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Graz - Palais Inzaghi (Bischofsplatz)


An der Stelle des Palais standen ursprünglich zwei Häuser. Der oberste Theaterdirektor von Graz und Besitzer der Herrschaft Kindberg, Franz Anton Graf Inzaghi, erwarb zwischen 1750 und 1775 das größere. Dieses Eckhaus befand sich seit 1576 im Besitz der Grafen Stubenberg. Es war bereits dreigeschossig und mit einem Eckerker sowie mit einem Balkon über dem Portal ausgestattet. Es war vermutlich der in Graz vielbeschäftigte Baumeister Joseph Hueber, der dem Palais seine heutige Gestalt gab. Das kleine Nachbarhaus wurde 1798 von Johann Nepomuk Graf Inzaghi angekauft. Im 19. Jahrhundert ging das Palais an die Familie Attems über. 1861 ließ Friedrich Graf Attems das kleinere Gebäude abbrechen und durch einen vierachsigen Zubau zum bestehenden Palais ersetzen. Der Architekt Joseph Mixner hatte eine historistische Fassade geplant, doch forderte das Grazer Bauamt eine Angleichung an die Fassade des Hauptgebäudes. Im 19. Jahrhundert hatte das k. k. Militärplatzkommando hier seinen Sitz. 1913 eröffnete ein katholischer Verein im Palais ein alkoholfreies Speisehaus. 1944 wurde das Gebäude durch Bombentreffer schwer beschädigt. Ein Hofflügel musste 1948 abgebrochen werden. Dabei wurden die anschließenden Teile des Haupttraktes erneuert. Edmund Graf Attems ließ 1952 eine Generalrenovierung durchführen, bei der alle Schäden behoben wurden. Heute ist das Palais Inzaghi weitgehend an Firmen vermietet.

Das Palais ist ein stattlicher dreigeschossiger Bau, der wesentlich zum Gesamteindruck des Bischofsplatzes beiträgt. Stilistisch steht er im Übergang vom Spätbarock zum Klassizismus. Das genutete Erdgeschoß des hakenförmigen Gebäudes zeigt flachbogige Fenster in spätbarocker Rahmung. Das rustizierte rundbogige Portal lag ursprünglich in der Mittelachse. Durch den Zubau von 1861 hat es aber seine Symmetrie verloren. Auf dem geraden Gebälk liegen zwei steinerne Löwen, die eine Kartusche mit dem Wappen der Familie Inzaghi bewachen. Diese um 1775/80 entstandene Portalplastik wird Johann Piringer zugeschrieben. Die Türflügel und das schmiedeeiserne Oberlichtgitter stammen aus derselben Zeit. An der Ecke Bindergasse/Bischofsplatz ist ein Stuckrahmen mit dem Bild der Mariazeller Muttergottes angebracht. Das Erdgeschoß wird von den oberen Stockwerken durch ein profiliertes Kordongesims getrennt. Beide Obergeschosse werden durch die frühklassizistischen Fensterrahmungen vertikal verbunden. Als Beletage diente der zweite Stock. Bemerkenswert ist das zweiarmige Treppenhaus mit seinem Schmiedeeisengeländer. An seinen Wänden haben sich die Stuckarbeiten erhalten. Der Deckenstuck wurde jedoch 1952 entfernt. Zu den hier tätigen Stukkateuren zählte auch Heinrich Formentini. In den Repräsentationsräumen, die zum Bischofsplatz gerichtet sind, erkennt man an den Rocaillemotiven, dass die Stuckierung der Decken und Fensterlaibungen dem Spätrokoko zuzuordnen sind. Die Decke eines Alkovens weist hingegen bereits eine josephinisch-klassizistische Stuckierung auf.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Bischofsplatz 1/Bindergasse 3

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.06.2009