt, als die übrigen Seiten. Besonders elegant ist das Rustikaportal mit seinen großen Quadersteinen. Zu beiden Seiten der Toröffnung steht je eine korinthische Säule, die einst die Statue eines Herolds trug. Über dem Torbogen sind fünf steinerne Wappenkartuschen angebracht. Sie repräsentieren die Familien Thannhausen, Teuffenbach, Windisch-Graetz, Khevenhüller und Wurmbrand. Die beiden letzteren wurden erst in der Barockzeit hinzugefügt. Die Fassade ist in den Obergeschossen mit zwei- und dreiachsigen Rundbogenfenstern ausgestattet, die schön gearbeitete Steinrahmen mit seitlichen Pilastern und Mittelsäulchen aufweisen. Sie sind nach dem Vorbild des Grazer Landhauses angefertigt und dem Stil des Domenico dell’Allio nachempfunden. Bei den meisten Fenstern haben sich noch die Gitterkörbe des späten 16. Jh. erhalten. An den nordöstlichen Eckturm ist ein zweigeschossiger Renaissance-Torbau angeschlossen, durch den man in den Wirtschaftshof gelangt.

Der große Innenhof wird an drei Seiten von hohen Trakten umschlossen, während ihn nach Norden eine hohe Mauer, zum Teil noch mit Wehranlagen der alten Feste, abschließt. Sie ist in allen drei Geschossen mit Pfeiler- bzw. Säulenarkaden versehen, die sich auch an der Westseite fortsetzen. In der Südwestecke wurde um die Mitte des 19. Jh. ein Stiegenhaus eingebaut, das eine ältere Treppe ersetzte. Bemerkenswert sind die Rauchfänge, die im 19. Jh. hofseitig mit den Namen und den Geburtsjahren der Kinder der Schlossbesitzer beschriftet wurden. Im Osttrakt, der keine Hofarkaden aufweist, führt eine breite Prunktreppe, die Josef Graf Wurmbrand 1723 anlegen ließ, zu den Repräsentationsräumen im ersten Stock. Architekt des Stiegenhauses war der landschaftliche Baumeister Josef Carlone. Das schmiedeeiserne Gitter, das den Aufgang versperrt, ist eine Arbeit aus dem 2. Viertel des 18. Jh. Im Ost- und Südflügel liegen einige Salons, die mit barockem Stuckdekor und ebensolchen Öfen ausgestattet sind. Im nördlichen Eckzimmer befindet sich eine bemalte Holzdecke und ein prächtiger Kachelofen aus dem Schloss Külml. Im Archivraum haben sich dekorative Wandmalereien des späten 16. Jh. und ein Rokokoofen erhalten. Im tonnengewölbten Museumsraum sind ein schöner Renaissancekamin sowie die Reste der einstigen Rüstkammer zu sehen. Die zweigeschossige Schlosskapelle liegt ebenfalls im Osttrakt. An ihrer hofseitigen Pforte ist die Jahreszahl 1606 angebracht, doch bezieht sich diese auf eine Modernisierung, da sie wesentlich älter ist. Ihr in blau und gold gehaltener Hochaltar ist mit 1640 bezeichnet. Südlich des Schlosses schließt sich ein Park mit einem Gartenhaus an. An der zum Schloss führenden Pappelallee steht eine kleine Straßenkapelle, die mit Fresken von Josef A. Mölk geschmückt ist.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – am Ortsrand von Weiz, in einer Talsenke östlich des Weizberges

Besichtigung: Das Schloss kann im Inneren nicht besichtigt werden.

Sonstiges: Im Sommer finden im Arkadenhof gelegentlich Konzerte statt.


Weitere Literatur:


04.10.2002