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Altprerau


Das Dorf Alt-Prerau gehörte im 14. Jahrhundert zur Herrschaft Staatz der Herren von Maissau. Konrad von Maissau verkaufte 1378 den halben Ort seinem Vetter Heidenreich von Maissau. Als Otto IV von Maissau 1430 in Ungnade fiel und den Großteil seiner Güter verlor, wurde auch Altprerau landesfürstlich. Niclas Truchseß von Drasenhofen zeichnete sich im Abwehrkampf gegen die Hussiten aus und erhielt als Belohnung dafür die Herrschaft zuerst als Pfandbesitz und dann 1456 als Lehen. Das Dorf Alt-Prerau wird 1568 bereits als verlassen bezeichnet. Es wurde nicht mehr besiedelt. Bis heute erhalten blieben jedoch das große Gut mit dem Herrenhaus und der Ort Neu-Prerau, der knapp jenseits der Grenze in Mähren liegt. 1591 verlieh Kaiser Rudolf II die Herrschaft Altprerau an Seyfried Freiherr von Breuner. Leopold Gundaker von Suttner übernahm diese 1741. 1809 wurde das Schloss von den Franzosen geplündert. Altprerau blieb bis 1924 mit der Herrschaft Kirchstetten verbunden. Dann wurde es an den Industriellen Gustav Löw verkauft, auf den 1932 Julius Meinl folgte. Er ließ den Gutsbetrieb ausbauen und errichtete auf dem Gelände eine Konserven- und Dosenfabrik. 1940 wurde auch ein Schlachthaus gebaut. 1943 wurden Schloss und Gut von der Ottakringer Brauerei erworben. Diese befand sich damals im Eigentum der Familie Harmer. Mittlerweile besitzt die Familie Altprerau privat. Kriegsbedingt wurden 1945 die Wohn- und Fabriksgebäude schwer verwüstet. In der Nachkriegszeit konnten die Schäden behoben werden. Von den einstigen Industriebetrieben ist nur noch die Spiritusbrennerei in Betrieb. Heute ist das Herrenhaus Zentrum eines 500 Hektar großen landwirtschaftlichen Betriebes, der sich auf die Produktion von Bio-Produkten spezialisiert hat.

Das meist als Herrenhaus bezeichnete Schloss liegt im nordöstlichsten Zipfel des Weinviertels, fast unmittelbar an der Grenze zu Tschechien. Die L-förmige, zweigeschossige Anlage ist mit einem hohen Walmdach gedeckt. Die Dachhäuschen an der Vorderfront entstanden erst bei einem Dachgeschoßausbau im 19. Jahrhundert. Die Schleppgaupen an den Seitenfronten stammen aber noch aus der Barockzeit. Der Dekor der betont schlicht gehaltenen Fassaden besteht lediglich aus einer Putzquaderung an den Gebäudekanten und Putzfaschen an den Fensterachsen. Die beiden Geschosse sind durch ein Putzband getrennt. Im rechten Teil der achtachsigen Hauptfassade liegt das rechteckige, von Marmorsäulen flankierte Hauptportal. Das Erdgeschoß dürfte noch vom Ende des 16. Jahrhunderts stammen, worauf die damals üblichen Gewölbeformen hindeuten. Der Wohnbereich im Obergeschoß wurde im 17. Jahrhundert, aber auch noch später verändert. Im Erdgeschoß des Osttraktes befindet sich ein großer Raum mit einem Mittelpfeiler, der die vier Gewölbefelder trägt. Ein marmorner Wandbrunnen mit einem Löwenkopf ist ein Relikt aus dem 17. Jahrhundert. Auch die meisten anderen Erdgeschoßräume weisen weit gespannte Kreuzgratgewölbe auf. Im Norden schließt an das Herrenhaus ein Englischer Garten an, der ursprünglich barockgestaltet war. Wie fragmentarisch erhaltene Puttengruppen und der Sockel einer barocken Sonnenuhr zeigen, war er einst gepflegt und reich mit Skulpturen ausgestattet. Im Süden liegt eine große Meierhofanlage mit zum Teil reizvollen zweigeschossigen Wirtschaftsbauten aus dem 19. Jahrhundert. Schloss und Meierhof sind in einen ausgedehnten Park eingebettet, in dem weitere Gebäude des Gutsbetriebes stehen.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 13 km nordöstlich von Laa/Thaya

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.alt-prerau.at


Weitere Literatur:


19.06.2009