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Rankweil


Der 50 m hohe, isolierte Felskegel mitten im Rheintal war schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Seine Lage prädestinierte ihn für die Errichtung einer Befestigung. Dies wurde schon von den Römern erkannt. Im frühen Mittelalter war der Hügel Sitz eines Gaugerichtes. Die Bischöfe von Chur erbauten auf ihm im 8. Jahrhundert eine Kapelle. Diese gehörte zur Zeit Karls des Großen zu einem königlichen Hof, der am Fuße des Hügels lag. Im 12. Jahrhundert errichteten die Udalrichinger, denen damals das Rheintal gehörte, auf seinem Gipfel eine Burg. Vermutlich war der damals genannte „Ranguil“ ihr Gefolgsmann, der mit der Verwaltung der umliegenden Güter betraut war. Nach dem Aussterben der Udalrichinger beauftragten deren Nachfolger, die Grafen von Montfort, einen Ritter mit der Burghut, der sich „von Rancwil“ nannte. Die Herren von Rankweil scheinen vom Beginn des 13. bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts mehrfach urkundlich auf. Die alte Kapelle bestand als Burgkapelle weiter und entwickelte sich vor allem im 14. Jahrhundert zu einem beliebten Wallfahrtsort. Die Burg der Herren von Rankweil wird noch 1344 als Eigentum der Grafen von Montfort bezeichnet. Vermutlich wurde sie bald danach durch einen Brand vernichtet und nicht mehr aufgebaut. Letzter bekannter Burgherr war „Rüdi von Rankweil“, der 1350 die Burg verließ und die Herrschaft Neu-Aspermont in Graubünden erwarb. An der Stelle der Burg baute man die Kapelle zur respektablen Wallfahrtskirche aus. Sie wurde von wohlhabenden Pilgern reich dotiert. Das 14. und 15. Jahrhundert war eine unruhige Zeit. Nicht nur die Appenzeller, sondern auch marodierende Landsknechte zogen plündernd durchs Land. Ihre bevorzugten Ziele waren Kirchen und vor allem Wallfahrtskirchen, da man hier reiche Beute vermutete. 1445 wurde Rankweil von 4000 Schweizer Kriegern geplündert und niedergebrannt. Die Rankweiler entschlossen sich daher, die neu errichtete Kirche burgartig zu befestigen, um nicht so leicht wieder überfallen werden zu können. Außerdem sollte die Anlage als Fluchtort für die Bevölkerung dienen. Beim Ausbau wurden die noch vorhandenen Außenmauern und Substruktionen der Burg verwendet. Seit dem barocken Umbau von 1657 durch den Baumeister Michael Beer gibt es aber keine Bausubstanz der alten Feste mehr. Eigentümer der Kirchenburg ist heute die Pfarre Rankweil.

Der mitten im Ortszentrum aufragende freistehende Liebfrauenberg mit seiner großen Kirche ist das unübersehbare Wahrzeichen von Rankweil. Ihren burgartigen Charakter hat die Basilika bis heute behalten. Im Osten ist ihr ein befestigter Friedhof vorgelagert. Er ist von einer Wehrmauer umgeben, die unterhalb der Mauerkrone eine von größeren Schießfenstern unterbrochene Reihe von Schlitzscharten aufweist. An der Innenseite der Mauer verläuft ein überdachter hölzerner Wehrgang, der an der Nordseite von Arkaden gestützt wird. Der Zugang zur Kirche liegt im Osten. Er wurde durch den zweigeschossigen quadratischen Torturm gesichert. An den Seiten der tonnengewölbten Durchfahrt erkennt man einfache Flankierungsscharten. Das Obergeschoß des Torturmes war als Wächterstube eingerichtet, in der bis 1970 ein Nachtwächter saß. An der Außenseite des Turmes ist im Giebelfeld ein Freskomedaillon zu sehen, das „Unsere liebe Frau von der immerwährenden Hilfe“ darstellt. Bemerkenswert ist der um die Kirche führende gemauerte Wehrgang, von dem man aus das gesamte vorarlbergische Rheintal überblicken kann. An der Nordwestecke der Kirchenburg ragt ein runder Turm empor, der ein achteckiges Zeltdach trägt. Es handelt sich dabei um einen Wehrturm aus der Zeit um 1500, der auf Grund seiner starken Mauern offenbar die Funktion eines Bergfriedes zu übernehmen hatte. Michael Beer verwandelte ihn 1657 durch den Einbau einer Wendeltreppe in einen Treppen- und Glockenturm. Damals wurden auch die großen Schallfenster eingebaut. Die alten Schlitzscharten blieben zur Beleuchtung des Stiegenhauses erhalten.

Lage: Vorarlberg/Rheintal – inmitten der Stadt Rankweil

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


17.06.2009